Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
hing, nur für eine weitere von der Sonnseite geraubte Gefangene gehalten. Bis auf Nestor Leichenscheu wusste keiner, wie Cankers silberne Geliebte aussah. Niemand hatte ihren unfassbaren Teint und die Haarfarbe, ihre Gestalt und den hinreißenden Körper zu Gesicht bekommen; und dies sollte bis zum letztmöglichen Augenblick auch so bleiben.
    Canker war gerissen, schlau wie der Fuchs in seiner gemischten Ahnenreihe, und wusste sich darzustellen. Er hatte einen Sinn fürs Dramatische und wusste um das Prickeln gespannter Vorfreude, die Wirkung einer plötzlichen Enthüllung und das fassungslose Erstaunen, das eine letztendliche Verzögerung noch hervorzurufen vermochte. Er fand sein Vergnügen darin, alle anderen bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Schatten zu stellen, so auch bei Siggis Empfang. Und da es zu Cankers Wesen gehörte, um alles ein möglichst großes Getue zu machen, kam er niemals pünktlich. Er zog einen großen Auftritt vor.
    Nach einem Überfall auf die Szgany von Tireni-Hang, zirka einhundertdreißig Kilometer westlich von Siedeldorf, hatte Nestor Leichenscheu den Empfang angekündigt (oder vielmehr eine Zusammenkunft, um die erfolgreichen Bemühungen einer kürzlich geschmiedeten Allianz der Lords zu feiern, die Wrathhöhe in eine richtige Festung und ihre Knechte und Kreaturen in eine Streitmacht zu verwandeln). Unter ihrem Anführer Yann Tireni leisteten die Leute von Tireni-Hang genauso erbitterte Gegenwehr wie die Szgany Lidesci. Zwar verfügten sie nicht über Lardis Lidescis unheimliche Waffen, dafür bewiesen sie ein erstaunliches Geschick im Umgang mit Ködern und Fallgruben, und die mit silbernen Spitzen versehenen, kneblaschgetränkten Bolzen ihrer Armbrüste und ihre von gewaltigen Katapulten abgeschossenen Feuerbälle waren nicht minder treffsicher. Ähnlich wie Lidescis Stamm hatten auch die Szgany Tireni überlebt, ohne in die Wildnis zurückzukehren und ihr Leben als Traveller wieder aufzunehmen.
    Diesmal jedoch war der Überfall erfolgreich verlaufen, und eine ganze Anzahl von Knechten wurde lebend gefangen genommen, ohne dass die Wamphyri irgendwelche Verluste erlitten – was ein weiterer Grund zum Feiern war. Cankers Wunsch gemäß hatte Nestor beiläufig erwähnt, dass der Hunde-Lord bei dieser Gelegenheit, einer Art Empfang in der Saugspitze, zu dem Nestor einlud, die neue Gebieterin der Räudenstatt vorzustellen gedachte. Canker hatte sich selbstverständlich rar gemacht, um jedwedem Gerede oder diesbezüglichen Fragen auszuweichen. Seinem Sinn fürs Dramatische entsprechend, wollte er sie mit Siggi vollkommen überraschen. Und dies gelang ihm auch ...
    Der Termin stand fest: vier Stunden vor Sonnauf!
    Damit blieb genug Zeit für Prahlereien und Streitigkeiten, zum Essen und Trinken, ehe sie alle sich in den frühen Morgenstunden in ihre diversen Stätten und die Sicherheit ihrer düsteren Behausungen zurückziehen mussten. Nestor hatte sich in die Saugspitze begeben, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Wratha und ihre wichtigsten Offiziere würden zu Fuß von der Wrathspitze herabsteigen, und der Hunde-Lord und dessen Welpen kannten den Aufstieg von der Räudenstatt aus wie ihre Westentasche (obwohl Nestor natürlich klar war, dass sie die Flugrochen nehmen und selbstverständlich zu spät kommen würden, damit Canker seinen Auftritt in gewohnter Manier machen konnte). Was nun die Übrigen anging:
    Wran und Spiro Todesblick konnten die Räudenstatt nicht mit ihrem Gefolge durchqueren – dies würde Canker niemals zulassen. Also mussten sie fliegen. Und Gorvi dem Gerissenen konnte man kaum zumuten, von Gorvisumpf aus nahezu einen Kilometer senkrecht in die Höhe zu klettern, was bedeutete, dass auch er fliegen würde. Eine Landebucht musste hergerichtet und Leutnante und Knechte bereitgestellt werden, um die Flieger zu versorgen.
    Nestor hatte sich um alles gekümmert. Das war nicht zu viel verlangt; so viel wenigstens war er dem Hunde-Lord schuldig.
    Schließlich war es so weit.
    Wran der Rasende war, trügerisch geckenhaft gekleidet, der Erste, der kam. Begleitet von seinen Leutnanten und wichtigsten Offizieren, bot er in seinem wolfsgrünen Umhang, dem purpurnen Kummerbund, seinen Hosen aus schwarzem Fledermauspelz und den ledernen Stiefeln einen großartigen Anblick. Er rümpfte affektiert die Nase und zupfte an der kleinen schwarzen Warze an seinem Kinn herum. Sein Bruder, der stets mürrische Spiro Todesblick, folgte dichtauf. Wie üblich war er in

Weitere Kostenlose Bücher