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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Barrière warf ihrem Spindoktor einen frostigen Blick zu. Er warf die Arme in die Luft und ging wieder ans Fenster.
    »Entschuldige«, sagte er. »Aber es wird langsam unüberschaubar.«
    »Niemand wusste, wer der andere ist. Ich glaube, dass höchstens drei Personen überhaupt meine Identität kannten. Ich war eine junge und arme Studentin. Es gab keinen Grund, mich im Gedächtnis zu behalten.«
    »Sehr gut, danke«, sagte Gatien, den Blick über Brüssels Dächer schweifen lassend. »Die Namen dieser drei Personen benötige ich unbedingt und umgehend. Dann gibt es natürlich die Möglichkeit, dass einer der anderen Teilnehmer – inklusive des unbestreitbar imponierenden schwarzen Mannes – sich doch wieder an dich erinnert hat, als du eine öffentliche Person geworden bist.«
    »Eine so wahnsinnig öffentliche Person bin ich ja gar nicht«, meinte Barrière. »Gemessen an der Macht, die wir haben, sind wir EU-Kommissare ziemlich anonym. Und sieh dir das Bild genau an. Es braucht sehr viel Phantasie, um in dem jungen Mädchen die ergraute reifere Frau wiederzuerkennen.«
    »Ich habe es mir sehr genau angesehen«, murmelte Gatien. »Und du hast recht, man muss den einen oder anderen Gedankensprung machen. Umso wichtiger sind dementsprechend diejenigen, die deine Identität kannten. Weißt du, wer das war?«
    »Pamplemousse, Minou und Natz.«
    »Bitte was?«
    »Ja, ich weiß. Lass mich kurz nachdenken. Minou hieß ... Cocheteux. Michel Cocheteux. Er war auch Student. Wir hatten beide Politologie an der Sorbonne belegt. Pamplemousse war mein Freund, der mich in diese Kreise eingeführt hatte, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wie er in Wahrheit hieß. Alle nannten ihn immer Pamplemousse. Natz’ richtiger Name war Ignatius. Das ist ein alter Heiligenname. Er hieß ...«
    »Es gab keine weiblichen Kontakte?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Hör auf. Gab es weibliche Kontakte?«
    »Nein. Jetzt weiß ich wieder, wie Pamplemousse hieß. Pierre-Hugues Prévost.«
    »Und Ignatius?«
    »Nein, an seinen Nachnamen erinnere ich mich nicht mehr.«
    »Gut, dann werde ich als Erstes versuchen, Michel Cocheteux und Pierre-Hugues Prévost ausfindig zu machen. Hattest du seit damals Kontakt zu ihnen?«
    »Nicht direkt, nein.«
    »Nicht direkt?«
    »Ich hatte einmal Kontakt zu Pamplemousse. Aber nicht lange.«
    »Und sonst hast du nichts, was mir weiterhelfen könnte? Ich benötige dringend Ignatius’ Identität.«
    »Obwohl ich wirklich meine Zweifel habe, dass er etwas damit zu tun hat ...«
    »Warum?«
    »Ist nur so ein Gefühl.«
    Laurent Gatien schüttelte den Kopf und seufzte tief. Während er sich zur Tür begab, sagte Marianne Barrière: »Über eine Sache denke ich die ganze Zeit nach. Warum heißt das eigentlich ›Spindoktor‹?«
    Gatien blieb stehen und schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. »Wollen wir uns nicht lieber auf die wichtigen Dinge konzentrieren?«
    »Antworte doch einfach.«
    »Das kommt aus dem Baseball«, erklärte Gatien. »Der Werfer gibt dem Ball den richtigen Dreh, damit es aussieht, als würde er woanders hinfliegen, was es dem Schlagmann ungleich schwerer macht, den Ball zu treffen. Aber um diesem Ball hier den richtigen Dreh zu geben, Marianne, werden wir göttliche Hilfe benötigen. Oder zumindest Hilfe von unerwarteter Seite.«
    »Und von welcher Seite?«, fragte Barrière. »Der Polizei?«
    Der Spindoktor lachte laut auf und erwiderte: »Ja, was soll’s. Warum nicht von der Polizei?«

Aus dem Dunkeln
Den Haag, 2. Juli
    Es herrscht absolute Dunkelheit. Nicht der kleinste Streifen Licht. Die Dunkelheit ist wie eine Materie, schwer, drückend, die nach einer Weile immer elastischer wird, teigig, und dieser pechschwarze Teig dringt überall ein, in jede noch so kleine Körperöffnung, in Ohren, Augen, Nase und Mund. Der Mund ist nicht nur angefüllt von der teigigen Düsternis, er wird von ihr aufgedrückt, die Kiefer werden auseinandergestemmt, und als sie gerade das Gefühl hat, dass auch die Lungen sich mit Dunkelheit füllen, hört sie, wie der Kiefer mit einem lauten Krachen zersplittert.
    Das Geräusch reißt sie in die Höhe. Sie sitzt senkrecht im Bett. Während das Bewusstsein langsam in ihre tiefschwarze Seele tropft, wird ihr klar, wie absurd dieses filmreife Ende eines Albtraumes ist. Sie holt tief Luft, während sie darauf wartet, dass die Frequenz ihrer Herzschläge wieder abnimmt. Aber sie wird nicht richtig wach.
    Erneut taucht sie in die Dunkelheit ein. Alles

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