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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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die Hände. Er erinnerte sich noch deutlich an einen Abend, an dem Mariana den Clan der Ui Talchiu dazu überredet hatte, an einem Experiment mit Pilzen teilzunehmen. Daran, was in den ersten Stunden danach geschah, konnte sich hinterher niemand mehr so richtig erinnern. Sie hatten für ihr Fest ein Clubhaus von Pfadfindern gemietet gehabt. Am nächsten Morgen waren sämtliche Wände mit Graffiti eingesprüht, Sebastian, der Küster, hatte sich eine Glatze geschoren und verkündete, er sei Attila, die Geißel der Christenheit, Gabriela tanzte nackt durch den Wald, Almat hielt sich noch drei Tage lang für einen Baum und bewegte sich nicht aus der Mitte des Clubhauses, und irgendjemand hatte beim benachbarten Bauern ein halbes Dutzend Hühner geklaut, ihre Füße mit Sekundenkleber eingeschmiert und sie unter die Tischplatten der Festtafel geklebt. »Nein«, wiederholte Till entschieden, »Pilze sind nichts für mich.«
    Eine Weile saßen die beiden schweigend aneinander gelehnt und lauschten dem Rauschen der Meeresbrandung. Till sah Neriella jetzt in aller Deutlichkeit. Sie trug ein durchscheinendes, weißes Kleid von schlichtem Schnitt und Fußbändchen aus geflochtenem Gras. Ein überwältigender, sinnlicher Duft nach frischem Laub, Harz und Akazienhonig ging von ihr aus. Vielleicht hatte das Hasch seinen Geruchssinn überreizt, dachte Till einen Augenblick lang, dann fragte er sich, warum er immer für alles eine Erklärung haben musste. Statt weiter nachzugrübeln vergrub er sein Gesicht in ihrem Haar und gab sich ganz dem betörenden Duft hin.
    Neriellas Hände strichen zärtlich über seinen Rücken, glitten tiefer und schoben sich unter sein Hemd. Ein wohliger Schauer überlief ihn. Plötzlich schreckte er zurück. Er durfte sich noch nicht gehen lassen! Er hatte sich etwas geschworen!
    »Hab ich etwas Falsches getan?«, fragte die Dryade betroffen.
    »Mir hat noch nie jemand so gut getan wie du«, versicherte Till, »aber für heute hatte ich mir vorgenommen dich in eine fremde Welt zu entführen. Lehn dich zurück, schließe die Augen und lausche dem Meer. Stell dir vor, wie warmes Wasser um deine Beine streichelt. Über dir ziehen weiße Möwen über den Himmel …« Er griff nach der Jutetasche und holte ein großes Einmachglas hervor. Zufrieden stellte er fest, dass es noch warm war. Es war mit feinem, weißen Sand gefüllt, den er auf einer Baustelle gestohlen und dann in einem Topf auf dem WG-Herd erwärmt hatte. Mit spitzen Fingern öffnete er das Glas und tastete nach dem Sand. Er war angenehm warm, so wie an einem Sommertag an einem Karibikstrand.
    Till ließ ein wenig von dem Sand über Neriellas Beine rieseln.
    »Was ist das?«
    Seine Hand strich zart über ihre Lippen. »Frag nicht. Stell dir vor, wie wir zusammen im Sand an einem fernen Meeresstrand liegen.« Er nahm ihre schlanke Hand und führte sie durch die Öffnung des Einmachglases, sodass ihre Finger sich in den Sand graben konnten.
    Jetzt holte Till ein kleines Fläschchen mit Kokosöl, das er von Gabrielas Schminktisch stibitzt hatte. Er ließ ein wenig von dem Öl auf seine Hände tropfen, verrieb es und strich dann sanft über Neriellas Gesicht. »Dieser Duft stammt von sehr großen Nüssen, die auf den Bäumen am Meer wachsen«, erklärte er mit warmer Stimme.
    Die Dryade schnupperte neugierig. Dann ergriff sie plötzlich seinen Arm und küsste ihn leidenschaftlich in die Handfläche.
    Tills freie Hand tastete noch einmal nach der Jutetasche. Schnell fand er die faustgroße Frucht, die er gesucht hatte. Eine Mango. Er hob sie vor Neriellas Gesicht und drückte zu, sodass heller Saft auf die Wangen der Dryade tropfte und gelbes Fruchtfleisch zwischen seinen Fingern hervorquoll. Der schwere, süßliche Duft der Tropenfrucht hüllte sie ein. Neriella stieß einen verzückten Schrei aus und leckte dann über seine klebrige Hand. Ihre Zunge war rau, so wie bei Katzen, und ihre Berührung verursachte ein angenehmes Prickeln auf der Haut.
    Die Hände der Dryade legten sich um Tills Nacken. Sie zog ihn zu sich hinab. Ihre Lippen schmeckten nach Mango, als sie ihn küsste und ihre Hände seinen Rücken hinabwanderten, um dann nach seiner Gürtelschließe zu suchen. Immer leidenschaftlicher wurde ihr Kuss, während sie ihn mit geschickten Händen entkleidete. Zuletzt löste sie sich kurz, um ihr dünnes Kleid abzustreifen.
    Im Licht, das von der Leinwand reflektiert wurde, schimmerte ihr Leib in zartem Blau. Warmer, süß duftender Atem

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