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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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Enkel. Überall wurde die Festlichkeit des Augenblicks gelebt. Nur Arthur war allein.
    Er beobachtete, wie die Menschen langsam davongingen. Arm in Arm verschwanden sie in alle Richtungen. Sie würden nun in ihr warmes Heim zurückkehren, wo sie sich beschenkten und unterm Weihnachtsbaum sangen. Wo sie gemeinsam das Fest der Liebe feierten. Das Gefühl der Einsamkeit kehrte zurück.
    Müde und traurig trottete er nach Hause. Der Schneefall verstärkte sich wieder. Er hörte nur seinen Atem und das Knirschen seiner Stiefel im Schnee. Er dachte daran, wie es früher an Heiligabend gewesen war. Nach dem Gottesdienst hatte es die Bescherung gegeben, und danach war Karpfen mit Petersilienkartoffeln auf den Tisch gekommen. Ohne dieses Gericht war Weihnachten gar nicht denkbar gewesen. Vielleicht hätte er doch einkaufen gehen sollen, sagte er sich. So würde es jetzt nur Butterbrote geben.
    Er würde sich seine Schnitzarbeit vornehmen. Vielleicht dazu das Radio einschalten. Wenn er seine Figuren schnitzte, konnte er alles andere vergessen: Anna und die Kinder, Liselotte und natürlich Nelson.
    Er bog in seine dunkle Straße und zog den Schlüssel aus der Manteltasche hervor. Eher zufällig blickte er hinauf zu seiner Wohnung, und er glaubte nicht recht zu sehen. Ein papierner Faltstern leuchtete in seinem Fenster. Kerzen brannten. Tannenzweige schmückten den Rahmen. Verwundert trat er ein paar Schritte zurück. Doch es war kein Irrtum. Seine Wohnung leuchtete im weihnachtlichen Glanz. Wie damals, als Sophie noch lebte und Anna ein kleines Mädchen war.
    Verwirrt stolperte er zur Haustür. So schnell wie möglich wollte er erfahren, was da in seiner Wohnung los war.

35
    Der Wohnungsflur war in Kerzenlicht getaucht. Auf seinem Telefontisch stand ein Adventskranz, auf dem alle vier Kerzen brannten. Drum herum waren üppig blühende Weihnachtssterne aufgestellt, Teller mit Mandarinen, Nüssen und Zimtsternen, und über dem Türrahmen hing ein Bund Mistelzweige, die von einer roten Schleife gehalten wurden.
    Arthur trat mit offenem Mund in seinen Wohnungsflur. Es duftete nach Gebäck und Kerzenwachs. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen, und weiches Licht fiel heraus. Ein prachtvoller Weihnachtsbaum stand mitten im Raum. Reich und bunt geschmückt und mit brennenden Kerzen. Unter dem Christbaum lagen Geschenke. Überall glitzerte und funkelte es. Seine Werkbank war zur Seite geschoben worden, um Platz für den großen Küchentisch zu schaffen, der jetzt festlich gedeckt mitten im Raum stand. Edles Geschirr und Kristallgläser auf einer schneeweißen Tischdecke.
    Arthur traute seinen Augen nicht. Was war hier los? Er dachte nach. Anna besaß zwar noch einen Wohnungsschlüssel, doch weshalb sollte sie seine Wohnung schmücken? Dazu noch mit einem so kostbaren und wunderschönen Weihnachtsbaum?
    Aus der Küche drangen leise Stimmen. Schatten waren hinter dem Milchglas der Tür zu sehen. Arthur, immer noch im Mantel, schob langsam die Tür auf und blickte entgeistert in die Küche. Seine Tochter, sein Schwiegersohn und seine Enkelin hatten ihm den Rücken zugewandt und standen vor dem Ofen.
    »Wie lange braucht der Karpfen denn noch?«, fragte Klaus. »Er sieht doch schon ganz gut aus.«
    »Nicht mehr lange«, erwiderte Anna. »Wir holen ihn gleich raus. Sind denn die Petersilienkartoffeln schon so weit?«
    Die Frage ging an Laura, die sich über den Topf beugte und den Deckel hob. Arthur konnte nicht glauben, wie groß sie in den letzten drei Jahren geworden war. Er erkannte sie kaum wieder. Eine richtige junge Dame.
    »Ich glaub schon«, sagte sie. »Soll ich die jetzt abgießen?«
    »Hast du mit einer Gabel hineingestochen?«, fragte Anna.
    Max, der auf der Fensterbank hockte und mit seinem Handy herumspielte, entdeckte Arthur als Erster.
    »Opa!«, rief er.
    In diesem Moment hielten alle inne und drehten sich um.
    Arthur war sprachlos. Er öffnete und schloss den Mund, doch es kam nur ein Wort heraus: »Anna?«
    »Hallo, Papa.« Sie blickte ein wenig ängstlich zu ihm auf, als fürchtete sie, zu weit gegangen zu sein. »Wir dachten, du solltest Weihnachten nicht alleine feiern. Ich hoffe, du bist uns nicht böse.«
    »Nicht … böse? Wie könnte ich denn böse sein? Seid ihr das wirklich?«
    »Ja, Papa«, sagte Anna strahlend.
    Mehr brauchte es gar nicht, um alles Geschehene vergessen zu machen. Vater und Tochter fielen sich in die Arme, nach all den Jahren zum ersten Mal.
    »Es tut mir so leid, Anna«, sagte Arthur unter

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