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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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Wohnzimmer und hinge nicht mit zerschlagenem Gesicht und blutender Nase zwischen seinen Rettern. Er lächelte Nicholas zu. »Auch mir fehlt im Augenblick das Vertrauen zu unseren tapferen Konstablern.«
    Nicholas setzte zu einer Erwiderung an, blieb aber stumm. Reynard, der sein Gesicht richtig deutete, sprang für ihn ein. »Das wäre also geklärt. Unsere Kutsche steckt wahrscheinlich vor dem Platz fest. Wir müssen sehen, dass wir irgendwie hinkomm…«
    Plötzlich wurden sie von einem Windstoß erfasst. Wenn sich Nicholas nicht ohnehin eingestemmt hätte, um Ronsarde zu stützen, wäre er nach hinten gestolpert. Ein fauliger Luftzug schnürte ihm die Kehle zu. Auch der Inspektor und Reynard mussten husten. Mit Ausnahme einiger besonders heftig kämpfender Haufen schien die Menge einen Moment innezuhalten. Crack trat neben Nicholas, um ihm etwas zuzuflüstern. »Riecht ja wie in diesem Keller.«
    Bitte nicht. Nicholas zischte: »Wir müssen hier weg.« Nicht wieder dieser Sendfluch, das ist doch unmöglich. Er
hätte sich doch bei Tageslicht gar nicht zeigen können. Außerdem hatte er selbst beobachtet, was ihm Madele bestätigt hatte: Der Sendfluch war tot. Es musste etwas anderes sein.
    Zusammen mit Reynard führte er Ronsarde die Treppe hinunter. Plötzlich packte ihn Crack am Arm und deutete auf die entgegengesetzte Seite des Platzes.
    Über dem steilen Schieferdach des Gerichtsgebäudes waberte Nebel. Er war so dünn, dass selbst im nachlassenden Licht die Gestalten der Wasserspeier und der Giebel erkennbar blieben, aber er rückte mit einer Unerbittlichkeit heran, als wollte er alles auf seinem Weg verschlingen. Majestätisch wie eine Wasserwand vor einer Klippe rollte er über die Fassade des Magistratsgerichts und sammelte sich unten auf den Stufen.
    Dann erspähte Nicholas eine Bewegung hinter dem Dunst. Von den Giebeln stürzten Steinbrocken herab und schlugen auf dem Boden auf. Er will das Gericht zerstören. Aber wozu? Jetzt strömten die Geistesgegenwärtigeren in der Menge auf die Ausgänge des Platzes zu, aber an einigen Stellen prügelten sich die Leute immer noch, ohne zu bemerken, was um sie herum geschah. Doch plötzlich landete am Fuß des Gebäudes etwas, das viel größer war als ein Steinbrocken. Selbst aus dieser beträchtlichen Entfernung war das Klatschen von Fleisch auf Stein deutlich zu hören. Mit hölzernen Bewegungen richtete sich die Erscheinung auf und stapfte aus dem Nebel heraus. Sie war groß, grau und gebeugt wie einer der orangebraunen Affen in den entlegensten Urwäldern Parsiens, und aus seinem Rücken sprossen rudimentäre Flügel. Einen Augenblick lang glaubte Nicholas, einen Kobold zu sehen, der einer Buchillustration entsprungen
war. Dann erkannte er in der Gestalt einen der steinernen Wasserspeier vom Giebel des Gebäudes - nur dass er nicht mehr aus Stein war. Im Nu gesellten sich zwei weitere, dann ein Dutzend und schließlich noch ein Dutzend hinzu.
    Die Strecke über den Platz bis zum Straßenausgang war viel zu lang, vor allem für den verletzten Ronsarde. Verzweifelt schaute sich Nicholas nach allen Richtungen um, bis sein Blick an der Gefängnismauer hängen blieb. Die kleine Tür war jetzt geschlossen, aber noch vor wenigen Sekunden waren dort Wärter herausgeströmt. Vielleicht war sie nicht verriegelt worden. »Da rüber.« Sie hatten keine andere Möglichkeit. Auf dieser Seite gab es keinen zweiten Zugang zum Gefängnis, und die Präfektur war unerreichbar weit weg.
    »Es handelt sich offensichtlich um einen magischen Angriff, bei dem die Zierfiguren am Mauerwerk belebt werden«, bemerkte Ronsarde gelassen, während ihn Nicholas und Reynard zur Tür schleiften. »Was meinen Sie, gegen wen er sich wohl richtet?«
    »Ich hab da so einen Verdacht.« Reynard blickte über die Schulter. »Sie bewegen sich auf uns zu - und zwar ziemlich schnell.«
    »So genau wollte ich das gar nicht wissen.« Nicholas winkte Crack nach vorn zur Tür. Dort angekommen, drückte sein Gefolgsmann die Klinke, dann zog er ein Brecheisen aus der Tasche und klemmte es ins Schloss. Fluchend spähte Nicholas zurück. Der Nebel und die Wolken hatten das Licht beinahe völlig verschluckt. Man hätte glauben können, es wäre nicht Nachmittag, sondern Abenddämmerung. Noch immer flohen Menschen über die Straßen vom
Platz, nur die klobigen grauen Gestalten im Dunst stampften auf das Gefängnis zu. Zähneknirschend unterdrückte Nicholas den Drang, Crack zu mehr Eile aufzufordern. Es wäre

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