Nefilim KI 9 - Refugium
mitgeteilt worden war. »Befindet sich die Vorrichtung an Bord oder in Raronea?«
»Sie befindet sich in dem zusätzlichen Raum mit Geheimzugang, den ich vorhin noch erwähnen wollte.«
»Wo ist das?«
»Ich führe Sie hin, Kapitän.«
»Zeig mir erstmal, was ihr so schmuggelt.«
Skyllas Hologramm sah noch so aus, wie ich es in Erinnerung hatte, als sie mir vorausging. Ein archaisches, einfaches Abbild einer mit Toga bekleideten Frau von beachtlicher Schönheit - zu vollkommen, um wahr zu sein. Doch das Trugbild war in seiner künstlichen Erscheinung perfekt dazu geeignet, die neue KI, die Susannah mit Hilfe einer Kopie ihres eigenen Bewusstseins geschaffen hatte, vor den Augen aller anderen zu verbergen. Sie hatte mit Hilfe dieser KI die Errungenschaften, die sie mitgebracht hatte, offenbar erfolgreich versteckt. Zu welchem Zweck, war mir noch nicht klar, aber ich war außerstande, ihr niederträchtige Absichten zu unterstellen. Sie gehörte schließlich diesem Untergrund an, der wohl gegen Geran kämpfte, und versorgte dessen Mitglieder augenscheinlich mit Material für diesen Kampf. Das musste ihr Leben gefährdet haben. Welches Doppelspiel hatte sie mit Geran getrieben? Hatte Demi recht und ich war mir nicht einmal zur Hälfte klar darüber, welches Opfer Susannah erbracht hatte?
Skylla wies mit einer eleganten Geste ihrer teiltransparenten Hand auf eine Wand, die sich zusammenfaltete und eine Reihe von Regalen offenlegte. Darin befanden sich verschiedene Dinge. Medibots, Handfeuerwaffen, Audio-Video-Zerhacker und allerlei Zeug, das man wohl brauchte, wenn man sich gegen einen Despoten wie Geran zur Wehr setzen musste.
Wieso hatte Susannah uns nicht erzählt, dass sie für diesen Widerstand arbeitet? Ich seufzte. Sie traute uns wahrscheinlich genauso wenig, wie wir ihr. Vielleicht hätte sie es uns mitgeteilt, wenn der Zeitpunkt reif gewesen wäre. Oder jeder wusste es, außer mir.
Ein anderer Gedanke ereilte mich wie ein Blitz.
»Hast du eine Verbindung zum Kollektiv-Gedächtnis der Nefilim?«
»Nein, aber Susannah Tomasi konnte zeitweilig eine teilwirksame Verbindung etablieren, die sie nutzte, um die Befehlsmuster von Jarek Geran zu unterwandern. Da keine direkte Kontrollschleife aufgebaut werden konnte, ist der Erfolg des Vorhabens bisher nicht verifizierbar gewesen.«
»Warum hast du dich nicht zu erkennen gegeben?«
»Es gibt nur wenige Personen, denen ich mich meine Existenz offenbaren darf. Sie gehören dazu.«
»Warum?«
»Aus offenkundigen Problemen, die sich mit der Geheimhaltung der Untergrundbewegung ergeben.«
»Ich mein, warum ausgerechnet ich?«
»Sie genießen Susannahs volles Vertrauen. Und meines natürlich auch.«
Ich schluckte.
»Das ist ... erfreulich. Warum hat Susannah uns nicht davon unterrichtet, dass sie über die Möglichkeit verfügt, eine Bewusstseinsmatrix zu kopieren?«
»Diese Schlüsseltechnologie darf nicht in die falschen Hände geraten. Erebos weiß von der Existenz der Vorrichtung an Bord und beschützt meine Hülle, wie Sie bei Ihrer Ankunft sicherlich bemerkt haben.«
»Schließt das auch die Verfolgung durch Mechanoiden und den Einsturz von Canyonwänden ein?«
»Nein. Sie vermuten einen Zusammenhang, wo es keinen gibt. Das gesamte Areal in zwanzig Kilometer Umkreis wurde so angelegt, dass es Eindringlinge abhält, aber es ist generell eine instabile Zone, die gemieden wird.«
»Durchgekommen bin ich dennoch.«
»Sie hätten den kinetischen Barrierering niemals ohne meine Hilfe passieren können.«
»Nun, also Susannah und Erebos haben ein Abkommen getroffen?«
»Ja. Es geht dabei um die WBE-Technologie, wie Sie sie bezeichnen. Die damit einhergehenden Möglichkeiten sind sehr umfassend. Erebos und Susannah wollen es vermeiden, dass diese Möglichkeiten eine negative Entwicklung verursachen. Bis neue Maßnahmen zum Schutz der Vorrichtung getroffen worden sind, verbleibt sie hier an Bord.«
»Wäre ich irgendwann über die Existenz dieser Maschine in Kenntnis gesetzt worden?«
»Natürlich. Es sollte ursprünglich heute, als ihre Ankunft bei Demi bekannt wurde, eine Versammlung anberaumt werden, die einige wenige Personen in verschiedene Sachverhalte eingeweiht hätte. Die aktuellen Ereignisse machten jedoch ein anderes Vorgehen notwendig.«
»Deswegen wollte Erebos nicht, dass ich heute hierher fliege?«
»Möglicherweise. Haben Sie sich gegen seine ausdrückliche Empfehlung hierher begeben?«
»Ja, allerdings.«
»Das war unklug. Erebos'
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