Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
erkunden. Allerdings konnte er auch nicht einfach unschlüssig hier stehen bleiben wie ein kleiner Junge, der Angst vor dem Sprung ins Wasser hat, weil es womöglich kalt ist. Er fasste einen Entschluss und machte Anstalten, ein Tor heraufzubeschwören – in diesem Augenblick sah er sie: Maglore und Orlea! Sie standen auf einer von einer niedrigen Brüstung umgebenen Plattform respektive einem Balkon nur eine Ebene unterhalb seiner eigenen Position und blickten hinaus auf Turgosheim. Er sah sie, und sie ... spürten ihn! Vor lauter Überraschung konzentrierte er seine Gedanken auf die beiden, und so, wie er ihre Gegenwart wahrnahm, bemerkten sie ihn. Mit einem Mal ruckten ihre Köpfe herum, und ihre weit aufgerissenen Augen richteten sich auf ihn.
    Du!, erscholl Maglores krächzende Stimme in seinem Geist, und Orlea zischte: Nathaaan! Im Schatten des Balkons loderte ihr Blick ebenso wütend wie derjenige des Seher-Lords.
    Ich hätte es wissen müssen! , dachte Nathan entsetzt. Sie war zu lange hier. Sie war viel zu lange Maglores Sklavin! Während Orlea ihn aus blutroten Augen musterte, öffneten sich ihre vollen Lippen zu einem Lächeln, das zwei sichelförmige Eckzähne entblößte.
    »Siehst du es jetzt?«, sagte der Seher-Lord. Seine Klauenhand wies auf Nathan. »Habe ich dir nicht gesagt, dass er kommt und wieder verschwindet, als sei er ein Geist?« Doch dem Necroscopen war klar, dass Maglores Worte nur eine List waren, um von seinem eigentlichen, unausgesprochenen Befehl abzulenken: Wo bleibt ihr dämlichen Bestien? Ihr nennt euch »Wächter« des Daches? Mir steht der Feind gegenüber! Kommt ... und kümmert euch um ihn ... tötet ihn!!!
    Schon seit jeher hatte Nathans großer Vorteil über Maglore darin bestanden, dass er in der Lage war, die Gedanken des Magiers zu lesen, während er seine eigenen abschirmte. Doch selbst wenn er Maglores Kommando nicht mitbekommen hätte, hätte er aller Wahrscheinlichkeit nach das verblüffte Grunzen und das Kratzen, mit dem gehornte Füße über das riesige Flachdach scharrten, vernommen. Als er sich umwandte, erkannte er seinen Fehler. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der ach-so-gerissene Maglore auch nur das geringste bisschen Intelligenz an den Tag legen würde. Auf jeden Fall hatte er zu sehr auf seine eigenen Kräfte vertraut und sich für so gut wie unbesiegbar gehalten. Dabei lag es doch auf der Hand, dass Maglore hier Wächter postieren würde! Selbst angesichts seines größten Triumphes wäre er niemals so unvorsichtig, ein mögliches Einfallstor in die Runenstatt unbewacht zu lassen.
    Zweifellos waren die Kreaturen Maglores in den gedrungenen Türmchen stationiert, die am hinteren Ende des Felsvorsprungs, dort, wo er sich verengte und in eine gewaltige Felsbrücke überging, an der Mauer aufragten. Die Mauer mit den turmgleichen Zinnen und der tiefe Abgrund dahinter schützten die Runenstatt vor einem Angriff von dem mächtigen Felsplateau aus, das sich über mehr als zehn Kilometer nach Süden erstreckte, ehe es zu den bewaldeten Ausläufern der Sonnseite hin abfiel. Die Wächter hatten das Gelände vor der Mauer beobachtet und Ausschau gehalten, damit kein etwaiger Eindringling sich von Süden her anschleichen konnte. Nathan war jedoch im Innern der Befestigung aufgetaucht, einfach so, auf der Nordseite der Mauer. Darum bemerkten die Wächter, in Einklang mit dem Geist ihres Gebieters, ihn erst, als auch Maglore auf ihn aufmerksam wurde.
    Es handelte sich nicht um Krieger im eigentlichen Sinne, vielmehr um erst kürzlich Maglores Bottichen entsprungene Leibwächter. Sie waren Vampire und boten einen grauenhaften Anblick! Der Necroscope hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen und war im ersten Augenblick wie gelähmt. Es waren spinnenartige Wesen mit zahllosen Armen und Beinen – eindeutig menschlichen Gliedern! Allerdings hatten sie anstelle von Händen und Füßen Greifzangen und Scheren. Gierig kamen sie wieselflink aus den düsteren Türöffnungen ihrer Wachttürme angehuscht. In ihren Augen brannte die nackte Wut.
    Nathan riss sich zusammen, beschwor ein Tor herauf und bedachte Maglore mit einem letzten Blick. »Genieße deinen Triumph, solange du noch kannst, Maglore von Runenstatt!«, rief er ihm zu. »Denn er wird nicht lange währen.«
    Doch als die grotesken Wächter wie riesige graue Spinnen über das Dach auf ihn zuhasteten, tat er einen Schritt vom Rand weg durch sein Möbiustor und ließ es hinter sich zusammensinken. Als er in das

Weitere Kostenlose Bücher