Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
Tresorraum fortschaffen müssen. Sie ist dort nicht mehr sicher. Ersetzen Sie sie durch das Duplikat.«
    Es dauerte eine Weile, bis Hannah die Bedeutung seiner Worte erfasste. »Die Scheibe stehlen? Sind Sie noch bei Trost? Warum sollte ich so etwas tun?«
    Stromberg schüttelte den Kopf. »Nicht stehlen, Frau Peters, schützen. Mir sind aus gutunterrichteter Quelle Gerüchte zu Ohren gekommen, dass es Pläne gibt, die Himmelsscheibe zu rauben. Eine machtvolle Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, die Scheibe zu entwenden und für ihre Zwecke zu missbrauchen. Sie darf auf keinen Fall erfolgreich sein - in unser aller Interesse.«
    »Organisation? Was für Leute sollen das sein?« »Es gibt eine Gruppe von Menschen - nennen wir sie der Einfachheit halber eine geheime Sekte, obwohl es weit mehr ist als das -, die alles dafür tun würde, diese Scheibe in ihren Besitz zu bringen. Es geht um ein Ritual. Der Tempel, von dem aus sie operieren, liegt irgendwo in der Nähe des Brockens.
    Genau wie ich sind diese Leute überzeugt, dass sich mittels der Scheibe eine Pforte öffnen lässt. Und es ist ihnen verdammt ernst damit. Sie haben bereits begonnen, ein Loch in unser Raum-Zeit-Gefüge zu stoßen. Die Auswirkungen müssten Sie längst zu spüren bekommen haben.« »Wovon sprechen Sie?«
    Er wandte sich ihr zu. »Erinnern Sie sich an die Schriftzeichen an der Ober- und Unterkante des Kopfsteins? Wir haben sie übersetzen lassen. Der Text spricht von merkwürdigen Wetterphänomenen. Gewittern, starken Sturmwinden und einem seltsamen Leuchten, das pünktlich um Mitternacht einsetzt und sich bis in die Morgenstunden zieht. Haben Sie davon etwas mitbekommen?«
    Hannah war zu erstaunt, um antworten zu können. Stromberg nickte. »Nun, das ist erst der Anfang. Die Rede ist von einer plötzlichen Kälte, die das Land überziehen wird. Schnee und Hagel werden den Ort des Rituals in eine Welt aus Eis verwandeln. Und jetzt raten Sie mal, was ich heute Morgen erfahren habe? Während überall in Deutschland frühlingshafte Temperaturen herrschen, sind auf dem Brocken in der letzten Nacht zehn Zentimeter Neuschnee gefallen.« Er senkte seine Stimme. »Glauben Sie mir, Hannah, die Dinge fangen an, sich zuzuspitzen. Alles deutet darauf hin, dass den Leuten nur noch diese letzte Scheibe fehlt, um ihr Ritual durchzuführen. Sie werden nicht ruhen, ehe sie sie in ihren Besitz gebracht haben.«
    »Warum sollten sie das tun? Was ist so wichtig an dieser letzten Scheibe? Und was hat das Ganze mit der mesopotamischen Kultur zu tun?«
    »Wie es scheint, hat es vor zwanzig Jahren schon einmal einen Beschwörungsversuch gegeben. Irgendetwas ist damals schiefgelaufen. Es hat einen Haufen Verletzte gegeben. Bei den Untersuchungen zu diesem Fall ist nichts Brauchbares herausgekommen. Offenbar verstehen es diese Leute hervorragend, ihre Spuren zu verwischen. Wie auch immer: Dass das Ritual gescheitert ist, könnte daran liegen, dass ihnen damals die vierte Scheibe gefehlt hat. Sie war damals schlichtweg noch nicht gefunden worden. Diesmal liegt der Fall anders.« »Und warum diese Eile?«
    »Offenbar hat das Ritual etwas mit der bevorstehenden Walpurgisnacht zu tun. Es ist, wie Sie wissen, seit jeher eine bedeutsame Zeit für heidnische Kulte, seien sie nun keltisch, babylonisch oder sumerisch.«
    Hannah schüttelte den Kopf. »Sind das alles nur Vermutungen, oder haben Sie Beweise?«
    Stromberg verschränkte die Arme vor der Brust. »Es gibt jemanden, der für mich seit Jahren an diesem Fall arbeitet. Ein Informant aus dem allernächsten Umfeld, wenn Sie so wollen. Er war es, der mich auf die Gefahr aufmerksam machte. Wenn das eintritt, was er vorhersagt, sehen wir uns einer Gefahr ausgesetzt, die Sie und ich uns kaum vorstellen können.« »Sie meinen Pasusu?« Hannah schüttelte den Kopf. »Aber das ist doch alles nur Aberglaube. Heidnischer Hokuspokus.« »Wir sprechen hier von der Religion einer ganzen Hochkultur.«
    Hannah gab ein abfälliges Schnauben von sich. »Sekten, Kirchen, Religionen, das ist doch alles derselbe Mummenschanz. Ich habe Ihnen gesagt, was ich davon halte.« »Und die Möglichkeit, dass in manchen Fällen doch ein wahrer Kern darin steckt, schließen Sie völlig aus? Na, Ihre Überzeugung möchte ich haben.«
    Hannah schüttelte den Kopf. »Ich werde nie verstehen, dass ein intelligenter Mann wie Sie an so etwas glauben kann.« Nach einem kurzen Zögern sagte sie: »Wollen Sie wissen, was ich wirklich denke?« »Ich

Weitere Kostenlose Bücher