Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
wir Ihnen mitteilen zu müssen...Vorschüsse im Betrage von... sind an der Kasse sofort zurückzuzahlen...
    Er rannte am Abend durch die Straßen, pfiff in alle Hinterhöfe hinein und rief lockend Poldis Namen. Passanten sahen ihm nach, als überlegten sie sich, ob für ihn die Polizei oder die Irrenanstalt zuständig sei.
    »Immer noch nichts?« fragte Pforten am nächsten Tage ungnädig. Er saß in einer kurzen Drehpause unter einem lianenähnlichen Gewirr von elektrischen Kabelschlangen unter dem Beleuchterturm auf dem blauen Leinenstuhl, der auf der Rückenlehne in weißen Blockbuchstaben seinen Namen trug.
    »Dreihundert Piepen Belohnung und immer noch nischt!« antwortete Leonhard niedergeschlagen. »Ich kann es einfach nicht begreifen, Herr Pforten.«
    »Wenn den Poldi einer in den Kochtopf gesteckt hat, isses ein teurer Braten«, meinte ein danebenstehender Atelierarbeiter voller Mitgefühl. Pforten, schneeweiß geschminkt, mit einem Mund, der sich wie eine riesige Wunde blutrot von einem Ohr bis zum anderen zog, und mit einem künstlichen Turmschädel voll grüner Haarbüschel, warf dem Mann einen Blick zu, daß er es vorzog, schleunigst zu verschwinden.
    »Nischt für ungut, Herr Pforten«, murmelte Leonhard und schielte zu Clemente hinüber, der gerade dabei war, von einem Pappteller vier Paar Wiener Würstchen zu vertilgen, »aber ich verstehe auch noch was anderes nicht ganz... Vor ‘ner Woche, als Sie mir den Poldi übergaben, Sie wissen schon, da dachte ich...«. Er stockte und wand sich wie ein Wurm.
    »Was dachten Sie?« fragte Pforten scharf.
    »Daß Sie an dem Hund nicht sehr viel Interesse haben und daß es Ihnen eigentlich schnurzegal ist, was mit dem Poldi geschieht..., ‘tschuldigen Sie schon, wenn’s nicht stimmt, aber es sah jedenfalls ganz so aus.«
    »Nun machen Sie aber gefälligst einen Punkt!« knurrte Pforten entrüstet. »Zugegeben, es ist eine schauerliche Promenadenmischung, und ich wollte mich mit dem Hund nicht gerade bei den Frankfurter Leuten sehen lassen...«
    »Das schon, aber Sie sagten auch, ich solle mich darauf einrichten, den Poldi ganz zu übernehmen...«
    »Verstehen Sie denn keinen Witz mehr?« fauchte Pforten den jungen Mann an, daß Leonhard wirklich nicht mehr wußte, was er sagen sollte.
    »Man kann doch so ein Tier, an das man sich gewöhnt hat und das selber an einem hing, nicht einfach seinem Schicksal überlassen! Man hat doch schließlich ein Herz in der Brust! Oder wollen Sie vielleicht behaupten, ich hätte ein Herz von Stein?«
    »Natürlich nicht, Herr Pforten!« beteuerte der junge Mann immer verwirrter, denn was er vor acht Tagen gehört hatte, klang wesentlich anders. Aber das waren wohl Widersprüche, die sich nur ein Star wie Pforten leisten konnte. — Er schlich mit hängenden Schultern davon und überlegte, was er am Abend anstellen sollte, um den Hund aufzugreifen. Man konnte zum Beispiel sämtliche Polizeireviere der Stadt alarmieren und mit Schnaps und Zigarren winken. Er blätterte das Telefonbuch auf und stieß einen Seufzer aus, das gab eine abendfüllende Beschäftigung.
    Natürlich erzählte Pforten Fräulein Simpson von seinem häuslichen Kummer kein Wort. Er hätte sagen können, daß Heliane mit den Kindern für einige Wochen verreist sei, aber das hätte sie wahrscheinlich zu der Frage veranlaßt, warum er dann nach den Dreharbeiten nach Sachrang hinausführe, anstatt im Hotel zu bleiben. So schützte er Besuch auf Sachrang vor, tat dabei ein wenig geheimnisvoll, als ob es sich um Ausländer mit verlockenden Filmangeboten handle, und jagte, sobald seine Szenen abgedreht waren, nach Sachrang zurück.
    »Post gekommen?« fragte er das Mädchen Margot, sobald er den Fuß über die Schwelle gesetzt hatte.
    »Ja, Herr Pforten — aber leider ist nichts von der gnädigen Frau dabei.«
    »Habe ich danach gefragt?« bellte er sie an.
    »Nein, Herr Pforten, aber ich dachte...«
    »Hören Sie um Himmels willen zu denken auf!« fauchte er wütend und verkroch sich in sein Schlafzimmer. Er war in der richtigen Stimmung, um sich bis zum Hals vollaufen zu lassen. Wenn er es schließlich doch nicht tat, dann nur deshalb, um dem Hauspersonal kein Schauspiel zu geben. Alkohol hatte die Eigenschaft, ihn weich zu machen und ließ ihn schon in normalen Zeiten in melancholische Stimmung sinken. Womöglich flüchtete er sich noch weinend an Babettes üppigen Busen...
    Wenn das Telefon läutete, stürzte er zum Apparat. Das konnte nur Heliane sein! Das

Weitere Kostenlose Bücher