Necromancer - The Death of the Necromancer
andere Richtung, was einen menschlichen Angreifer unweigerlich ins Wanken gebracht hätte, doch das Wesen umklammerte sie nur umso heftiger. Als sie vor Schmerz die Finger krümmte, ging ihre Pistole los. Die kleine Waffe enthielt nur zwei Patronen. Ächzend gelang es ihr, den Hebel umzulegen, damit sie wieder schießen konnte. Der Schock und die Angst hatten ihr die Kehle
zugeschnürt. Nicht einmal ein Schrei kam über ihre Lippen, als die Gestalt erneut ihren Arm zusammenquetschte und sie auf die Knie warf.
Mit Tränen in den Augen blickte sie auf. Das Geschöpf hatte große Ähnlichkeit mit dem, das die Männer auf der Straße bedrohte. Nur dass diesem hier Hörner aus der Stirn wuchsen. Jetzt hob es die freie Hand und ballte sie zur Faust. Ein einziger Schlag würde ihr den Schädel zertrümmern. Obwohl sie das Gefühl hatte, ihre Knochen müssten zersplittern, bog Madeline mit letzter Kraft ihre Hand nach unten und drückte auf den Abzug. Der Krach war ohrenbetäubend. Ein Steinsplitter traf sie an der Wange und sie glaubte schon vorbeigeschossen und die Wand getroffen zu haben, doch das Geschöpf brüllte vor Schmerz. Es ließ ihren Arm los, und dann brach sie zusammen.
Tu was, lauf weg, kämpfe, steh auf. Ihr rechter Arm war taub bis zur Schulter, und sie schaffte es nur noch, sich wegzurollen. Sie stieß an etwas Weiches, Klumpiges, das summte wie ein Bienenstock. Ihre Reisetasche. Die Kugeln. Mit der unverletzten Hand riss sie die Tasche so ungestüm auf, dass die Kugeln herauskullerten. Sie schnappte sich die erstbeste.
Dann stieß sie sie dem drohend vor ihr aufragenden Geschöpf entgegen.
Plötzlich wurde alles weiß. Die Welt war von Licht erfüllt, und die Zeit schien stillzustehen. Ein lautes Brüllen drang an ihre Ohren, und irgendwie hatte sie das Gefühl, Geräusche zu sehen und Farben zu hören. Dann blinzelte sie, und die Zeit flutete zurück in die Gasse.
Das Geschöpf stand noch immer vor ihr, aber es war reglos, als wäre es zu einem Eisblock erstarrt. Vorsichtig streckte
sie die Hand aus und berührte die raue Oberfläche der Brust. Kein Eis, sondern Stein. Madeline ließ die noch immer summende Kugel in ihren Schoß sinken. Jetzt, da sie das Geschöpf näher betrachten konnte, erkannte sie in ihm einen Wasserspeier. Ein ganz gewöhnlicher Wasserspeicher, wie er auf den Dächern der meisten privaten und öffentlichen Gebäude Viennes zu finden war. Am liebsten hätte sie den vor ihr umgestoßen, damit er auf dem Kopfsteinpflaster in tausend Stücke zerbrach. Jetzt hätte ich gern einen Hammer. Als sie aufstehen wollte, musste sie wegen der Schmerzen im rechten Arm die Zähne zusammenbeißen.
Vorn auf der Straße ertönte ein Knall, gefolgt von dem dumpfen Geräusch eines schweren Gegenstands, der auf das Pflaster schlug. Madeline krallte sich an der Wand fest und schob sich mühsam hoch, bis sie stand. Nach ein paar Schritten konnte sie vorsichtig um die Ecke spähen.
Auf der Straße befanden sich jetzt drei Wasserspeier, doch einer hatte sich wieder in Stein verwandelt und lag in Stücke zerschmettert auf dem Boden. Sie beobachtete, wie ein zweiter, der gerade einen Konstabler packen wollte, plötzlich innehielt und mit einem hohlen Krachen umstürzte. Dann bemerkte sie den Zauberer.
Die Türen des Präfekturgebäudes standen offen. Ein junger Mann mit Brille und Frack lehnte am Treppengeländer und fixierte vor sich hin murmelnd den letzten noch verbliebenen Wasserspeier. Als er seine Zauberformel sprach, durchlief die immer noch unruhige Kugel in Madelines Hand ein heftiges Beben.
Sie wartete nicht, bis auch dieses Geschöpf zerstört war, sondern wandte sich zurück, um die anderen zwei Kugeln
aufzusammeln und sie wieder in die Reisetasche zu stopfen. Sie musste sie unbedingt wegschaffen. Wenn schon sie mit ihrer geringen Gabe die Macht in ihnen spürte, dann nahm sie bestimmt auch der Magier der Präfektur wahr. Vorsichtig hängte sie sich die Tasche über die Schulter, um ihren Arm zu schonen. Es hätte ihr gerade noch gefehlt, stundenlang in einer Zelle festzusitzen, bis die Gerichtszauberer geklärt hatten, dass die Kugeln nichts mit den Vorgängen auf dem Platz zu tun hatten.
Als sie schließlich auf die Straße hinauswankte, wurde sie von der nächsten Welle Fliehender mitgespült, die zur Präfektur strebten. Made line versuchte sich aus dem Gewühl zu befreien, doch jemand stieß gegen ihren wehen Arm, und sie schrie unwillkürlich auf.
»Die Dame ist verletzt!«, rief
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