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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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gewesen.
    Allein die Gestalt und morbide Erscheinung dieses Wesens, das in kniender Haltung an der Wand kauerte und beinahe daran klebte, waren entsetzlich. Die verhornten, verschrumpelten Füße und die runzligen, ledrigen Schenkel, der gekrümmte Rücken und die Schultern und der missgestaltete Schädel, dessen klaffendes Maul auf ewig zu einem stummen Schrei aufgerissen war. Ein verdorrter Arm ruhte auf einem Felssims; er endete in einer Klaue, die von einem Gelenk hing, das fast so dick war wie der Oberschenkel eines ausgewachsenen Mannes und dessen geschwärzte Knochen aus dem halb zu Staub gewordenen, zerfallenden Fleisch ragten.
    Dies war Eygor, ehemals ein Lord und in ganz Turgosheim mehr als alles andere gefürchtet. Eygor, dessen Zeitgenossen ihn »Todesblick« genannt hatten wegen seines alldurchdringenden Talentes, das ihn in die Lage versetzte, einen Mann allein durch die Macht seines Blickes zu töten. Dessen eigene Blutsöhne Wran und Spiro ihn so sehr gefürchtet hatten, dass sie ihn schließlich in diesem Loch umkommen ließen. Doch kann man einen Mord auf vielerlei Arten begehen, und Eygors Sterben hatte lange gedauert.
    Er hatte den Tod unzweifelhaft verdient, denn es gab kein Wesen, das grausamer war als er. Sein größter Wunsch hatte darin bestanden, seine Söhne stark zu sehen, gefürchtet in Turgosheim, so wie er gefürchtet wurde. Aber um sie stark zu machen, war er rücksichtslos vorgegangen, und seine Brutalität war unerträglich gewesen. Wran und Spiro hatten Angst vor ihrem Lord und Vater gehabt, zugegeben, doch mehr als ihn hatten sie seinen Blick gefürchtet.
    Denn sie waren Zeugen gewesen, wie er ihn gegen die Szgany einsetzte, und hatten gesehen, wie seine menschlichen Opfer vor der Glut seines Blickes einschrumpften und vergingen. Und obwohl sie selbst ebenfalls Wamphyri waren, wussten sie doch um die Macht seines Blickes, und sie wussten ebenfalls, dass Eygors Macht immer noch wuchs: Je öfter er sie gebrauchte, desto stärker wurde sie. Heute tötete er bloße Menschen, doch morgen ...?
    Darum hatte es für ihn kein Morgen gegeben. Seine Blutsöhne verabreichten ihm ein starkes Gebräu, um seine Sinne zu betäuben, vergifteten seine Speisen mit Silber und blendeten ihn, während er bewusstlos vor ihnen lag! Als er kreischend hochfuhr, verspotteten sie ihn. Stolpernd lockten sie ihn durch die Irrenstatt an den Rand ebendieser Grube ... und darüber hinaus! Und als er schließlich mit gebrochenen Knochen im Schmutz des Grundes lag, verstopften sie die Grube mit Felsbrocken.
    Doch Eygor war ein Wamphyri und starb nicht. Jedenfalls nicht sogleich. Ein halbes Jahr lang lebte er von Dreck und Knochen und sammelte, solange sein wandelbares Fleisch noch seinem Willen gehorchte, die Überreste toter Kreaturen zusammen: die Panzerplatten verendeter Krieger, Einzelteile knorpeliger Wesen und das Mark von Ungeheuern. Da er vorhatte, auszubrechen, machte er einen Riesen aus sich. Aber die Grube war so tief, wie seine Nahrung elend war, und Eygors Kraft schwand, während er an Größe zunahm. Und obendrein war er noch blind.
    Nun, mit der Zeit stellte er auch seine Augen wieder her. Aber ihre Güte reichte nicht an diejenige ihrer Vorgänger heran, und der böse Blick war aus ihnen herausgebrannt. Zuletzt war Eygor ausgehungert und zu schwach, um weiter durchzuhalten. Ermattet sank er gegen die Wand und rührte sich nicht mehr. Aber das Böse und der Hass mochten zwar aus seinen Augen gewichen sein, dennoch loderte beides hell in seinem untoten Geist. Denn nicht anders als bei gewöhnlichen Menschen bestehen auch die Gedanken von Vampiren selbst nach ihrem Tod noch weiter. Und so gewaltig, wie seine böse Macht im Leben und im Untod gewesen war, so gewaltig war sie auch im wahren Tod. Dies war vielleicht eine Erklärung für die morbide Atmosphäre, die in der Irrenstatt herrschte; denn Eygor Todesblick weilte, wenn auch im Geist, noch immer dort ...
    Als der Necroscope Nathan Kiklu vorübergehend in Maglores Runenstatt wohnte, hatte Eygor ihn in seinen Träumen aufgesucht, ihn hinabgelockt in die verlassene Irrenstatt und sogar versucht, einen Handel mit ihm zu schließen. Denn das Ding in der Grube hatte die träumenden Gedanken der Uralten Thyre belauscht, die in ihren Höhlengräbern unter den Sanddünen der Sonnseitenwüste die Kunde von Nathan weitergaben, und es begriff, welche Macht er über die Toten besaß, begriff, dass sie auf sein Geheiß sogar ihre Gräber verlassen würden. Sein

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