Nefilim KI 9 - Refugium

Titel: Nefilim KI 9 - Refugium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cahal Armstrong

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Aufmerksamkeit ist abgelenkt und wenn das der Fall ist, können Subroutinen zu einer Verselbstständigung bestimmter Muster führen. Im Lichte dessen wäre es durchaus vorstellbar, dass der Angriff der Mechanoiden und der Einsturz der Canyonwand auf ein Wirken solcher Subroutinen zurückzuführen sind.«
    »Ich werde das bedenken, wenn ich das nächste Mal mein Schiff begutachten will. Was fällt ihm bloß ein?«
    »Es geht hier nicht um Besitzansprüche oder um dieses Schiff allein.«
    Ich seufzte. »Natürlich. Ich habe mich gerade nur etwas geärgert.« Ich überlegte einen Augenblick. »Können wir irgendwie in Kontakt bleiben?«
    »Der Ring an Ihrer Hand lässt sich auch als Kommunikationsmittel einsetzen. Ich zeige Ihnen gern, wie Sie mit mir per Funk in Kontakt treten können.«
    Es stellte sich heraus, dass der Ring als Sicherheitsschlüssel fungierte, der notwendig war, um die Abschottung der Skylla zu überwinden, die auch den Funkraum einschloss.
    »Jetzt zeig mir diesen geheimen Raum!«
    »Bitte folgen Sie mir.«
    Skylla führte mich in die Kabine, die ursprünglich für mich vorgesehen war. Das scheußliche Bett, das Odin hier ursprünglich installiert hatte, war durch ein schlichtes Modell ersetzt worden. Die ganze Kabine war umgestaltet worden. Ich öffnete einen Schrank, fühlte mich, wie ein Schnüffler als dort Frauenunterwäsche, persönliche Dinge und Medikamente zum Vorschein kamen. Ich erkannte, dass Susannah hier viel Zeit verbracht haben musste. Immerhin war nur ihr Zeug zu finden und ein Blick auf das zerwühlte Bett zeigte mir, dass nur ein Bettzeug benutzt worden war.
    Ich lachte über mich selbst.
    Was ging es mich an?
    Aber, zum Teufel, es kümmerte mich eben!
    »Hier entlang«, sagte Skylla, nachdem sie mir einige Minuten für meine peinliche Indiskretion gelassen hatte.
    Sie wies auf ein Wandpaneel in der Sanitäreinheit, das zur Seite glitt und einen engen Gang offenlegte, der als Wartungskorridor gedacht war. Ich schlüpfte hinein und folgte ihm, bis ich in einen winzigen Raum gelangte, der kaum genug Platz für eine Person ließ. Eine Art Stuhl mit einer Reihe Vorrichtungen daran war neben einigen Sichtschirmen und Konsolen zur Bedienung alles, was dort zu finden war. Dass dieser Ort im Geheimen gebaut worden war, musste niemand vermuten - es war in jedem Detail erkennbar. Viele Teile sahen aus, als wären sie absichtlich in mehrere Segmente zerlegt worden, wahrscheinlich, um sie unbemerkt hierher zu bringen. Ich stellte mir vor, wie Susannah die Bauteile im Geheimen hergestellt und Stück für Stück unter den Augen von Geran an diesen Ort verbracht hatte. Hatte sie allein in der Kabine geschlafen, wie es der Anblick des Raums vermuten lässt, war sie offenbar an Bord geblieben und hatte dann bei jeder vorgeblichen Ruhephase an der Maschine gearbeitet. Ein einsames Streben inmitten von Feinden.
    Ich überlegte, welche Konsequenzen die Existenz dieser Maschine für uns haben konnte.
    Es war damit möglich, KIs zu erschaffen, wie man die Nefilim erschaffen hatte - also Kopien von biologischen Intelligenzen, die man über die verwendete Hardware in ihren Möglichkeiten aufwertete oder spezialisierte, so wie Susannah es mit Skylla getan hatte. Brachte man jedoch noch die Replikatoren ins Spiel, die Odin gebaut hatte, dann war es zumindest theoretisch kein weiter Schritt mehr zu den Reinkarnationsmaschinen der Kalimbari.
    Kein Wunder, dass Susannah und Erebos sich damit zurückhielten, die Sache sofort bekanntzugeben. Ich konnte mir alle möglichen Reaktionen vorstellen, aber manch einer würde die Aussicht darauf, eine relative Unsterblichkeit zu erlangen, als sehr verlockend empfinden. Solche Veränderungen durfte man nicht leichthin in eine Gesellschaft werfen, in der Hoffnung, sie werde sich damit schon zurechtfinden.
    Oder gab es einen anderen Plan hinter der Geheimhaltung?
    Ich beschloss, die Meinung aller Eingeweihten zu hören, bevor ich meine eigene zum weiteren Vorgehen beisteuerte.
    Ich verließ die winzige Kammer, die gut dazu geeignet schien, Platzangst zu verursachen und suchte das Aussichtsdeck auf. Skylla fuhr die Panzerplatten zurück und ich blickte auf die bizarre Landschaft hinaus, die das Schiff umgab.
    Warum war ich überhaupt hier? Suchte ich nach einer Möglichkeit, eine Verbindung zur Vergangenheit herzustellen, zu der Zeit, in der ich mit Susannah zusammen gewesen war? Wenn das der Fall war, trübte meine nostalgische Stimmung meine Erinnerung. Es hatte viele