Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
Feind
Ramir entwickelte geradezu unmenschliche Kräfte, die nicht von seinem Körper allein aufgebracht werden konnten. Der infizierte Kokrader war dafür verantwortlich. Noch bevor sich Herimos von dem letzten Schlag erholen konnte, war der Progonaut wieder über ihm und packte zu.
Herimos zeigte seine Zähne und brüllte ihm entgegen: »Ramir, erforsche dein Inneres! Du willst mich nicht töten!«
Der junge Chot blickte an ihm vorbei und lauschte, doch es waren nicht die Worte von Herimos, auf die er hörte, sondern die mentalen Befehle des so genannten Mentors:
Töte ihn jetzt
!
Der Neo-Sapiens fühlte sich angehoben und erneut durch den Raum geschleudert. Der Wissenschaftler von Equinox landete auf dem Rücken und musste zu Atem kommen. Herimos betastete seine schmerzende Brust. Einige Blessuren an Armen und Beinen würden mit Sicherheit zurückbleiben. Er lag mitten in einer Staubwolke und stöhnte leise. Für einen kurzen Moment blickte er zur Sternenkarte des Tempeldomes hinauf. Die Jamal-Spange befand sich noch immer an ihrem Platz und leuchtete um ein Vielfaches heller als zuvor.
Ramir sprang flink über die zerstörten Sitzreihen und packte Herimos erneut. Der bereits sichtlich entkräftete Wissenschaftler blickte in kalte Augen. Ramirs Blick besaß eine eigentümliche Leere.
Er ist nicht verantwortlich für das was er tut
, dachte Herimos immer wieder. Der Neo-Sapiens hatte bisher auf heftige Gegenwehr verzichtet. Er wollte Ramir nicht verletzten.
Obwohl Ramir in diesem Augenblick die Macht hatte, den Kampf schnell und konsequent zu beenden, verharrte er plötzlich.
Herimos erkannte den Grund. Aus seinen Augenwinkeln konnte er beobachten, wie der ehemalige Kokrader nach oben sah und nun ebenfalls auf die Aura der Jamal-Spange aufmerksam wurde.
Der Gnom stieß aufgeregte Laute aus und steuerte sein Schwebekissen langsam in die Höhe, direkt auf das leuchtende Objekt zu.
Herimos bekam unter dem erbarmungslosen Griff des Progonauten Atemnot und begann, um sich zu schlagen. Doch seine harten Treffer beeindruckten den Progonauten nicht.
»Ramir ... befreie dich von dem fremden Einfluss!«, röchelte er. »Ich ersticke!«
Der ehemalige Kokrader hatte den Zenit des Tempeldomes fast erreicht und schwebte nun direkt unterhalb der hell leuchtenden Erscheinung. Er musterte die Spange mit seinen großen Augen. Je näher der Kokrader der Spange kam, desto heller leuchtete sie. Dieser Umstand schien den Gnom zu faszinieren. Der Todeskampf zwischen Ramir und Herimos, welcher sich direkt unter ihm abspielte, verkam plötzlich zur Nebensache.
»Ramir«, stöhnte Herimos. »Lass mich los!«
Der Progonaut war irritiert. Die bereits zum tödlichen Schlag erhobene Faust verharrte unschlüssig in der Luft. Ramir schwankte und sein Blick begann zu flackern. Leben kam in seine Augen zurück.
»Herimos?«, fragte er plötzlich erstaunt und blickte den Wissenschaftler entsetzt an. »Was tust Du hier am Boden?«
Als der Chot erkannte, dass seine Hand Herimos’ Kehle umschloss, zog er sie erschrocken zurück. Erst dann nahm der Progonaut die seltsamen Geräusche über seinem Kopf zur Kenntnis und blickte auf. Als er den Kokrader sah, welcher seine Aufmerksamkeit nicht mehr von der Spange abwenden konnte, erschrak er.
»Was ... ist das für ein Wesen? Wie ... kommt es hierher?«, stotterte der Chot.
Herimos richtete sich geschmeidig auf und sprang auf die Beine. Er ergriff Ramir an der Schulter und zog ihn mit sich. Der Neo-Sapiens wollte die Chance nutzen, um dem mentalen Einfluss des ehemaligen Kokraders zu entkommen.
»Ist das ... ein Mentor?«, wollte Ramir stockend wissen und deutete nach oben. Herimos schüttelte jedoch den Kopf.
»Nein, kein Mentor, Ramir. Ich fürchte vielmehr, es ist eure Geißel!«
Ein Stück entfernt polterte die schwere Waffe des Neo-Sapiens zu Boden, entlassen von den Kräften des Kokraders, der wie hypnotisiert die Jamal-Spange fixierte.
»Was geht da oben vor?«, wollte Ramir ängstlich wissen. »Kennst Du Wesen wie dieses?«
Der Progonaut war verwirrt und wirkte auf Herimos plötzlich matt und müde.
»Reiß dich zusammen, mein Freund«, knurrte Herimos. »Da oben schwebt der wahre Feind und er hat es auch auf die Spange abgesehen.«
Herimos ließ Ramir hinter sich zurück, wühlte sich entschlossen durch den Schutt und fand seine Waffe zwischen den Trümmern der ehemaligen Sitzreihen. Er gab Ramir ein Zeichen zur Wand des Tempelraumes zurückzuweichen. Herimos hob seine
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