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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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er den Blick über die felsübersäte Landschaft schweifen ließ, sah er einen Flieger ziemlich tief näher kommen, den größten bisher, und er war gepanzert. Der Reiter saß wie ein Aasvogel vornübergebeugt im Sattel, eine unheimliche Vogelscheuche, deren Augen unter den vorspringenden schwarzen Brauen so tief in den Höhlen lagen, dass sie kaum mehr als ein dunkelrotes Flackern waren. Knochig und in Gestalt und Haltung einer Leiche nicht unähnlich – und dennoch Macht und eine hinterhältige Stärke ausstrahlend – war es vollkommen offensichtlich, dass dies kein bloßer Leutnant war. Nein, denn in der Tat handelte es sich um einen Lord. Um einen Wamphyri!
    Es war das erste Mal, dass Nathan Gorvi den Gerissenen sah, einen der abtrünnigen Lords, die mit Wratha der Auferstandenen aus Turgosheim geflohen waren. Nichtsdestotrotz kannte er ihn von der Beschreibung her, die Maglore ihm in der Runenstatt gegeben hatte:
    Sein Schädel war kahl rasiert bis auf eine einzige Locke, die ihm zu einem Knoten geflochten auf den Rücken hing. Seine fahlen, zu Pergament gegerbten Züge – abermals fühlte Nathan sich an einen ramponierten Aasvogel erinnert – und die verschlagenen, tief in den Höhlen liegenden Augen. Seine Hände waren dürre Klauen, doch steckte in ihnen unverkennbar die Kraft eines Lords. Von Kopf bis Fuß war er, wie stets, ganz in Schwarz gekleidet, und sein schwarzer Umhang flatterte wie ein Paar reichlich mitgenommener Schwingen im Wind ...
    Oh ja, dies war Gorvi der Gerissene, kein Zweifel. Mutiger nun, da ihr Vampirgebieter zugegen war, formierten die riesigen Fledermäuse sich zu einem Schwarm und griffen kreischend und heftig mit den Schwingen schlagend an. Nathans Armbrust war hier nutzlos, jeder Bolzen gegen sie wäre vergeudet. Doppelt schlimm war, dass ihr ständiges Hin und Her und Wiederumschwenken es ihm unmöglich machte, die größeren weiter oben befindlichen Ziele anzuvisieren.
    Und der reiterlose Flieger war ebenfalls wieder da. Wie aus dem Nichts tauchte er auf, schwebte hinter den Spitzen nahe gelegener Felsen hervor. Nathan kniete nieder, zielte ... und prompt wurde er von den riesigen Fledermäusen gerammt. Sie brachten ihn aus dem Gleichgewicht, warfen ihn um, und als er am Boden lag, stürzte sich auch der Rest des Schwarms auf ihn ...
    Als die Fledermäuse sich zusammenscharten, erkannte Ben Trask seine Chance und eröffnete das Feuer aus seiner Maschinenpistole. Drei der sechs wurden von Trasks Feuerstoß förmlich in Stücke gerissen, sie explodierten geradezu in der Luft. Die Übrigen stoben mit einem erschreckten Kreischen in alle Richtungen auseinander, schwenkten erst nach links, dann nach rechts und verschwanden in dem Gewirr überhängender Felsen.
    Worauf wartest du noch?, vernahm Nathan Gorvis wütenden Ruf, den der Vampir-Lord dem reiterlosen Flieger sandte. Bring es zu Ende! Stürze dich auf sie! Erdrücke sie mit deinem Gewicht und treibe deine Stoßbeine zwischen die Felsen hinab, um sie zu zermalmen!
    Das Geschöpf kam heran, krümmte seine Schwingen und ließ sich zur Erde sinken. Zwischen den Segmenten des Unterbauches entrollten sich wie ein bebendes Nest voller Würmer, beinahe als führten sie ein Eigenleben, tentakelartige Landefortsätze. Nathan wusste, dass er nicht danebenschießen konnte. Er hob einfach die Hand mit der Waffe, zielte auf den Halsansatz über dem Spalt der Bauchtasche und drückte ab. Und während der Flieger langsam auf die Felsgruppe zuglitt, fand der Bolzen sein Ziel.
    Nathan wandte das Gesicht ab. Es schien ewig zu dauern, vielleicht war der Zünder fehlerhaft oder der Bolzen ein Blindgänger? Doch dann erscholl ein dumpfes Krachen, als sei einer der Findlinge umgestürzt. Nathan sah wieder hin:
    Keine zwei Meter von ihm entfernt blickte ihn maßlos erstaunt, ausdruckslos und doch völlig verblüfft das riesige und doch offenkundig menschliche am Ende eines drei Meter langen Halses sitzende Gesicht des Flugrochens an. Im nächsten Moment verzog es sich zu einer Maske des Schmerzes, wurde nach links und rechts geschleudert, öffnete die Kiefer und gab einen markerschütternden Schrei von sich!
    Die dünnen zu gewaltigen Luftsegeln geformten Schwingen peitschten durch die Luft, so als wolle die Bestie abheben und ihrem Schmerz entfliehen, der doch unentrinnbar war. Das Wesen warf sich wie wild nach links, bäumte sich auf, sodass Nathan aus nächster Nähe sehen konnte, was für eine Verwüstung sein Sprengbolzen angerichtet hatte –

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