Nehmen Sie doch Gift darauf!
Achseln, »ehe
ich wußte, wie mir geschah, hatte die Stimme den ganzen Laden in der Hand !«
»Der Stamm«, sagte Stenner
träumerisch. »Der Stamm gibt Anweisungen, wo du das Zeug beziehst und wie du es
unter die Leute bringst, stimmt’s ?«
»Na... na klar, Max !« Adler sah aus, als hätte man ihm einen Weisheitszahn ohne
Betäubung gezogen.
»Stenner«, stieß Casey hervor
und riß gleichzeitig so heftig an meinem Arm, daß ich, ohne es zu wollen, vor
ihn zu stehen kam. Dann bohrte sich der Lauf seiner Pistole schmerzhaft in
meine Schläfe.
»Wie ich Sadie bereits
mitgeteilt habe, kann ich auf sie verzichten«, sagte er gepreßt. »Falls ich
durch sie hindurchschießen muß, um Sie zu treffen, soll mir das egal sein. Und
Mavis hier kann ich noch leichter entbehren. Ich gebe Ihnen also fünf Sekunden
Zeit, um sich zu entscheiden. Dann werfen Sie entweder Ihre Waffe weg, oder ich
liquidiere das, was überflüssig ist. Das heißt, unser Goldköpfchen zuerst.
Entscheiden Sie sich, lieber Freund .«
Er hatte bis »vier« gezählt,
als Stenner langsam die Hand hob und die Waffe auf die Erde warf. Adler stürzte
triumphierend darauf los, während Sadie die restlichen Stufen herabtaumelte und
sich erschöpft auf den wackligen Stuhl sinken ließ.
»Mein Gott !« sagte ich unsicher. »War das ein großartiger Bluff, Casey! Einen Augenblick
hätte ich dir fast selber geglaubt .«
Casey erwiderte gar nichts,
sondern versetzte mir nur einen so mächtigen Stoß, daß ich durch den ganzen
Raum schoß, bis ich schmerzhaft an eine Ecke von Sadies Schreibtisch prallte.
»Okay, Stenner«, sagte er
hinterhältig grinsend. »Kommen Sie runter und gönnen Sie uns das Vergnügen
Ihrer Gesellschaft .«
Stenner zuckte die Achseln und
kam dann die wenigen Stufen herunter. »Eines müssen Sie mir noch verraten«,
sagte er kühl. »Was hat die ganze Panik verursacht? Was ist schief gelaufen?
Warum mußte Salome sterben ?«
»Unser Großlieferant wurde ein
bißchen zu kiebig«, erwiderte Casey beiläufig. »Er hat die Preise erhöht, aber
das wäre natürlich nur der Anfang gewesen. Der ganze Betrieb hier hat ihn
gereizt. Wenn der Stamm sich bereit erklärt hätte, mehr zu zahlen, wären die
Preise ständig weiter in die Höhe gegangen, bis der Stamm kapituliert und unser
Lieferant den Laden übernommen hätte. Daher hat der Stamm ihn wissen lassen,
daß ihm, falls er die alten Preise nicht aufrecht erhält, etwas Unangenehmes
widerfährt .«
»Salome?« Stenner runzelte die
Stirn. »Das verstehe ich nicht .«
»Sie nicht«, knurrte Casey. »Aber
unser Lieferant weiß, wie der Hase läuft. Sadie, du gehst jetzt besser wieder
rauf. Du bist unser Empfangskomitee, vergiß das nicht .«
Die nette, alte weißhaarige
Dame rappelte sich von ihrem Stuhl hoch. »Okay«, nickte sie müde, »aber meine
Nerven halten soviel Aufregung in einer Nacht nicht aus, mein Bester .«
»Mach schon !« knurrte er. »Denk immer dran, daß ich auch ganz auf dich verzichten kann, du
alte Schachtel .«
»Natürlich, Casey«, lächelte
sie gequält. »Ich hab’ doch nur Spaß gemacht .«
Sie sprang, zwei Stufen auf
einmal nehmend, die Treppe hinauf, als habe sie eine Hormonspritze bekommen.
Nachdem sie verschwunden war, sah Adler Casey an und räusperte sich. »Was nun —
äh — Boss ?« erkundigte er sich kriecherisch. »Ich
meine, was machen wir mit dem Mädchen hier und Max ?«
»Sie ganz allein ist schuld
daran, daß uns Stenner auf die Schliche gekommen ist«, erwiderte Casey kalt.
»Er hat Lunte gerochen, weil sie wegen der Leiche in der Garderobe nicht den
Mund halten konnte. Ich habe alles mögliche versucht, sie
hier wegzubekommen, aber sie war ja nicht davon abzubringen, ihre Nase überall
reinzustecken. Jetzt muß sie eben die Konsequenzen tragen .«
»Sie meinen«, fragte Adler mit
einer Art simpler Logik, die einfach entsetzlich war, »wir sollten sie jetzt
gleich umlegen ?«
»Nein«, entgegnete Casey, und
sein Gesicht sah jetzt absolut unsympathisch aus. »Wir heben sie uns auf, bis
die anderen da sind .«
»Sie wollen die beiden mit ins
Büro raufnehmen ?« Adler glotzte Casey an, als habe
dieser plötzlich den Verstand verloren.
»Nicht sofort«, erwiderte
Casey. »Wir heben sie uns gewissermaßen als Überraschung auf. Sie halten hier
unten ein Auge auf die beiden, während ich schon hinaufgehe, um die Gäste zu
erwarten. Sadie gibt Ihnen dann Bescheid, wann Sie die beiden raufbringen
sollen .« Er musterte Stenner eiskalt.
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