Nehmen Sie doch Gift darauf!
»Falls er
aufmuckt, machen Sie ihn fertig .« Dann streifte er
mich mit einem ebenso eisigen Blick. »Das gleiche gilt für unser Goldköpfchen .«
»In Ordnung, Boss.« Ganz ohne
Zweifel litt Adler, seit er eine Waffe in der Hand hielt, unter Größenwahn.
»Überlassen Sie die beiden ruhig mir«, fügte er hämisch hinzu.
»Casey ?« ließ ich mich vernehmen.
Er blieb auf der untersten
Treppenstufe stehen und blickte gereizt über die Schulter zurück. »Was?«
»Du warst wohl niemals ein
CIA-Agent, nicht wahr ?« fragte ich traurig.
»Und es hat auch niemals
irgendwelche Spione gegeben, Kindchen !« Er lachte
abstoßend und ging die Treppe hinauf.
Ich blickte mit unsicherem
Lächeln zu Max Stenner hinüber. »Ich muß Sie sehr um Verzeihung bitten, Mr.
Stenner«, sagte ich. »Ich habe Sie völlig falsch eingeschätzt, auch wenn Sie
mir vorhin eins ins Genick gegeben haben .«
»Deswegen habe ich mich zu
entschuldigen, Mavis«, erwiderte er, ohne jedoch im mindesten schuldbewußt auszusehen. »Ich hätte Sie vermutlich niemals überzeugen können,
daß ich nicht der Stamm bin, daher schien mir das der schnellste Ausweg zu
sein...« Er zuckte die Achseln. »Was wäre mir anderes übriggeblieben ?«
»Dieser blöde Johnny Rio !« sagte ich aufgebracht. »War dieser Mensch doch
tatsächlich dumm genug, Casey Jones für einen CIA-Agenten zu halten !«
»Sie etwa nicht ?« grinste Stenner mich an.
»Das war etwas ganz anderes«,
murmelte ich. »Ich meine, Casey wußte doch schon, daß ich für Rio Investigations arbeite, und da dachte ich natürlich...«
»Du dämliches Frauenzimmer !« fuhr Marcus Adler höhnisch dazwischen. »Wir wußten alle
über dich Bescheid, bevor wir dich zu Gesicht bekommen hatten. Alles war genau
abgesprochen, von dem Moment an, als du zu mir ins Büro kamst. Der Stamm hat
angerufen und dich avisiert. Ich sollte dich erst ein bißchen zappeln lassen
und dir dann einen Job geben, bei dem du einen Partner brauchst, und dieser
Partner sollte Casey Jones, der Rausschmeißer, sein .«
»Und du hast noch immer nicht
kombiniert, daß der Stamm und Casey Jones ein und dieselbe Person sein könnten ?« Stenner musterte ihn und schüttelte langsam den Kopf.
»Wenn Mavis ein dämliches Frauenzimmer ist, bist du der dämlichste Ochse, den
es je...«
»Halt die Klappe, Max !« knurrte Adler verärgert.
»Aber warum wollte der Stamm,
ich meine Casey, in meiner Nummer auftreten ?« wunderte
ich mich.
»Damit er immer in deiner Nähe
sein und sich vergewissern konnte, daß du Irma nicht helfen würdest, wenn es
für ihn an der Zeit war, sie umzubringen«, erläuterte Stenner geduldig.
»Aber Irma wurde doch nicht
umgebracht, sondern Salome !« fauchte ich.
»Also ist ihm ein Fehler
unterlaufen .« Das Narbengesicht zuckte die Achseln.
»Das falsche Mädchen war zur rechten Zeit am rechten Platz. Ich würde selber
gern wissen, wie das passieren konnte. Als er immer noch auf Irmas Rückkehr
hoffte, um seinen Fehler korrigieren zu können, bist du dann reingeplatzt. Das
brachte ihn in einige Verlegenheit, und so erfand er die Geschichte von dem
Spionagering, und daraus ergab sich dann seine Idee, sich selber als CIA-Agent
auszugeben .«
»Aber wenn die Spione samt und
sonders erfunden sind«, murmelte ich, während ich mich krampfhaft bemühte,
einen klaren Gedanken zu fassen, »was ist dann mit dem Stamm? Der existiert doch
schließlich ?«
»Natürlich«, erwiderte Stenner.
»Nur verdient er sein Geld nicht mit Spionage, sondern mit — Rauschgift !«
»Rauschgift?« Ich starrte ihn
entgeistert an.
»Narkotika — Heroin !« stieß er hervor. »Den Klub hier hat er als
Verteilerstelle aufgezogen, die Ware bezog er von dem Kerl, der ihm jetzt
soviel Ärger macht, und verkaufte sie dann an die Gäste .«
»Du hast jetzt genug geredet,
Max«, sagte Adler gepreßt. »Halt den Mund, oder ich muß ihn dir stopfen !«
»Rauschgift ?« wiederholte ich noch einmal und schüttelte fassungslos den Kopf. Dieser elende
Schuft Casey Jones! Bei dem Gedanken, daß ich ihn zu einem Abendessen bei
Kerzenlicht eingeladen hatte, wurde mir noch im nachhinein ganz plümerant .
Die Knie begannen mir zu zittern, und ich blickte hilfeflehend zu Adler
hinüber. »Dürfte ich mich einen Augenblick setzen«, fragte ich ihn.
»Warum nicht?« Er zuckte die
Achseln. »Mach’s dir ruhig bequem .«
Ich löste mich von der
Schreibtischecke, an der ich gelehnt hatte, seit ich von Casey so brutal
dagegen geschleudert
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