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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Flasche: »Gib mir zuerst den Kellerschlüssel, Mama, und laß mich noch eine Flasche holen, denn ich fürchte, das gibt eine lange Sitzung, bis ich dir alles erzählt habe.«
    »Bleib hier. Ich lasse dir von Jean eine Flasche Bernkastler heraufbringen. Du hast ihn das letztemal sehr gelobt.«
    Sie läutete nach Jean, er holte den Mosel, und es wurde tatsächlich, wie Marcel befürchtet hatte, eine lange Sitzung, denn Mitternacht war längst vorbei, als die alte Dame Marcel endlich gestattete, ihr mit einem Handkuß gute Nacht zu wünschen. Sie hatte durch seine Erzählung und durch ein peinlich genaues Verhör alles erfahren, was sie zu wissen wünschte. Ein Untersuchungsrichter hätte von ihr lernen können. Dabei blieb sie bis zum Schluß wach, munter und sehr aufrecht in ihrem Stuhl sitzen.
    »Aber ich bitte dich, Mama, kein Wort davon zu Heliane!«
    »Wofür hältst du mich?« fragte die alte Dame und sah ihn aus ihren blauen Augen an, während sich die zart getuschten Brauen mißbilligend hoben. »Etwa für eine Klatschbase?«
    »Natürlich nicht, Mama!«
    »Also — gute Nacht, mein Junge.«
    Sie war am nächsten Morgen früh auf den Beinen, brachte den Jungen Birnen, belegte Brote und einen Steinkrug mit Apfelsaft an den See und schaute ihnen eine Weile beim Angeln zu. Die Beute bestand zwar nur aus Plötzen und Barschen, aber die Jungen waren trotzdem begeistert.
    »Könnt ihr schwimmen?« fragte die alte Dame.
    »Na klar, wir können schwimmen!« antwortete Tom fast gekränkt.
    »Ich meine nicht nur so schwimmen«, sagte die alte Dame und wedelte mit der Hand, »sondern schwimmen!«
    Manfred zog die Angel ein, legte sie auf den Steg und sprang ins Wasser. Thomas begriff, daß es sich um eine Antwort handelte, und folgte ihm nach. Die alte Dame schaute ihnen fachkundig zu.
    »Ihr könnt den Kahn nehmen und vom Boot aus angeln!« rief sie ihnen nach einer Weile zu und ging ins Haus zurück.
    Als Heliane gegen acht zum Frühstück herunterkam, saß sie bereits vor zwei Spankörbchen mit Buschbohnen, die sie abzog und mit unglaublicher Geschwindigkeit zerschnippelte.
    »Wenn Sie mir helfen wollen, Frau Pforten...«
    »Aber gern, gnädige Frau!« Heliane holte sich einen von den Spankörben heran, und die alte Dame sah ihr auf die Finger.
    »Sie können es ja auch...«, sagte sie fast erstaunt.
    »Wir ernten auf Sachrang immer so viele Bohnen, daß es uns fast zuviel wird...«
    »Ich mache sie noch auf die alte Art ein, einfach mit Salzwasser in Flaschen gefüllt. Sie halten sich jahrelang. Machen Sie es anders?«
    »Wir haben uns eine Tiefkühltruhe angeschafft. Bei der großen Entfernung von der Stadt ist man darauf angewiesen.«
    »Haben Sie viel Gemüse auf Sachrang?«
    »Für den Hausgebrauch mehr als genug. Wir sind ja zumeist nur vier Personen daheim. Oder sogar nur drei, da mein Mann manchmal lange auf Gastspielreisen unterwegs ist.«
    »Ich bedauere es sehr, ihn nicht persönlich zu kennen. Ein charmanter Mensch. Ich sehe mir jeden seiner Filme an...«
    »Das zu hören würde ihn freuen.«
    »An den Komplimenten einer alten Frau wird Herrn Pforten nicht sehr viel gelegen sein. Aber ich muß gestehen, er wirkt auf Frauen. Sogar mir mit meinen fünfundsiebzig Jahren macht er noch das Herz warm. Ich habe mich manchmal gefragt, wodurch er eigentlich so anziehend wirkt. Er erscheint immer so liebenswert schüchtern... Ich kann mir vorstellen, daß er das in Wirklichkeit gar nicht ist, wie?«
    »Hm...«, machte Heliane und leerte die Schüssel, die sie auf dem Schoß hielt, in einen großen eisernen Topf, der am Boden stand.
    »Überhaupt stelle ich es mir durchaus nicht einfach vor, mit einem Schauspieler verheiratet zu sein«, fuhr die alte Dame in munterem Plauderton fort, »und gar mit einem so bekannten und berühmten Schauspieler dazu. Ich könnte mir denken, daß die Weiber hinter ihm herlaufen wie die Ameisen hinter dem Zucker...«
    »Hm...«, sagte Heliane und bückte sich nach dem Spankorb, um eine neue Portion Bohnen in die Schüssel zu füllen.
    »Charles Etienne, mein Mann, war, als wir heirateten, zwanzig Jahre älter als ich. Und ich war, das kann ich heute ruhig aussprechen, ein sehr hübsches Ding. Dumm, aber hübsch...«
    »Die Dummheit möchte ich Ihnen nicht abnehmen, gnädige Frau, die Schönheit besitzen sie noch heute.«
    »Danke! Aber um auf Charles zurückzukommen... Als wir heirateten, hatte er sich die Hörner schon abgestoßen. Das war für mich ein sehr beruhigender Gedanke. Aber,

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