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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sich nervös um.
    »Verdammt, Mike, ich habe dir doch erklärt, wie das ist!«, fluchte die Frau an seiner Seite.
    Salvatorius verstand nicht, wovon die beiden sprachen, doch vorsichtshalber knurrte er noch ein wenig bedrohlicher.
    »Ihr gehört nicht zu den Dunklen , nicht wahr?«, fragte der alte Priester.
    » Dunkle? «
    »Das sind doch die Hunde, die aus dem städtischen Tierheim befreit worden sind.« Der Alte lächelte knapp und deutete auf die Meute, die Salvatorius folgte. »Ich kann euch einen Ort zeigen, an dem es keine Hundefänger gibt. Ich müsste euch allerdings vorher um einen kleinen Gefallen bitten. Ein paar Verbündete sind in Bedrängnis geraten …«
    Der Priester erzählte eine Geschichte, die so verrückt war wie das, was in den letzten Tagen mit ihm, Doktor Salvatorius, dem berühmtesten Zahnarzt der Stadt, geschehen war. Überzeugend war aber vor allem die Ausstrahlung des Alten. Er schien ein harter Kerl zu sein und zugleich auch sehr einsam. Einer von jenen, die einem Hund mehr Zuneigung schenkten als den meisten Menschen.
    Nach einer Weile verspürte sogar Salvatorius den Drang, zu dem Alten hinüberzugehen, um sich die Schnauze an seinem Hosenbein zu schubbern und sich den Nacken kraulen zu lassen. Bevor es zu so plumpen Vertraulichkeiten kommen konnte, stimmte er dem Vorschlag des Priesters zu.
    Begeistert forderte der Gottesmann nun seine Gefolgsleute auf, alle einen tiefen Schluck aus ihren Lederschläuchen zu nehmen, und murmelte dabei etwas von päpstlich gesegnetem Zielwasser .
    Verrückt, dachte Salvatorius erneut.
    *
    Die Dunklen hatten Menschen und Heinzelmänner voneinander getrennt. Sie bildeten einen großen und einen kleinen Block an den gegenüberliegenden Seiten des engen Talkessels. Zwei Rechtecke aus missmutig stampfenden Füßen, Augenpaaren, die auf den aufgewühlten Schnee geheftet waren, so als läge dort das Geheimnis ihrer Niederlage, und Hände, die rot gefroren aneinander gerieben wurden, ohne dass es half.
    Wallerich blickte zu dem großen Haufen von Waffen, der zu Füßen des Betondrachen lag. Einer nach dem anderen waren sie dort vorbeimarschiert und hatten Spieße, Schwerter, Hämmer und Hellebarden zu einem riesigen Halmaspiel aus Rundhölzern und Stahl aufgeschichtet. Der Heinzelmann versuchte seinen Zimmermannshammer ausfindig zu machen, mit dem er den Sieg über Rübezahl errungen hatte. Was für ein glorreicher Augenblick!
    Ein plötzlicher Schrei ließ hundert Blicke zum Rand der Klippen auffahren. Klappernd fiel ein Bogen die Felsen hinab. Einer der Alben wehrte sich verzweifelt gegen einen riesigen Hund, stieß erneut einen gellenden Schrei aus und verging plötzlich zu einem blassrosa Wölkchen aus Wasserdampf, das vom eisigen Wind, der von der Burgruine herabfegte, zerpflückt wurde.
    Dann brach die Hölle los. Wohl zwanzig oder noch mehr große Hunde tauchten am Rand der Klippen auf und fielen über die völlig überraschten Alben her. Und mitten unter den Hunden war der Inquisitor. Er trug eine schwarze Robe, sang lauthals einen christlichen Psalm und hielt einen Wasserschlauch in der Hand, mit dessen Öffnung er auf einen der Bogenschützen zielte. Eine dünne Fontäne, die nach ganz gewöhnlichem Wasser aussah, spritzte hervor und traf den Albenkrieger. Die Wirkung war erstaunlich. Erst blickte der Albe überrascht, dann tastete er mit der Hand über sein weißes Wams und brach in spöttisches Gelächter aus. Im nächsten Moment löste auch er sich in ein rosa Wölkchen auf.
    Jetzt erschienen auch die übrigen Kampfgefährten des Inquisitors. Sie richteten ihre Wasserschläuche gegen die Alben, die sich in dem engen Talkessel befanden.
    »Holt euch die Waffen zurück!«, rief Wallerich, trat seinem Bewacher vors Schienbein und rannte in Richtung des Stapels beim Betondrachen.
    Der Erlkönig verwandelte sein Schwert in einen Regenschirm und winkte der Schneekönigin. »Halt sie auf! Lass das Wasser gefrieren!«
    Die blasse Monarchin begann mit den Händen zu wedeln und rief Worte der Macht.
    So schnell kühlte die Luft aus, dass sich in Wallerichs Bart knisternd Raureif bildete. Jeder Atemzug stach wie mit Messern in die Lungen.
    »Erzittert, Ausgeburten der Hölle!«, schrie der Inquisitor in heiliger Ekstase von den Klippen herab.
    Ein Trupp Bogenschützen zielte auf ihn. Doch alle Pfeile gingen fehl. Stattdessen wurde ein Husky getroffen, der an der Seite des Kirchenmanns stand.
    Inzwischen hatten Wallerich und zwei Ritter vom Clan der Raben den

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