Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

bisschen und trat um sich, doch nach einer Weile rührten sich weder Arm noch Bein und hingen nur noch reglos herab. Der Flieger hatte seine ledrige Bauchtasche so fest um Zack geschlossen, dass dieser keine Luft mehr bekam; und selbst ein Vampir musste entweder atmen oder ersticken. Lord Kahlkopf bildete da keine Ausnahme. Nur noch einen Wimpernschlag und ... er war zwar nicht tot, aber nicht mehr bei Besinnung. Und das blieb auch so, bis Nestor knapp achtzig Meter über der Findlingsebene an den Zügeln zerrte, um den Sturzflug seiner Bestie abzufangen, und der Kreatur befahl: Lass ihn fallen!
    Zacks Körper fiel wie ein Stein und zerplatzte, als würde man ein Ei aufschlagen. Es spritzte nach allen Seiten, und der Staub und die Steine wirkten im Glanz der Sterne plötzlich schwarz. Zacks Egel, selbst schwer verletzt, wusste, dass es mit seinem Wirt zu Ende ging und floh aus dem zerschmetterten Körper. Einer von Gorvis Kriegern kam heran, um nachzusehen, was los war. Er übersah den Parasiten, trat auf ihn und zerquetschte ihn.
    Derart erlitt Zack also den wahren Tod, und es gab nur noch Dunkel um ihn. Eine Zeit lang zumindest ...
    ... bis der Nekromant Lord Nestor Leichenscheu von den Wamphyri auf die ihm eigene Weise zu ihm »sprach«:
    Zack Kahlkopf! Ach, wie du aussiehst! Fast empfinde ich so etwas wie Mitleid mit dir. Am liebsten würde ich dich in Frieden lassen, denn wir beide sind uns im Leben nie begegnet, und weshalb sollte ich nun, wo du tot bist, einen Groll gegen dich hegen? Aber leider ... geht das nicht. Du weißt nämlich Dinge, die ich in Erfahrung bringen muss, bevor ich dich deiner letzten Ruhe überlassen kann!
    Was ...?, erwiderte Zack. Wer ...?
    Hast du meine Gegenwart nicht gespürt, noch ehe ich zu dir sprach? Nestors Stimme troff vor Freundlichkeit. Merkwürdig, die anderen spüren es alle.
    Die ... die anderen? Welche anderen?
    Die anderen Toten. Sie wissen Bescheid, wenn ich in der Nähe bin. In meinem Geist spüre ich, wie sie vor Angst beben! Es liegt an meinem Talent, weißt du. Deshalb fürchten die Toten mich.
    Zack wusste, dass er tot war, zumindest hatte er es in der völligen Dunkelheit, bevor sein Geist wiedererwachte, doch sehr stark angenommen. Denn im letzten Augenblick, bevor er auf der Findlingsebene aufschlug, hatte er das Bewusstsein wiedererlangt, und ihm war klar gewesen, dass kein Mensch, noch nicht einmal ein Vampir, einen derartigen Sturz überleben konnte. Nun allerdings ... hatte es den Anschein, als sei er doch noch am Leben! Am Leben, gewiss, allerdings blind, verkrüppelt und ... leer? Er spürte, dass sein Egel ihn verlassen hatte, so knapp war er dem Tod entronnen.
    Knapp?, meinte Nestor. Das glaubst du, Zack? Du bist tot. Ich bin der Nekromant Nestor Leichenscheu.
    Zack hatte nicht das geringste Gefühl in den Gliedern. Vielleicht hatte er gar keine Glieder mehr? Oder war etwa kein Leben in ihnen? Das wäre natürlich der Fall, wenn er ... tot war. Wo ... bin ich?
    In der Saugspitze. Ich habe dich hochgetragen in die Wrathhöhe, die du einnehmen wolltest.
    Wrathhöhe! Der Turm war nach Wratha der Auferstandenen benannt! Nun, wenigstens darin hatte Zack Recht behalten. Und ein Knecht war entkommen, um Vormulac die Nachricht zu überbringen, dass sie sich hier aufhielt. Ha! Ein schwacher Trost für Lord Zack Kahlkopf! Entweder war er tatsächlich tot ... oder aber er befand sich in der Gesellschaft eines Wahnsinnigen!
    Seine Gedanken waren in der Totensprache, und Nestor bekam sie selbstverständlich mit. Kein ›oder‹, Zack, erklärte Nestor ihm so sanft und grausam wie möglich. Für alle Welt bist du tot – nur für mich nicht! Und nun habe ich ein paar Fragen an dich, ein paar kleinere Punkte, die wir klären wollen.
    Wir?
    Ich, Lady Wratha, die Gebrüder Todesblick, Canker und natürlich auch Gorvi.
    Und Vasagi?
    Hm, nein! Er weilt nicht mehr unter uns. Ich habe seinen Platz eingenommen und seine Stätte ebenfalls.
    Ah! Die ›Saugspitze‹!
    Ganz recht. Der Name gefällt mir, und irgendwie finde ich ihn passend. Vasagi gebrauchte zum Saugen seinen Rüssel, ich meinen Geist. Er saugte Blutadern aus und ich Gehirne ... selbst wenn sie tot sind. Ich sauge Wissen in mich ein, Zack, und du verfügst über das, was ich brauche! Also fangen wir an! Meine erste Frage lautet: Über wie viele Männer, Monster und Flieger verfügt Vormulac Ohneschlaf, und wo hat er sein Lager aufgeschlagen?
    Du bist also doch verrückt!, entgegnete Zack, ohne zu zögern. Was? Ich