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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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und es könnte sie beunruhigen. So weit treffen sich unsere Interessen doch, nicht wahr, Herr Standartenführer? Das würde nur komplizierte Erklärungen notwendig machen, für die jetzt wirklich keine Zeit ist. Einverstanden?«
    Als Falkenberg nickte, ging Heinrich zur Tür und winkte den drei Männern zu, die rauchend in einigen Metern Entfernung damit beschäftigt waren, mit abgebrochenen Zweigen die Spuren im Schnee zu verwischen. Am Rand der Lichtung konnte ich jetzt auch den Kübelwagen erkennen, der mit rauchendem Motor an der Brücke gestanden und als Falle gedient hatte. Heinrich winkte Tadeusz zu, worauf dieser seinen Männern ein Zeichen gab, bei den Fahrzeugen zu bleiben, und an die Tür kam. »Wir nehmen den Mercedes, den Kübelwagen und das Motorrad können Sie behalten«, erklärte er. »Und hier ist das versprochene Honorar.« Er zog einen dicken Umschlag aus einer Innentasche seines Pelzmantels und reichte ihn Tadeusz. »Wenn ich Sie wieder brauche, werde ich mich bei Ihnen melden«, fügte er dann hinzu und drückte Tadeusz die Hand. »Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, dass Sie gut daran tun, möglichst schnell in Richtung Süden zu verschwinden.«
    Tadeusz klappte den Umschlag auf, warf einen Blick hinein, verstaute ihn dann in einer seiner Taschen, machte eine Handbewegung, die wie eine ziemlich schlampige militärische Ehrenbezeigung wirkte, und stapfte durch den Schnee zu seinen Kameraden zurück. Heinrich wartete, bis Tadeusz und seine Leute ihre Fahrzeuge bestiegen und sich in Bewegung gesetzt hatten, und kehrte dann in die Hütte zurück.
    »Ich denke, wir sollten hier auch verschwinden, je schneller, desto besser«, meinte er. »Ziehen Sie bitte Ihre Schuhe wieder an, Herr Lukas, und kommen Sie mit. Und den Herrn Standartenführer darf ich auch bitten«, nickte er Falkenberg zu, zog einen Schlüssel aus der Tasche und löste dessen Fußfesseln. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich Sie für die nächsten paar Minuten an den Herrn Standartenführer ankette«, meinte er dann zu mir gewandt und forderte mich, sobald ich wieder in meine Schuhe geschlüpft war, mit einer einladenden Bewegung auf, ihm mein Handgelenk hinzuhalten. »Ich habe dafür meine guten Gründe, die vermutlich nur Herr Falkenberg versteht. Ich werde Ihnen das bei Gelegenheit erklären, haben Sie also bitte für den Augenblick Nachsicht mit mir«, meinte er, als er meinen verblüfften Gesichtsausdruck bemerkte.
    Falkenberg sah mit finsterer Miene zu, wie die Handschellen einschnappten, und folgte dann Heinrich und mir zum Wagen, wo Heinrich ihn aufforderte, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen, mir die Handschellen abnahm und sie gleich wieder am Türgriff befestigte.
    Dann setzte er sich hinter das Steuer, forderte mich auf, neben ihm Platz zu nehmen, warf noch einen prüfenden Blick in die Runde und ließ dann den Motor an. Ein Klicken verriet mir, dass er die Türen verriegelt hatte. »Wir machen jetzt eine kleine Spritztour nach Westen«, flüsterte er mir zu. »Ich möchte mich möglichst bald unter vier Augen mit Ihnen unterhalten, aber vorher will ich unseren verehrten Gast in sicheren Gewahrsam bringen.«
    Eine gute halbe Stunde rollten wir schweigend über Waldwege, sofern man die holpernde Fahrt als Rollen bezeichnen konnte, bis wir schließlich eine Fernstraße erreichten und Heinrich das Tempo steigern konnte. Die ganze Zeit hatte im Wageninneren Schweigen geherrscht. Man konnte die Abneigung zwischen den beiden Männern beinahe körperlich spüren, und ich war so mit meinen Gedanken beschäftigt, dass mir nicht nach Reden zumute war. Schließlich konnte ich nicht wissen, ob ich nicht eine Gefangenschaft gegen eine andere vertauscht hatte, auch wenn Heinrich den Eindruck erweckte, auf meiner Seite zu stehen. Dass er ebenso wie Falkenberg nicht aus dieser Welt – Zeitlinie, Dimension, Wahrscheinlichkeitsebene? Ich hatte mich bis jetzt nicht für eine Bezeichnung entscheiden können – stammte, war offensichtlich. Aber ob das gut oder schlecht für mich war, wusste der Himmel.
    Es schneite nach wie vor heftig, sodass die Scheibenwischer alle Mühe hatten, die Windschutzscheibe frei zu halten, und es gab kaum Verkehr. Ein Blick auf den Tacho zeigte mir, dass Heinrich mit geradezu halsbrecherischer Geschwindigkeit dahinraste – die Tachonadel vibrierte ständig bei 180 –, aber in der schweren Limousine war davon kaum etwas zu bemerken, auch das Motorengeräusch drang kaum in den wohlig warmen

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