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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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irgendetwas in der Art schon gedacht«, sagte Liselotte. »Nelson hat ihm auf dem Weihnachtsmarkt das Herz geöffnet. Arthur hat mir von Ihnen erzählt, liebe Anna, und davon, dass er sich mit Ihnen versöhnen möchte. Und kurz darauf war Nelson fort, und Arthur war nicht mehr wiederzuerkennen. Er war rüde und abweisend, wie zu der Zeit, als Nelson noch nicht bei ihm war. An einem Baum habe ich schließlich dieses Plakat entdeckt. Ich wusste, Arthur hätte es nicht geschafft, anzurufen und den Kater zurückzubringen, jedenfalls nicht so schnell.« Sie wandte sich an die Grünbergs. »Ganz bestimmt hätte er sich am Ende bei Ihnen gemeldet. Aber er brauchte eben Zeit, um Nelson loszulassen.«
    Dorothee lächelte warmherzig und strich Marie tröstend über den Kopf. »Davon bin ich überzeugt«, sagte sie.
    »Da musste also irgendetwas anderes passiert sein«, fuhr Liselotte fort. »Also habe ich den Zettel abgenommen und bin der Sache nachgegangen. Ich wollte wissen, was geschehen ist und warum Arthur uns allen sein Herz wieder verschlossen hat.«
    »Und heute haben Sie uns gefunden«, stellte Klaus fest. »An Heiligabend. So hat sich doch alles noch aufgeklärt.«
    »Etwas spät vielleicht«, meinte Max.
    Laura war mit ihren Gedanken bereits einen Schritt weiter. »Dann feiert Opa jetzt alleine?«, fragte sie.
    Schweigen legte sich über die Runde.
    »Wir könnten ihn anrufen«, schlug Anna vor. »Und ihn zu uns einladen.«
    Doch sie wusste selbst nicht, ob das eine so gute Idee war. Es gab doch so vieles, was zuerst besprochen werden musste. Ging das denn so einfach am Telefon?
    Da sprang Laura plötzlich auf. »Das machen wir nicht«, rief sie.
    »Wie bitte?«, fragte Anna. »Wieso denn nicht?«
    Sie blickte von einem zum anderen. Ein breites Grinsen erschien in ihrem Gesicht. »Weil ich eine bessere Idee habe.«

34
    Glockengeläut drang durch die dunkle Winternacht. Es waren kaum mehr Autos unterwegs, auch auf den großen Straßen nicht. Arthur ging auf die vertraute Backsteinkirche aus der Gründerzeit zu, ein großes prachtvolles Gebäude, das Arthur durch sein halbes Leben begleitet hatte.
    Vor dem Kirchtor standen Menschen im Schnee beisammen und redeten. Sie waren festlich gekleidet, und die Gesichter waren voller Vorfreude. Arthur kannte niemanden von ihnen. Er überquerte schwerfällig den Friedhof, trat durch das Portal und tauchte in die festlich geschmückte Kirche ein.
    Sie war voller Menschen und erfüllt von flackerndem Kerzenlicht. Nirgendwo brannte eine Glühbirne, stattdessen waren überall Fackeln und zahllose Kronleuchter angezündet worden. Es roch nach Kerzenwachs und Tannenharz. Im Chorraum stand ein riesiger, liebevoll geschmückter Weihnachtsbaum, darunter eine ausladende Krippe. Es waren nicht seine Figuren, die dort standen, aber sie waren trotzdem beeindruckend. Vor allem der kunstvoll gezimmerte Stall, das Stroh, die Weihnachtssterne und die Unmengen von Moos verliehen der Krippe einen besonderen Glanz.
    Nach und nach betraten die letzten Kirchgänger das Gebäude, und Arthur suchte sich ein freies Plätzchen in der letzten Reihe. Ein Kirchenchor, dessen Sänger weiße Gewänder und rote Schärpen trugen, betrat den Chorraum durch die Sakristeitür, stellte sich vorm Altar auf und begann zu singen: »Ich steh an deiner Krippen hier«. Ein ruhiges getragenes Lied, das Arthur mit Trost und Wärme erfüllte.
    Er spürte jetzt Sophies Nähe. Sie stand neben ihm. Wie sie es über vierzig Jahre lang getan hatte. Weihnacht für Weihnacht waren sie in diese Kirche gegangen, in der sie seinerzeit geheiratet hatten. Er schloss die Augen. Jetzt war er nicht mehr unglücklich. Er war nicht mehr allein.
    In der Andacht war vom Tag der Freude die Rede, von Erlösung und vom Frieden unter den Menschen. Arthur dachte an Anna. Er musste sie um Vergebung bitten für das Unrecht, das er ihr angetan hatte. Er verstand nicht, wie sie drei lange Jahre getrennt voneinander hatten leben können. Gerade am Weihnachtsabend sollte doch keiner alleine sein.
    Als die Gemeinde am Ende »O du fröhliche« sang, stimmte Arthur laut mit ein, denn er kannte den Text aller Strophen auswendig.
    Nach dem Gottesdienst trat er wieder hinaus in die Winterwelt. Schneeflocken fielen sanft herab, Glockengeläut war zu hören. Die Menschen rundherum wünschten sich ein frohes Fest. Arthur blickte sich um. Da waren Familien, die sich glücklich umarmten. Eltern, die ihre Kinder auf den Schultern trugen. Alte Frauen im Kreis ihrer

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