Necroman
Puppen, sondern Monster. Und in der Mitte, beinahe wie ein Herrscher auf seinem Thron, hockte ein bestimmtes Monstrum.
Necroman!
***
Da an den Straßenrändern Schneehaufen lagen, war es für die Autofahrer noch schwieriger, in der Millionenstadt London einen Parkplatz zu finden, und zu diesen Menschen gehörten auch Glenda Perkins und ich.
Die Hauptstraßen und meist verstopften Verkehrsadern waren vom Schnee befreit worden, nicht aber die Seitenstraßen, denn dort lag das Zeug noch herum und hatte inzwischen eine sehr unschöne Farbe bekommen. Ein altes Grau. Dreck und Staub klebten darauf, waren festgefroren, und erst höhere Temperaturen würden das Zeug zum Schmelzen bringen. Auf den Matsch freute ich mich schon jetzt.
Unser Ziel lag in einer dieser Seitenstraßen, und so suchte ich nach einem Parkplatz, um den Rover abstellen zu können. Im Schritttempo rollte ich an der grauen Böschung entlang, ohne jedoch eine Lücke zu finden.
»Wir hätten doch die U-Bahn nehmen sollen«, sagte Glenda.
Ich hob nur die Schultern.
»Nicht?« fragte sie.
»Sollen wir wieder zurück zum Yard fahren und uns in die U-Bahn setzen?«
»Nein.«
»Dann suchen wir eben weiter.«
Diesmal hatten wir kein Glück. Wir waren an dem schmalen Haus bereits vorbeigefahren, in das wir hinein mussten, und dann hatten wir tatsächlich Glück.
Nein, es stieg kein Fahrer in sein Auto, um es aus der Parklücke zu rangieren, etwas anderes trat ein. Wir sahen einen der berühmten Londoner Polizisten, einen Bobby. Der Mann trug einen langen Wintermantel und hatte den Kragen hochgestellt, um die Lücke zum Helm zu schließen.
Der Bobby kam uns entgegen. Ich ließ das Fenster nach unten fahren und merkte erst jetzt, wie kalt es geworden war.
Der Bobby hatte uns gesehen. Als ich gestoppt hatte, stampfte er durch eine Lücke auf den Rover zu. Seine Füße zerdrückten dabei den Schnee. Wir hörten die knirschenden Geräusche und sahen auch die Atemfahne des Kollegen, als er sich zum Fenster bückte. Er tippte grüßend gegen seinen Helm und erkundigte sich freundlich, ob er uns behilflich sein könne.
»Wir suchen einen Parkplatz«, sagte ich.
Dem Bobby klappte beinahe die Kinnlade nach unten. Mit einem derartigen Wunsch war wohl noch niemand an ihn herangetreten. »Ähm - wie bitte?« fragte er.
»Wir suchen einen Parkplatz. Nicht für lange, aber wir brauchen einen.«
Der Mann hatte Humor. Zumindest lachte er. »Soll ich einen Wagen wegtragen?«
»Nein, das nicht, aber ich möchte meinen gern auf dem Gehsteig parken. Oder zumindest halb.«
Der Polizist holte tief Luft. Ich ahnte, dass er zu einer harschen Kritik ansetzen würde, bevor er allerdings das erste Wort herausbrachte, hielt ich ihm bereits meinen Ausweis entgegen.
Er starrte ihn an. Nun klappte sein Mund zu. »Aha, Scotland Yard also.«
»Sehr richtig.« Ich lächelte ihn freundlich an. »Und wir sind dienstlich unterwegs.«
»Wo wollen Sie denn hin?«
»Zu Marty Lambert.«
Der Bobby nickte. »Das ist der Trödler.« Er bewies durch diese Antwort, dass er sich auskannte. »Ich habe schon immer vermutet, dass er etwas ausgefressen hat und…«
»Das steht nicht fest«, unterbrach ich ihn. »Und wir glauben es auch nicht. Wir wollen ihm einen Besuch abstatten, weil er uns darum gebeten hat.«
»Gut, machen Sie das.« Er strich über seinen kalten Helm. »Wenn Sie ein Stück zurückfahren, können Sie den Wagen neben dem Laden abstellen, auch wenn dort alles voll steht. Parken Sie in der zweiten Reihe. Sollte einer der anderen hinausfahren wollen, sage ich Ihnen Bescheid.«
»Sie sind ein Engel, Mister!« sagte Glenda und lächelte den Uniformierten honigsüß an, so dass dieser einen roten Kopf bekam.
»Das ist doch ein Vorschlag«, sagte ich. Die Scheibe fuhr wieder in die Höhe, und wir rollten zurück. Der Bobby folgte uns. Mit der Hand gab er das Stoppzeichen, nachdem ich mich auch richtete.
»Sind Sie jetzt zufrieden, Miss Perkins?« fragte ich spöttisch.
»Sehr sogar. Wozu ein Ausweis von Scotland Yard nicht alles gut ist, mein Lieber.«
»Genau.«
Wir stiegen aus und sahen, dass der uniformierte Kollege bereits an der Ladentür wartete. Wie gesagt, es war sehr kalt, das spürten wir auch, und die anderen Menschen, die hier lebten, hielten sich ebenfalls zurück.
Auf der Straße zeigte sich kaum jemand, und die Läden, die sonst mit offenen Türen zum Betreten einluden, hatten aus Energiegründen die Türen geschlossen.
Der Geruch verbrannter Kohle
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