Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
drei noch verbliebenen Krieger war auf einer präparierten Plattform gelandet. Die Verteidiger der Räudenstatt lösten die Ketten, an denen sie noch hing, stießen die angesägten Stützbalken um und stürzten die Kreatur in den Abgrund. Allerdings hatte ein neunmalkluger Knecht seine Erfahrungen bei Lardis Lidesci gesammelt; ehe der Krieger abstürzte, wurde er mit Öl übergossen und in Brand gesteckt! Nun erhellte ein fauchender, brüllender Feuerball das Dunkel der Nacht, aus dem weiße und blaue Flammen schossen, während er dem Boden entgegenraste.
Von oben griffen Wrathas Flieger Zacks Flugrochen an. Im Sturzflug stießen sie auf sie hinab, und ihre Reiter schwangen ganze Bündel mit Gewichten versehener, rasiermesserscharfer Haken, die die ledernen Rüstungen von Zacks Knechten durchdrangen und sich ihnen ins Fleisch bohrten. Sie wurden aus den Sätteln gerissen und gegen die Außenmauer des Felsenturmes geschleudert ... oder ganz einfach fallen gelassen. Wären sie Wamphyri gewesen, wäre es ihnen vielleicht noch gelungen, ihre metamorphe Gestalt zu verändern, um zu fliegen. Doch sie waren lediglich Menschen.
Ein Bündel glänzender Haken schwang dicht an Zack vorbei. Zu dicht. Er spürte den Lufthauch, als die Waffe an seinem Kopf vorübersauste und ein Stück aus der Mantaschwinge seines Fliegers riss. Zack der Lachende hatte genug!
Weg hier, flieht zu den Grenzbergen!, rief er Männern wie Bestien gleichermaßen zu. Doch das war überflüssig. Selbst der Tapferste weiß, wann es an der Zeit ist, Reißaus zu nehmen, ob mit oder ohne Befehl. Die Überlebenden – zwei Krieger, der eine mit schwerer Schlagseite, und, Zack eingeschlossen, drei Flugrochen, einer davon ohne Reiter – wandten sich zur Flucht ... zumindest versuchten sie es.
Doch selbst Wratha hatte nicht vorhersehen können, was nun kommen sollte.
Von Westen her schoss ein pulsierendes Etwas geradewegs auf Zacks verletzten Krieger zu, duckte sich unter den gewaltigen, schief in der Luft hängenden Leib und schlitzte ihm mit einer doppelten Reihe versenkbarer Rückenstacheln die Gasblasen vom Kopf bis zur Schwanzspitze auf. Diese Kampfkreatur war eines der ungeheuerlichsten Geschöpfe, die Vasagi der Sauger geschaffen hatte, und zwar zu ebendiesem Zweck: um einen Krieger mitten in der Luft aus dem Weg zu räumen. Doch Vasagi gab es nicht mehr; nun herrschte Nestor Leichenscheu in der Saugspitze!
Wratha war auf einen Balkon hinausgetreten, um mitzubekommen, wie es ausging. Es war Nestor, ganz recht. Er war von der Sonnseite zurückgekehrt, was auch immer ihn dort aufgehalten haben mochte. Nestor auf seinem Flugrochen, wie stets von oben bis unten vermummt, das Gesicht verhüllt, nur sein brennender Blick verriet die Leidenschaft, die in ihm brodelte. Oder verbarg sich darin ein Wissen, das ihn verzehrte? Die besten seiner Gefolgsleute aus der Saugspitze begleiteten ihn. Und da sie allesamt Überlebende der Niederlage vom Zufluchtsfelsen waren, brannten sie darauf, die Scharte wieder auszuwetzen und sich wacker zu schlagen. Doch angesichts des kleinen Häufchens, das von Zacks Trupp geblieben war, gab es kaum genügend für alle zu tun.
Nestors Krieger fielen über Lord Kahlkopfs noch verbliebene Bestie her und zerstückelten sie kurzerhand. Den reiterlosen Flieger ereilte dasselbe Schicksal. Ein einsamer Knecht auf seinem Flugrochen, der als Erster die Flucht ergriffen hatte, war bereits weit genug weg, um zu entkommen. Nur Zack der Lachende war noch übrig.
Als Nestors Krieger auf seinen Flieger zukamen und ihre Stoßdüsen auf Hochtouren brachten, um ihn alle gemeinsam zu rammen, bewies Zack, dass er seinen Namen zu Recht trug. Er warf den gewaltigen Schädel in den Nacken und lachte Nestor über den luftigen Abgrund hinweg lauthals ins Gesicht. In dem Moment vor dem Zusammenstoß jedoch löste er seinen Umhang, ließ ihn fallen und sprang mit einem Satz vom Rücken seines todgeweihten Fliegers. Er hatte den Weg zum Boden bereits zu drei Vierteln zurückgelegt, als die Verwandlung einsetzte. Zwischen Armen und Beinen bildete er Flughäute aus, sein Körper streckte sich und wurde immer flacher, bis er ein Luftsegel formte – doch vergebens. Denn gerade als er dabei war, in einen kontrollierten Gleitflug überzugehen, stieß Nestors Flugrochen auf ihn hinab.
Er packte ihn im freien Fall, und mit einem Mal fand Zack sich in der Bauchtasche des Fliegers wieder. Nur sein linker Arm und das linke Bein ragten heraus. Er zappelte noch ein
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