Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
seinen Daten auf die Suche und fanden schnell die entsprechende Sequenz.
»Ja«, sagte Beyer. »Da muss es sein.«
»Oh verdammt, genau im toten Winkel.«
»Lasst euch von uns nicht weiter stören«, sagte Paul Hjelm.
Beyer und Kowalewski sahen auf und bemerkten erst jetzt die übrigen Mitglieder der Opcop-Gruppe, die sich nur wenige Meter entfernt vor der Whiteboard-Tafel versammelt hatten. Die beiden sahen einander an und grinsten.
»Entschuldigt die Verspätung«, sagte Beyer. »Wir sind zum alten Gebäude gefahren.«
Kurzes Gelächter.
»Aber wir waren unterwegs nicht untätig«, erklärte Kowalewski und klemmte sich seinen Laptop unter den Arm. Er schloss ihn an die Whiteboard-Tafel an und öffnete die Datei. Sie sahen ein Standbild von dem namenlosen Leibwächter mit der inoffiziellen Bezeichnung »Fleischschrank Zwei«, der wie immer im Wohnzimmer auf dem Sofa saß. Der einzige Unterschied zu sonst war, dass er dort allein saß. Er rauchte und blätterte lustlos in einem Pornoheftchen. Neben ihm auf dem Sofa lag der Umschlag aus der Oude Kerk.
Kowalewski startete die Filmaufnahme. Als würde der Leibwächter erst in diesem Moment den Umschlag bemerken, drückte er seine Zigarette aus, legte das Pornoheftchen weg, griff nach dem Umschlag und stand auf. Er legte den Umschlag auf den Schreibtisch. Als er zum Sofa zurückkehrte, entdeckte er einen Zettel, der zwischen den Kissen steckte, und sah ihn sich genauer an. Dann schlurfte er in die Küche und verschwand aus dem Bild.
»Ich erinnere mich daran«, sagte Felipe Navarro. »Ich hatte eine Scheißangst, dass er sich Jutta holt. Ich wählte bereits Artos Nummer, als der Kerl auch schon wieder zurückkam.«
»Was wir hier sehen«, sagte Kowalewski. »Wie lange war er weg? Fünf Sekunden, zehn?«
»Es fühlte sich trotzdem wie hundert an«, entgegnete Navarro.
»Aber du hast nicht auf die Kamera in der Küche gewechselt?«, fragte Kowalewski.
»Dazu hatte ich keine Zeit. Ich saß nicht vor dem Computer und sah nur von Weitem, dass er aufstand und wegging. Da habe ich als Erstes Artos Nummer gewählt. Ich wollte aber gerade umschalten, als er schon wieder zurückkam.«
»Ohne den Zettel«, fügte Jutta Beyer hinzu.
Das sahen die anderen jetzt auch.
Kowalewski wechselte zur Kamera in der Küche. Doch das Bild deckte nicht einmal die Hälfte des Raumes ab, allerdings zeigte es den besagten Küchenschrank, dessen Tür tatsächlich fest verschlossen war. Auf den Aufnahmen war nichts zu sehen. Und sie hatten keine Mikrofone in der Küche installiert.
Kowalewski spielte daraufhin die Bilder aus dem Wohnzimmer ein weiteres Mal ab, wobei er die Lautstärke bis zum Anschlag aufdrehte. Tatsächlich war ein dumpfer Knall zu hören, kurz bevor der Leibwächter ins Zimmer zurückkehrte und sich wieder aufs Sofa fallen ließ.
»Jutta und ich sind der Meinung, dass dieser Zettel eine der chiffrierten Nachrichten ist, die aus Versehen zwischen den Kissen stecken geblieben ist. Wir wussten bisher nicht, was sie mit den alten Nachrichten machen – wir hatten vermutet, dass sie sie irgendwie entsorgen, verbrennen oder so. Aber das stimmt vielleicht gar nicht.«
»Ich habe diesen Knall gehört«, sagte Beyer. »Natürlich wesentlich lauter. Etwas wurde kräftig zugeschlagen. Ich glaube, dass sich im Fußboden eine Luke befindet. Im toten Winkel der Kamera. Und vermutlich liegen die alten Nachrichten dort.«
»Dann müsste da wohl ein ganzer Schatz alter Nachrichten liegen«, meinte Kowalewski mit einer ausholenden Geste. »Falls uns die Decodierung der Texte immer noch interessiert.«
»Du hast recht«, sagte Paul Hjelm, »und ein Nachrichtenschatz klingt außerordentlich verheißungsvoll. Vor allem, weil wir dank der Decodierungsabteilung nun den Schlüssel zu den Botschaften haben und wissen, dass man sie zusammenlegen muss. Das könnte der Durchbruch sein.«
»Wenn ich in dem Küchenschrank ein bisschen aufnahmefähiger gewesen wäre«, sagte Beyer nachdenklich, »dann hätten wir sie auf dem Weg nach draußen schon alle mitnehmen können. Dann hätten wir sie jetzt.«
»Nein«, sagte Hjelm.
»Nein?«, fragte Beyer.
»Natürlich nicht«, sagte Hjelm. »Wenn ihr sie hättet mitgehen lassen, wäre das Vlad sofort aufgefallen, dann wäre unsere Observierung aufgeflogen, und unsere Anstrengungen wären vergebens gewesen. Aber dafür haben wir dies hier. Die bisher von uns zusammengelegten Briefe beinhalten offenbar folgende Nachricht: ›Die Expansion des
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