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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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aber keine Zuneigung.«
    »Hör schon auf!« knurrte Pforten.
    »Bitte, ganz wie du es wünscht!« sagte Etienne mit einer kleinen, höflichen Verbeugung und wollte sich entfernen. Aber Pforten hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
    »Mein Beruf...«
    »...ist keine Entschuldigung!« vollendete Etienne ruhig. »Damit kannst du dich nicht herausreden, Michael. Ich würde an deiner Stelle zugeben, daß du dich um Heliane und um die Kinder verdammt wenig gekümmert hast, zum mindesten in den letzten Jahren, in denen sie dich vielleicht am meisten gebraucht hätten. Ich kann mich natürlich irren. Meine Erfahrungen stützen sich nur auf die Beobachtungen der vierzehn Tage, die ich als Gast auf Sachrang verbracht habe. Sachrang mit seinem fabelhaften Swimming-pool, diese pompöse Halle, die Ehe mit einer Frau wie Heliane, die beiden prächtigen Jungen, du nahmst es hin, als müßte es so sein. Du sonntest dich in deinem Glanz und schlugst dein Rad wie ein Pfau...«
    »Hör auf!« sagte Pforten wütend und stieß sich mit dem Rücken vom Kamin ab. »Das zu sagen erlaube ich nicht einmal dir, Marcel! Das geht selbst über die Grenzen unserer alten Freundschaft hinaus!«
    »Entschuldige, es lag mir fern, dich zu verletzen — aber du hast mich herausgefordert, es dir zu sagen. Also gut, hören wir davon auf! — Eine andere Frage: Wo ist der Hund?«
    »Weg! Verloren! Entlaufen!« antwortete Pforten wild. »Ich hatte ihn, bevor ich nach Frankfurt fuhr, Leonhard übergeben...«
    »Hättest du ihn sonst nach Sachrang zurückgebracht, wenn er Herrn Leonhard nicht entlaufen wäre?«
    Pforten biß sich auf die Lippen.
    »Wahrscheinlich... vielleicht...«, er begegnete Etiennes ernstem Blick und gab es auf. »Nein, ich hätte ihn nicht nach Sachrang zurückgebracht! Ist das ein Verbrechen?!«
    Etienne hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Was sollte er Pforten auf diese Frage erwidern? Wenn Pforten seine Herzlosigkeit nicht selber spürte...
    »Hättest du etwas dagegen, Michael, wenn ich die Jungen für zwei oder drei Wochen zu meiner Mutter nach Kronbeuren mitnehme? Ich habe sie bei meiner Rückkehr aus Mexiko nur flüchtig besucht. Den Vorschlag, mich zu begleiten und in Kronbeuren zu baden und zu fischen, habe ich den Jungen übrigens schon vor ein paar Tagen gemacht.« Er fügte es hinzu, um nicht den Eindruck zu erwecken, die Einladung erfolge aufgrund der Ereignisse des heutigen Tages.
    Pforten biß die Zähne zusammen, daß die Wangenmuskeln sich in seinem Gesicht eckig abzeichneten. Er starrte Etienne mit einem eisigen Blick an.
    »Sieh einmal an!« stieß er hervor. »Soweit ich darüber unterrichtet bin, hast du dich einmal heftig um Heliane bemüht. Es waren vergebliche Bemühungen. Und jetzt bemühst du dich um meine Söhne...« Seine Stimme, vor Wut und Eifersucht fast klanglos, wurde schneidend scharf. »Nein, mein Freund! Ich gestatte es dir nicht, meine Söhne nach Kronbeuren mitzunehmen und gegen mich aufzuhetzen! Sie bleiben hier, hörst du! Und ich werde Manfred zur Vernunft bringen!!«
    »Was geht da vor?« fragte Heliane von der Treppe aus. Sie stand auf halber Höhe und beugte sich über das breite Geländer, wahrscheinlich hatte sie das Gespräch zwischen Pforten und Etienne schon seit längerer Zeit mit angehört. Jetzt kam sie die Stufen rasch herab.
    »Nichts von Bedeutung, Heli«, sagte Etienne ruhig. »Herr Pforten hat einen kleinen Irrsinnsanfall, aber ich nehme an, er wird vorübergehen.«
    »Ich verbitte mir das!« schrie Pforten unbeherrscht. Er sah ganz danach aus, als wäre er drauf und dran, Etienne nicht nur die Freundschaft zu kündigen, sondern ihn aus dem Haus zu werfen.
    »Seid mir nicht böse, Kinder, wenn ich mich von euch verabschiede«, sagte Etienne fast heiter, »aber ich glaube, es wird Zeit für mich, euch im eigenen Saft schmoren zu lassen. Leb wohl, Michael!«
    »Adieu!!« knirschte Pforten mit einer übertriebenen salutierenden Handbewegung.
    Etienne drehte sich gelassen um und wollte zur Treppe gehen, aber Heliane hielt ihn auf, sie griff nach seinem Arm und hielt sich daran fest, als ob sie einer Stütze bedürfe. Sie wirkte ruhig, aber an ihrem Hals pulste die Schlagader mit raschen, heftigen Stößen. Etienne spürte, daß ihre Hand auf seinem Arm bebte. Er hätte sie am liebsten in die Arme genommen. Aber er unterließ es, als er Pfortens Gesicht sah, dessen Blick zwischen Heliane und ihm hin und her flackerte, als stände er dicht vor einem

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