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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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fatal gewesen, ihn jetzt in seiner Konzentration zu stören.
    Schließlich trat Crack zurück, schob das Brecheisen wieder in die Tasche und zog seine Pistole. Er feuerte auf das Schloss, und beim sechsten Schuss gab die Tür mit einem metallischen Wimmern nach. Crack warf sich auf die Klinke und riss die Tür auf. Nicholas und Reynard zerrten den Inspektor hinein. Crack wollte die Tür wieder schließen, doch sie scharrte widerspenstig über das Steinpflaster, und er stemmte sich stumm dagegen. Nicholas sprang ihm zu Hilfe, und zusammen gelang es ihnen, sie völlig zuzudrücken, so dass der heranwabernde Nebel ausgesperrt war. Gerade als die Tür krachend zufiel, wurde von draußen ein zorniges Heulen laut. Hastig schob Reynard den schweren Riegel vor. Langsam trat Nicholas zurück. Wenn einer der Gefängniswärter daran gedacht hätte, die Tür mit dem Riegel zu versperren, wären er und die anderen jetzt tot. Reynard hatte sich an die Mauer gelehnt. In seinem Gesicht malte sich vor allem Verärgerung. Crack wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
    »Wirklich eine äußerst verfahrene Situation«, äußerte Ronsarde im Konversationston. An die Wand gestützt, betrachtete er die anderen mit nachdenklicher Miene. »Wie sieht unser weiteres Vorgehen aus?«

12
    M adeline nahm das kurze Stück von Coldcourt zum Stadttor zu Fuß und fuhr von dort aus mit dem Omnibus weiter. Aus Erfahrung wusste sie, dass ein öffentliches Verkehrsmittel für den Transport von Wertsachen immer am günstigsten war. Auch wenn ihr das einen Umweg bescherte, war ein Omnibus für die Fahrt zur Lagerhalle sicherer als eine Mietdroschke.
    Die Kugeln ruhten in der Reisetasche auf ihrem Schoß. In Coldcourt hatte sie in aller Eile den staubigen Männeranzug abgelegt und sich als »Zimmermädchen an ihrem freien Tag« verkleidet: graues Kostüm und schäbiger Hut, unter dem sie ihr Haar verbarg. Falls sie zufällig irgendwelchen Leuten begegnete, die sie als Madeline Denare erkannten, konnte sie sich leicht eine Geschichte über eine romantische Eskapade oder Wette einfallen lassen. Die meisten ihrer Theaterbekanntschaften waren Dummköpfe, die jede Lüge glaubten, solange sie nur besonders gewagt klang. Jetzt denke ich schon wie Nicholas , mahnte sie sich. Seit wann bin ich denn so zynisch? Wahrscheinlich seit Zauberer Jagd auf mich machen. Oder seit ich Nicholas begegnet bin. Außerdem hatte sie eine Taschenpistole dabei, die unter ihrer Bluse steckte.
    Der Omnibus war ein langes, an den Seiten offenes Fahrzeug
mit Bänken, auf denen ungefähr zwanzig Personen Platz hatten, wenn sie bereit waren, nähere Bekanntschaft miteinander zu schließen. Im Moment war er ungefähr zur Hälfte besetzt. Madeline hatte sich einen Platz dicht hinter dem Kutschbock ausgesucht. Während sie zerstreut die Passanten auf der Straße musterte, ließ sie die jüngsten Ereignisse Revue passieren. Plötzlich fiel ihr der Himmel auf. Wieso ist es auf einmal so dunkel? Sie tastete nach der Uhr, die an ihrem schlichten Mieder befestigt war. Es war erst früher Nachmittag. Die Wolken sind schnell aufgezogen, bald wird es regnen.
    Weiter vorn auf der Straße schien sich irgendwas abzuspielen. Leute liefen schreiend durcheinander. Madeline setzte sich gerade hin, um mehr zu erkennen. Schließlich stand sie sogar auf und lehnte sich hinaus, um am Bock vorbeizuspähen. Andere Fahrzeuge, die von den vielen Fußgängern behindert wurden, blockierten den Weg, und der Omnibuskutscher bremste.
    Made line fasste ihre Reisetasche mit festerem Griff. Die anderen Fahrgäste wurden nervös und beschwerten sich. Ein besonders ungeduldiger Mann im Zylinder stieg aus, um seinen Weg zu Fuß fortzusetzen. Wütend forderte der Kutscher die anderen Fahrzeuglenker auf, Platz zu machen oder ihm zu erklären, was eigentlich los war.
    »Auf der Courts Plaza gibt es einen Aufruhr!«, rief ein anderer Kutscher. »Du musst außen rumfahren!«
    »Das ist kein Aufruhr, das ist Hexerei!« Ein verwahrloster Mann mit zerrissener Jacke und blutigem Gesicht stolperte aus dem Gewirr von Kutschen und sprach die Passagiere des Omnibus und der anderen Fahrzeuge an, als würde er vor vollem Saal eine Predigt halten. »Hexerei, Verderben!
Dämonen überrennen den Justizpalast. Wir sind verloren! Flieht vor den Dämonen auf der Courts Plaza!«
    Der Omnibuskutscher beobachtete diese Darbietung schweigend, dann nahm er ein Stück Obst aus der Tasche zu seinen Füßen und warf damit nach dem Kopf des

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