Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
bekommen, noch verfügst du über die Mittel, mir hier etwas zuleide zu tun. Ich hingegen ...
Eh?, keuchte Maglore. Er begriff, dass dies eine Drohung war.
Ich kann nach Belieben kommen und gehen, sagte Nathan ganz ruhig, und erscheine, wann und wo immer ich will. Ich vermag mit den Toten zu reden ... und sie hören auf mich! Aber gewiss ist dir all dies mittlerweile bekannt. Aber ... kennst du auch das ganze Ausmaß? Wie wenig du doch weißt, Maglore!
Eh? Was sollte es da zu wissen geben?
Oh, schon seit Langem vermutest du, dass ich mit jemandem in Turgosheim in Verbindung stehe, aber dämmert dir nicht, mit wem? Du vermagst deine Hand nicht nach mir auszustrecken, ich dagegen komme und gehe, wie es mir beliebt. Ich spreche mit den Toten, und sie erteilen mir ihre Ratschläge. Durch mich suchen sie an den Lebenden Rache zu nehmen! Nur wie sollte ihnen das gelingen? Oder steckt da womöglich mehr dahinter? Weißt du noch, Maglore, wie du mir erzähltest, dass es in der Runenstatt spuke?
Ein Spuk?, stieß Maglore hervor. In der Runenstatt?
Oder wenn nicht in der Runenstatt, dann in der schattenverhangenen, düsteren Irrenstatt in den Stockwerken darunter? Nein, du vermagst nicht das Geringste gegen mich auszurichten, und von nun an wirst du noch nicht einmal mehr in der Lage sein, mich zu erreichen. Sieh her! Damit streifte er sich Maglores Wappenzeichen vom Ohr und warf es in einen fliegenumsurrten Dunghaufen. Da! Und jetzt viel Glück beim Gedankenlesen! Ich hoffe, du hast deinen Spaß mit den Schmeißfliegen – immerhin triffst du da auf verwandte Geister. Ich bin dich los, Maglore, ich bin frei. Aber was ist mit dir? Bist du ebenfalls frei?
Frei?, entgegnete Maglore mit bebender Stimme. Nun, in Turgosheim herrsche jetzt ich! Es ist alles mein! Was kümmert mich die Irrenstatt?
Kümmern? Oh nein. So langsam fing Nathan an, die Situation zu genießen. Aber fürchten? Oh ja!
In der Irrenstatt? Da gibt es nichts zu fürchten, nur einen alten, zerfallenden Leichnam. Eygor kann mir nichts anhaben!
Tatsächlich? Nathan hatte die Stimme zu einem Flüstern gesenkt. Bist du sicher? Nun, wir werden sehen ...
Wenn wir das nächste Mal aufeinandertreffen, Nathan Sehersknecht, knurrte Maglore, bist du ein toter Mann. Zumindest werde ich dich in irgendetwas Grässliches verwandeln!
Ich bezweifle, dass wir beide je wieder zusammentreffen oder dass ich noch einmal mit dir sprechen werde, jedenfalls nicht in dieser Welt. Und dein Knecht bin ich schon gar nicht – aber vielleicht wirst du eines Tages der meine sein. Schließlich pflege ich Umgang mit den Toten.
Nathan, ich ...
Leb wohl, Maglore. Dein Wappenzeichen lasse ich da, wo es hingehört – im Dreck eines Tieres! Den kannst du ausspähen, so viel du willst.
Damit zog er seine telepathische Sonde zurück, und augenblicklich herrschte im telepathischen Äther Schweigen.
Ein Sonnseitentag währte lang, länger als vier Erdentage, doch Nathan nutzte die Zeit. Er ruhte sich aus und schlief einen erholsamen Schlaf, machte seine Besuche, traf Vorbereitungen, und dann gab es da noch den ein oder anderen Toten, mit dem er unbedingt sprechen musste. Allen voran seine Mutter, Nana, die sich glücklich schätzte, dass sie selbst noch im Tod ihren Sohn hatte und durch ihn auch Kontakt zur Sonnseite und den Szgany.
Hoch oben im Gebirge hatten Nathans Wölfe ein wachsames Auge auf die Wamphyri. Tote Freunde wie Jason Lidesci hielten ihn auf dem Laufenden über die Ankunft von Neuankömmlingen, ganz gleich ob Mensch oder Monster. Und mittels der Talente von Zek Föener und David Chung war er in der Lage, eine ganze Reihe weiterer Travellergruppen zu lokalisieren, ihnen Ratschläge zu erteilen und Vorkehrungen für ihre Sicherheit zu treffen. Im Westen stieß er auf Überlebende von Tireni-Hang und Mirlu-Städtchen und gab ihnen Bescheid, sich für die Evakuierung bereitzuhalten; ähnlich im Osten.
Der Necroscope war erleichtert, in den Wäldern eine Vielzahl von Travellern aufzuspüren, auch wenn der Großteil davon niemandem traute und sich im Verborgenen hielt. Doch das war ganz gut so, schließlich war es unmöglich, sie alle in Sicherheit zu bringen. Dennoch war es ermutigend festzustellen, dass die Stämme noch immer wohlauf waren, obwohl Wratha und die ihren seit nunmehr dreieinhalb Jahren über die Sternseite herrschten und immer wieder über die Sonnseite herfielen.
Die Szgany gediehen wider alle Vernunft, doch damit waren sie nicht allein. Noch jemand anders
Weitere Kostenlose Bücher