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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Er musste sie in die Gepflogenheiten des Felsenturmes, der gesamten Felsenburg, einweihen und danach in diejenigen der Räudenstatt, in der sie nun Gebieterin war und gleich nach Canker kam. Gebieterin, aye, und dennoch bloß eine Frau, noch nicht einmal eine Wamphyri!
    Ha! – »Bloß« eine Frau, in der Tat! Doch eine Frau wie sie hatte es zuvor ja auch noch nie gegeben.
    Also hatte er sich darangemacht, sie in allem zu unterweisen. Nur ... wie sollte er jemanden unterweisen, mit dem er noch nicht einmal reden konnte, dem die Sprache der Szgany respektive der Wamphyri völlig fremd war? Dies hatte Canker einiges Kopfzerbrechen bereitet, bis er auf den Gedanken kam, das Ganze praktisch anzugehen. Seine Mondgeliebte vermochte zwar nicht zu sprechen – aber dennoch verstand sie jedes Wort!
    Sie war eine Gedankendiebin, aye. Eine Mentalistin. Auf dem Mond gab es wohl keine gesprochene Sprache, weil man sich dort von Geist zu Geist unterhielt – sofern man dies wünschte. Und falls nicht, verbargen die Mondwesen ihre Gedanken eben hinter einem undurchdringlichen geistigen Nebel. So musste es sich verhalten! Wegen der gewaltigen Nebelbänke, die sie heraufbeschwor, vermochte Canker nicht in ihren Geist einzudringen! Doch letztlich war dies nur natürlich. Keine Jungfrau, die etwas auf sich hielt, ließ ihren Geliebten sehen, was in ihrem Geist vorging, oder? Denn so gewiss wie Männer lustvolle Gedanken hatten, waren diese auch Frauen nicht unbekannt. Und eines wusste Canker mit Sicherheit: Seine Vampirgespielinnen waren durch und durch Huren, und was sie so anstellten ...
    Doch mit ihr schlafen? Mit einer Frau wie Cankers Mondgeliebter? Unvorstellbar ... vorerst jedenfalls. Wie denn auch? Sie war unberührbar, eine Göttin! Er hatte sie dazu gemacht. Im privatesten der Privatgemächer des Hunde-Lords saß sie auf ihrem Thron aus erlesen geschnitztem Knorpel, und von allen Männern und Monstren der Räudenstatt bekam sie allein Cankers Gestalt zu Gesicht, denn sie war einzig für seine Augen bestimmt – vorerst jedenfalls.
    Doch was nutzte es schon, eine Göttin zu sein, wenn niemand sie anbetete? Und wenn sie tatsächlich eine Göttin war, dann war Canker doch gewiss ein Gott – zumindest konnte er dazu werden, sofern er sich nicht als unzulänglich erwies. Also musste er sie umwerben, für sich gewinnen und sie von seiner göttlichen Natur überzeugen, er musste in ihren Augen gottgleich werden! Und nicht allein in denjenigen seiner silbernen Mondgeliebten, sondern in den Augen der gesamten Stätte!
    Nun, so weit war er doch bereits! Und falls nicht ein Gott, dann doch gewiss ein Lord. Aber eine Göttin zu besitzen und seine Gefährtin zu nennen! Ah, damit war sein kühnster Traum Wirklichkeit geworden!
    Sie hieß Siggi. So viel wenigstens vermochte Canker in Erfahrung zu bringen, wenn er sich, während sie unruhig schlief, über sie beugte und in den wenigen flüchtigen Augenblicken, in denen sie ihre Abschirmung vergaß und die ihr Innerstes umgebenden Nebelschleier etwas zurückwichen, in ihren Geist eindrang. Und in einer anderen Welt (es konnte sich nur um den Mond handeln) hatte sie einen Feind gekannt, um dessen Namen und Gesicht sich all ihre Albträume drehten. Selbst jetzt, wo sie sich doch in Cankers Obhut befand, fürchtete sie ihn noch und stöhnte seinen Namen, während sich auf ihrer glänzenden Stirn silbrige Schweißperlen bildeten.
    Turkur!
    Turkur Tzonov!
    Ein merkwürdiger, fremdartiger Name, der weder bei den Szgany noch den Wamphyri bekannt war. Cankers silberne Mondgeliebte jedoch würde ihn niemals vergessen; und auch Canker nicht, nun, da er ihn kannte. Und während er mit einem leisen kehligen Knurren in ihren vor Angst schaudernden Geist spähte, hatte er sogar das Gesicht dieses Mannes erblickt, wie es sich in Siggis Erinnerung abzeichnete:
    Sein breiter gewölbter Schädel war glatt und vollkommen haarlos. Ebenso wie sein Teint hatte er eine gesunde Bronzefarbe. Davon stachen die tief eingesunkenen, von dunklen Ringen umgebenen, durchdringenden Augen ab, die zwar einem Menschen gehörten, in denen aber dennoch eine unmenschliche Macht lag. Augen, die in einen Mann hinein- oder auch durch ihn hindurchzublicken vermochten, was ihn unter Menschen mit Gewissheit zu einer Führungspersönlichkeit machte. Gemessen an menschlichen Maßstäben war er durchaus beeindruckend. Canker allerdings war ein Wamphyri! Und dennoch ahnte er etwas von der außergewöhnlichen Anziehungskraft, von der

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