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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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der Kaiserschnitt der Mutter, obwohl die Perspektive sowohl bizarr als auch absurd gewesen war. Noch nicht einmal die teigige Materie der Dunkelheit, die sie noch in ihren Körperöffnungen zu spüren glaubte, war es. Nein, es musste etwas anderes sein. Leider half ihr auch die Fahrt auf ihrem unerschütterlich treuen Kalkhoff-Rad nicht – obwohl diese Aktivität normalerweise alle Fragezeichen ausradierte. Sie fand einfach die Antwort nicht auf die Frage, die sie noch gar nicht formuliert hatte. Es gab sie noch nicht, und deshalb stach und juckte sie.
    Sie nahm ihre Standardroute, und als sie auf dem Parkplatz vor dem Europol-Gebäude ankam, stand dort Marek Kowalewski. Auch das entsprach der Routine; sie konnten die Uhr nach einander stellen. Er rasselte mit seinem Fahrradschloss, als sie auf ihn zurollte.
    »Nein«, sagte Beyer. »Wir schließen unsere Räder nicht aneinander an, Marek.«
    »Ganz genau«, entgegnete Kowalewski und rasselte weiter mit dem Kettenschloss. Aber der Morgen war zu sonnig und klar, als dass es gespenstisch gewirkt hätte. »Und weißt du auch, warum wir unsere Räder nicht zusammenschließen sollten, Jutta?«
    »Weil wir nie gleichzeitig Feierabend machen und es sonst jedes Mal Chaos gibt?«
    »Gutes Argument«, gab Kowalewski zu. »Aber ich habe noch ein besseres.«
    »Dann schieß los«, forderte Beyer ihn auf.
    »Weil wir am falschen Ort sind!«
    Beyer sah ihn verwundert an. Dann betrachtete sie das Europol-Gebäude, das hinter grünen Klettergewächsen verschwand, aus denen die roten Markisen leuchteten. Und da fiel es ihr wieder ein.
    »Verdammt«, stieß sie hervor.
    »Jutta, du fluchst doch nie!«
    Und dann lachten sie. Sie lachten immer lauter und wilder, und da kam es ihr so vor, als würde sich etwas in ihr lösen. Die Dunkelheit verschwand, und als sie ihr Schloss mit einem lauten Schnalzen aufschloss, fielen die letzten Puzzleteile auf ihren Platz. Die noch nicht gestellte Frage formulierte sich selbst. Abrupt hörte Beyer auf zu lachen.
    Kowalewski kicherte zwar weiter, wirkte aber überrascht.
    »Verzeih«, sagte sie. »Mir ist da gerade etwas eingefallen. Aus meinen Träumen.«
    »Aha?«
    »Ich hatte mehrere Albträume, in denen ich im Dunkeln eingesperrt war. Und es kam mir so vor, als würden die Träume etwas von mir wollen ...«
    »Etwas von dir wollen?«
    »Ja, alle endeten mit einem lauten Geräusch.«
    »Und?«
    »Ich habe in diesem Küchenschrank etwas gehört. Und zwar nur das eine Mal, als jemand in die Küche kam. Ich habe Schritte gehört und dachte, die hätten mich entdeckt. Das war schrecklich. Aber die Schritte hielten nicht vor dem Küchenschrank an, sondern in der Mitte der Küche. Und dann gab es diesen lauten Knall.«
    »Einen Knall wie von einer Pistole oder von einer Kanone?«
    »Nein, es war eher ein Schlag. Ziemlich laut, ich erinnere mich, dass ich zusammenzuckte und dann befürchtete, dass er mich gehört hätte. Aber dann entfernten sich die Schritte wieder aus der Küche.«
    »Ein Schlag? Etwas, das zuschlägt?«
    »Ja, vielleicht. Zugeworfen. Fest verschlossen.«
    »Mitten in der Küche? Auf dem Boden?«
    »Ich glaube.«
    »Und du hast nichts gesehen? War kein Spalt an der Tür?«
    »Nein, es war pechschwarz. Ich wollte auch keinen Spalt.«
    »Dabei saßt du zwei Stunden und zwölf Minuten dort drinnen.«
    »Und dann war da plötzlich dieser Rauch, da dachte ich, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Ich habe mich innerlich darauf vorbereitet, aus dem Schrank zu springen und lieber erschossen zu werden, als bei lebendigem Leib zu verbrennen.«
    »Wann war das ungefähr? Die Kameraaufnahmen deuten auf nichts Ungewöhnliches hin. Felipe hatte die Wohnung von der anderen Kanalseite aus ununterbrochen im Auge, und Arto und Miriam saßen in der Wohnung unter dir, um bei Bedarf sofort hochzustürmen, während Corine und ich die Brandbomben und die Feuerwehruniformen besorgt haben. Das war alles Artos Idee.«
    »Etwa nach der Hälfte der Zeit, würde ich sagen. Nach einer Dreiviertelstunde ungefähr.«
    »Wir müssen sofort zu Europol fahren, und zwar ins richtige Gebäude«, konstatierte Kowalewski.
    Sie fuhren durch den kleinen Park Scheveningse Bosjes und sahen schon von Weitem das soeben eingeweihte neue Europol-Gebäude mit seinen vier parallelen Gebäuderiegeln unterschiedlicher Höhe. Kurz darauf saßen sie an Kowalewskis Rechner, im hinteren Bereich der neuen Büroräume. Ohne nach links oder rechts zu sehen, machten sie sich in

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