Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
wirklich genug zu tun. Andererseits, wie lange würde es denn dauern? Die Antwort war simpel: nur einen einzigen Augenblick! Karz, sagte er, vertrau mir und lande dort drüben, auf jenem Hügel am Rand des Graslandes. Noch während Karz sich herniedersenkte, begab er sich über das Möbiuskontinuum ebenfalls dorthin.
Wie ...?, fragte Karz, im Begriff seine Stoßbeine auszufahren, überrascht. Was ...?
»Einst hast du mich aus Turgosheim weggetragen«, sagte Nathan, »um mich in Sicherheit zu bringen, ohne dabei auf die Gefahr für dich selbst zu achten. Du hast mir einen Gefallen getan, den erwidere ich nun, Karz! Ich werde dich zurück nach Turgosheim bringen.« Damit stieg er in den Sattel. »Fliege hoch!« Einen Moment später befanden sie sich in der Luft. »Du vertraust mir also?«
Seit Turgosheim habe ich dir immer vertraut. Doch was die Rückkehr dorthin betrifft: Sagtest du mir nicht erst vor einem Augenblick, die Sonne würde mich über der Großen Roten Wüste erwischen?
»Es gibt noch einen anderen Weg. Wenn du mir wirklich vertraust, tu genau das, was ich dir sage, ganz gleich, wie merkwürdig es dir vorkommen mag.«
Nathan gab seine Anweisungen, und Karz führte sie aus. Indem er höher stieg, die Mantaschwingen anlegte und wie ein Pfeil zur Erde schoss, flog er durch das größte Tor, das Nathan jemals heraufbeschworen hatte. Direkt dahinter befand sich ein weiteres Tor, und in der Sekunde, als Karz hindurchglitt ...
... WAAAS? Es lag nicht nur an der Art und Weise, wie sie hierhergelangt waren, sondern auch an dem Anblick, den der Ort bot.
»Turgosheim«, sagte der Necroscope. Doch noch während er dies sagte, wurde ihm klar, dass es nicht ganz das war, was Karz erwartet hatte. Es handelte sich zwar um Turgosheim, dies schon ... aber der Ort war verlassen. Oder schien es bloß so?
Sie schwebten hoch über dem Rand der Schlucht, während unter ihnen alles darauf hindeutete, dass eine kriegerische Auseinandersetzung stattgefunden hatte. Vom düsteren Grund kräuselte sich schwarzer Rauch aus ausgebrannten Stümpfen empor, und in zahlreichen Stätten in den hoch aufragenden, von Gängen durchzogenen Wänden loderten immer noch Brände, sodass selbst der noch völlig benommene Karz Biteri begriff, was hier geschehen war. Maglore sah eine Gelegenheit, Ruhm zu ernten, und wie jeder andere Wamphyri auch ...
»... konnte er nicht widerstehen«, führte Nathan den Satz zu Ende. »Ja, ich weiß. Was hast du erwartet, Karz? Dass du hier niemanden mehr vorfindest und nur noch der Wind durch die Stätten pfeift und abgesehen von Maglore alles tot ist?«
Etwas in dieser Art, aye.
Nathan schüttelte den Kopf. »Nein. Da unten gibt es jede Menge Knechte und Bestien. Nur die Lords und Ladys sind abwesend – bis auf Maglore, wie du ganz richtig annimmst, in seiner Runenstatt ... Hast du immer noch vor, hierzubleiben? Was wirst du jetzt tun?«
Ein mentales Achselzucken. Ich werde darauf hoffen, dass meine Zeit kommen wird, erwiderte Karz, und dann die Gelegenheit ergreifen, Ruhm und Ehre zu ernten – und Rache zu üben – genau wie Maglore.
»Dann weise ich dich, bevor ich weggehe«, sagte Nathan, »vielleicht besser darauf hin, dass dir nicht mehr viel Zeit bleibt. Es wird sich einiges ereignen, Karz. Dinge von großer Tragweite.«
Es kann nur besser werden, erwiderte Karz. Aber du, Nathan – woher hast du deine erstaunlichen Kräfte?
»Tut mir leid!« Nathan schüttelte den Kopf. »Ich habe weder die Zeit noch die Möglichkeit, dir das zu erklären. Aber ebendies sind die Waffen, die ich erwähnte. Lebe wohl, Karz!« Damit ließ er sich aus dem Sattel fallen.
Karz wandte den gewaltigen Schädel und sah zu, wie der Necroscope sich in der Luft ein-, zweimal überschlug, ehe er seinen Körper lang streckte – und durch ein unsichtbares Möbiustor einfach verschwand! Karz Biteri, einst ein Mensch, vielleicht immer noch einer, schwebte allein über den übel riechenden Aufwinden, die sich aus Turgosheim erhoben ...
Es hatte nur ein, zwei Minuten gedauert. Nathan betrachtete diese Zeitspanne keinesfalls als verschwendet, als er sich wieder im Lager materialisierte. Trask und die anderen dagegen sahen dies womöglich anders. »Nathan, was ist los? «, begann Zek, als er auftauchte, und ergriff ihn am Arm.
»Ich musste noch etwas erledigen«, antwortete er. »Und hier?«
Er löste ihre Finger und blickte ihr unverwandt in die Augen. Ihr war klar, wie angespannt sie auf ihn wirken musste, und beruhigte
Weitere Kostenlose Bücher