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Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")

Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")

Titel: Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung") Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Rabenstein
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das zu beschreiben. Die Bevölkerung ist am Leben, doch sie befindet sich in einem andauernden Traum auf einer sterbenden Welt«, erklärte Herimos mit trauriger Stimme. »Die Progonauten wandern über die Oberfläche ihres verseuchten Planeten und beschreiten ihr Leben, als ob alles in Ordnung wäre. Sie glauben noch immer, dass sie sich in ihrer glorreichen Vergangenheit befinden. Ihre Augen sind offen, doch ihre Sinne sind blind. Sie erkennen die Verwüstungen nicht, welche sie umgeben. Der fortschreitende Verfall ihrer Welt wird aus ihrer Wahrnehmung vollkommen ausgeblendet. Der eigene körperliche Zustand, oder der anderer Progonauten, scheint für sie nicht sichtbar oder fühlbar zu sein. Für diese Wahrnehmungsstörung ist die Entartete Technik verantwortlich. Die meisten Progonauten befinden sich in einer Art Dämmerzustand und sind kaum ansprechbar. Sie wirken auf mich wie Maschinen und nicht wie denkende Wesen. Einige wenige Progonauten besitzen jedoch noch immer ein Restbewusstsein, welches allerdings nur sporadisch an die Oberfläche durchdringen kann. So wie im Fall Ramirs, dessen innere Zweifel ich nutzen konnte, um mich über die Schnittstelle des Nanopoden-Panzers in das Netzwerk der Entarteten Technik und somit in Ramirs Leben und Gedanken einzuklinken. Ich konnte ihn nur deshalb erreichen, weil sich sein Bewusstsein in einem temporären Ungleichgewicht befand. Dies war eine einmalige Chance. Zu einem späteren Zeitpunkt hätte die Entartete Technik womöglich innerhalb kurzer Zeit wieder die Führung über seinen Körper übernommen.«
    Vasina von Atlantika schloss betroffen die Augen.
    »Kann man die Bevölkerung retten und die Infektion rückgängig machen oder kurieren, so wie bei dir?«
    Der Neo-Sapiens blickte ihr traurig durch das Kraftfeld entgegen.
    »Es gibt für diese Welt und ihre Bewohner keine Rettung und keine Hoffnung. Alles Leben dort unten ist infiziert. Die biotechnische Verzahnung zwischen den progonautischen Genen und der Entarteten Technik ist tiefgreifend und nicht mehr umkehrbar. Jeder der es wagt auf dem Planeten zu landen, wird diesen Versuch mit gewaltsamer Assimilation und ewiger Versklavung bezahlen. Die Sporen der Entarteten Technik sind überall zu finden. In der Luft, im verseuchten Ozean, in den Häusern ... Es gibt keinen sicheren Ort auf India. Die Bevölkerung hat nicht mehr viel mit den ursprünglichen Progonauten gemein. Die Körper aller Individuen sind von der parasitären Technologie durchdrungen. Der Befall verhindert, dass ihre Körper altern. Vermutlich hat jeder Progonaut bereits mehrere virtuelle Leben durchträumt. Sie wachsen heran, gehen ihrem Studium nach, um anschließend mit einem Schiff ins All zu starten. Dieser Zyklus spielt sich allerdings nur in ihrer Fantasie ab und scheint sich in einer Endlosschleife zu wiederholen. Viele von ihnen sind aber bereits tausende Jahre alt, was man ihnen auch ohne Untersuchung ansieht. Ohne die Entartete Technik würden sie sofort kollabieren und sterben. Es gibt kaum noch funktionierende Alt-Technik auf India. Der Planet ist mit Ruinen und verfallenen Gebäuden bedeckt! Die Verkehrswege sind mit liegengebliebenen Fahrzeugen verstopft. Nur noch einige wenige davon sind fahrtüchtig, die meisten defekt. Für die Augen der Progonauten von India erscheint jedoch alles normal. Zwar ist die progonautische Technologie sehr robust und stellenweise noch immer aktiv, doch der Verfall ist unaufhaltsam und vorprogrammiert. Die ehemaligen Industrieanlagen und Robotfabriken arbeiten längst nicht mehr und liegen brach. Es ist mir jedoch völlig schleierhaft, was dieses virtuelle Leben bezwecken soll. Es gibt keine Raumschiffe, keine Ambitionen der Entarteten Technik, den Planeten mitsamt den Wirten zu verlassen. India ist ein geschlossenes System, ein Mikrokosmos, in dem die ehemalige Bevölkerung noch immer glaubt, im Zeitalter von Herrscher Schanthier zu leben.«
    Vasina war zutiefst bestürzt. Sie schlug die Hand vor den Mund und dämpfte ihren Schrei des Entsetzens. Tränen liefen über ihre Wangen, als sie die Projektion des Planeten vor sich sah.
    Während die
Techno-Fähre
India so darstellte, wie es wirklich war, eine durch radioaktive und schmutzig-gelbe Wolkenschleier verhüllte Welt, erlebten die infizierten Progonauten auf der Oberfläche womöglich einen sonnigen Sommertag.
    »Das ist grausame und pervertierte Folter!«, schluchzte Vasina. »Warum hast Du Ramir nicht die Wahrheit gesagt?«
    Herimos atmete heftig

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