Nele und der indische Prinz - Nele ; [6]
ich auch«, flüsterte sie zurück.
»Wo ist Plemplem?«, fragte Sir Edward und schaute sich suchend um.
»Er hockt immer noch oben auf den Burgzinnen«, seufzte Barbara Winter. »Dabei wird es schon dunkel. Er ist beleidigt, weil Kukie seine Walnusskerne gekriegt hat.«
Großonkel Edward räusperte sich. »Kann ich verstehen«, sagte er mit kratziger Stimme. »Muss sich ja ganz schön abgeschoben vorkommen.«
Alle schauten auf Kukie. Der Affe lag eingerollt wie eine kleine Katze im Schoß von Großtante Adelheid und seufzte zufrieden. Sein Maul war voller Kekskrümel.
»Ich kümmere mich nur so um Kukie, damit er nicht wieder auf dem Küchentisch herumläuft«, verteidigte sie sich verlegen und schob ihm schnell noch den letzten selbst gebackenen Keks ins Maul.
»Kein Wunder, dass sich Plemplem nicht blicken lässt«, brummte Sir Edward. »Aber bettelt nicht darum, dass ich hinaufklettere, um ihn herunterzuholen. Dann kriegt er eben einen Schnupfen.«
Niemand gab eine Ant wort. Irgendwie war die Stimmung plötzlich ziem lich frostig. Nur Sir Edward schlürfte seinen schwarzen Tee besonders laut in die Stille.
»Was riecht denn hier so komisch?«, fragte Nele und schnupperte herum. »Irgendwie angebrannt.«
Großtante Adelheid sprang hastig auf. »Ach herrjeh. Die Bratäpfel sind ja noch im Herd.«
Kukie flüchtete sich schnatternd quer über den Küchentisch zu Prinz Usi und warf die halb volle Kanne mit Kakao um. Neles Mama runzelte die Stirn.
Großtante Adelheid holte das Backblech heraus und verteilte die dampfenden Äpfel, während Barbara Winter den Tisch abwischte und neuen Kakao aufsetzte.
»Dürfen wir später noch im Ritterzimmer abhängen, Mama?«, fragte David und zwinkerte Nele verschwörerisch zu. »Wir wollen uns gerne auf den coolen warmen Teppich setzen, Gruselgeschichten vorlesen und Ritter spielen.«
Barbara Winter sah ihren Älteren überrascht an. Es kam nicht mehr so häufig vor, dass David sich herabließ, mit seiner kleinen Schwester und ihren Freunden etwas gemeinsam zu unternehmen.
»Natürlich, David! Morgen ist doch Sonntag. Da könnt ihr ausschlafen.« Sie lächelte ihn erfreut an.
»Auf keinen Fall!«, mischte sich Prinz Usi ungefragt ein. »Mein Kunstwerk wird nicht von euch betreten. Darauf darf nur Adelheid sitzen.« Er guckte plötzlich so streng wie ein richtiger König.
»Aber, Usi«, vermittelte Großtante Adelheid. »Die Kinder machen doch nichts kaputt.«
Prinz Usi schüttelte den Kopf. »Nein, ich will nicht, dass sie auf ihm spielen.«
»Unsinn, Usi!«, widersprach Großtante Adelheid unerwartet energisch. »Dieser Teppich ist für alle da. Weil ich die Burg und alles darin mit meiner Familie teile.«
Prinz Usi machte so ein bockiges Gesicht wie ein kleiner Junge. Aber er traute sich nicht, Großtante Adelheid zu widersprechen. So löffelte er wortlos seinen Bratapfel mit Vanillesoße und musste tatenlos zusehen, wie die Kinder in den Rittersaal stürmten. Man merkte aber haargenau, dass ihm das gar nicht in den Kram passte.
Das sechste Kapitel
zeigt, dass Fliegen gar nicht so einfach istverführt
zu einer höchst verbotenen Ideegeht mit einem
Schock um Mitternacht weiterund endet mit
Gespensteralarm
»Volltreffer!«, jubelte David begeistert, sobald er mit Nele, Tanne und Lukas außer Hörweite war. »Ist euch aufgefallen, wie nervös Usi wurde?«
Er riss die Tür zum Rittersaal auf und stürmte hinein. Fast wäre er mit einer Ritterrüstung zusammengeprallt, so einen Schwung hatte er. Im allerletzten Augenblick konnte er noch bremsen. So verlor der eiserne Ritter nur seinen Kopf. Dieser kugelte mitten auf den Teppich.
David purzelte hinterher. »Los!«, rief er unternehmungslustig. »Alle hierher. Wir probieren es gleich mal aus.«
Nele setzte sich direkt neben ihren großen Bruder, dann hockte sich Lukas dazu.
Nur Tanne zögerte. »Was ausprobieren?«, fragte sie misstrauisch.
»Na, ob der Teppich fliegt!«, erklärte Nele.
»Aber wo fliegen wir denn dann hin?«, fragte Tanne unentschlossen. Auf dem Schulhof oder wenn es unter den Kindern Streit gab, war sie total mutig. Aber Burggespenster und fliegende Teppiche waren ihr gar nicht geheuer.
»Keine Ahnung«, antwortete Nele vergnügt. »Aber zusammen kann uns nichts passieren. Und David kann Englisch und Französisch.«
Vorsichtig betrat Tanne den Teppich und ließ sich neben Lukas fallen. »Schön weich ist der Teppich ja«, sagte sie und strich mit der Handfläche über die flauschige
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