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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mehr sehen. Er spürte, wie er in den aufgewühlten Schnee fiel, hörte, wie Rolf den Albenfürsten verfluchte. Er wollte noch etwas sagen, doch es war, als sei seine Zunge an seinen Kiefer genietet. Dann verlor er das Bewusstsein.
    *
    Pater Wschodnilas kniete im tiefen Schnee nieder und blickte verzweifelt zum weiten Himmel empor. Waren all seine Gebete und seine Anstrengungen vergebens gewesen? Gemeinsam mit seinen Gefährten hatte er einen weiten Umweg die Bergflanke hinauf gemacht und nun das. Die Schlacht war entschieden. Er glaubte nicht, dass sie zu sechst noch etwas am Sieg der Dunklen ändern konnten.
    War es seine Schuld gewesen? War es Vermessenheit, die ihn zu dem weiten Umweg verleitet hatte, um im entscheidenden Augenblick eine besondere Rolle in der Schlacht zu spielen? Waren es gar Einflüsterungen des Teufels? Es hieß, wer zu lange die Dunkelheit bekämpfte, der würde eines Tages den Versuchungen erliegen. War heute dieser Tag für ihn gekommen?
    Als sie auf dem Schlachtfeld eintrafen, hatten die Bogenschützen der Alben den Talkessel umstellt. Wschodnilas hatte sie eine Weile beobachtet. Es waren zu viele. Hätte er nur ein paar Mitstreiter mehr gehabt! Aber zu sechst anzugreifen, das war aussichtslos. Sie würden sicher einige Bogenschützen erledigen … Aber die übrigen würden sie über den Talkessel hinweg einfach niederschießen.
    »Herr, gib mir ein Zeichen!«, flehte der Inquisitor verzweifelt den von Sturmwolken verhangenen Himmel an.
    In der Ferne ertönte Hundegebell.
    Wschodnilas stutzte. War das eine Antwort? Mit einem Seufzer stand er auf. Die Kälte machte ihm zu schaffen. Seine Knie waren ganz taub.
    Jetzt war nichts mehr zu hören. Hatte der Herr ihm wirklich ein Zeichen senden wollen oder hatte nur ein einsamer Hund in seinem Zwinger gebellt? Schon wieder diese Zweifel! Wütend ballte der Priester seine Fäuste zusammen. Das war ein Zeichen!
    Er deutete in die Richtung, aus der das Bellen erklungen war. »Folgt mir, wir holen Verstärkung!« Vor seinem geistigen Auge sah er, wie eine riesige Hundemeute den Dunklen in den Rücken fiel und die völlig überraschten Alben in Panik ihre Waffen fallen ließen. So, wie der Herr einst Rattenheere als Plage ins alte Ägypten geschickt hatte, so würde er nun Hunde schicken, um die Dunklen wieder zu vertreiben.
    Warum, zum Teufel, Hunde?, meldete sich eine zweifelnde Stimme im hintersten Winkel seines Hirns. Warum nicht Engel?
    »Die Wege des Herren sind unergründlich!«, murmelte Wschodnilas. Wenn Gott uns Hunde schickt, dann wird er schon wissen, warum.
    *
    Je kälter es wurde, desto stärker wurde auch der verheißungsvolle Duft der Freiheit. Salvatorius kauerte neben einer Eiche im Schnee und kratzte sich gerade hingebungsvoll mit dem rechten Hinterlauf hinter seinem Ohr. Einer seiner vierbeinigen Gäste schien Untermieter eingeschleppt zu haben, dachte der Zahnarzt flüchtig, als zwischen den Bäumen plötzlich seltsame Gestalten auftauchten. Zwei Priester in irgendwie merkwürdigen Gewändern, die von zwei Kriegerinnen und zwei Kriegern begleitet wurden, die so aussahen, als seien sie geradewegs einem Robin-Hood-Film entsprungen. Merkwürdigerweise trug jeder von ihnen drei große lederne Wasserschläuche.
    Salvatorius hörte auf, sich zu kratzen, und begann leise zu knurren. Die größeren Hunde scharten sich um ihn, während Bella die Dackel und Pudel in ein nahe gelegenes Gebüsch führte.
    Der Jüngere der beiden Priester bekreuzigte sich beim Anblick des Werwolfs. Salvatorius hatte den Eindruck, ihn kurz etwas über verfluchte Baldriantropfen flüstern zu hören, doch ganz sicher war er sich nicht. Der ältere Priester hingegen ging in die Hocke und zwinkerte freundlich. »Na, meine Schönen? Euch schickt der Herrgott.«
    Verärgert registrierte Salvatorius, wie ein verspielter junger Husky ein paar Schritt in Richtung des Alten machte, so als wolle er sich den Nacken kraulen lassen.
    »Was wollt ihr?«, knurrte der ehemalige Zahnarzt.
    Eine der beiden Kriegerinnen, sie sah fast aus wie Lara Croft, zog den Verschluss von einem ihrer Wasserschläuche und richtete das Mundstück auf Salvatorius, so als handle es sich dabei um eine Waffe. Besser gesagt, sie versuchte es auf ihn zu richten, denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund zielte sie um einen halben Meter daneben. Verrückte, dachte der Werwolf.
    »Gibt es hier wieder einen von diesen verdammten Predators?«, fragte der hünenhafte Krieger im Gefolge der Priester und sah

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