Nelson, das Weihnachtskaetzchen
gearbeitet.«
»Von Opa? Was ist denn mit ihm?«
»Komm doch erst mal herein«, sagte Anna und stand auf, damit Laura auf ihrem Stuhl Platz nehmen konnte. Alle anderen Sitzgelegenheiten waren nämlich besetzt, und ihre Tochter sollte sich nicht ausgeschlossen fühlen.
Laura zog ihre Jacke aus und ließ sich auf den Stuhl sinken. Anna trat zurück und lehnte sich gegen die Anrichte.
»Opa geht es gut«, sagte Klaus mit seiner angenehm ruhigen Stimme.
Laura sah fragend zu ihrer Mutter auf. Anna überlegte, wo sie am besten anfangen sollte.
»Du erinnerst dich doch, wie Nelson zurückgekommen ist«, begann sie. »Du hast mich da gefragt, wie ich das gemacht hätte.«
»Stimmt. Aber eine Antwort habe ich nicht bekommen.«
»Nein. Nelson … Na ja, also, das war Opa. Er hat Nelson zurückgebracht.«
»Opa war hier?« Laura blickte ungläubig.
»Ja, er war hier. Er wollte mit mir reden. Über früher. Und er wollte sich mit mir versöhnen. Deshalb ist er gekommen. Und dann hatte er plötzlich Nelson auf dem Arm.«
»Wie bitte? Wie das denn?«
»Ich habe mir schon gedacht, dass … also … Falls Nelson noch leben sollte, dann wäre er bestimmt auf dem Weihnachtsmarkt. Dort hätte er jenseits der großen Verkehrsstraßen Unterschlupf finden können. Diese Idee hatte ich bereits vor ein paar Tagen. Aber dass er ausgerechnet im Stand meines Vaters gelebt hat? Damit hätte ich nie im Leben gerechnet. In dem Moment, in dem ich Nelson gesehen habe, habe ich gedacht, Opa hätte gewusst, dass Nelson die Katze unserer Nachbarn ist. Wegen der Plakate, weißt du? Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass alles nur ein großer Zufall war.«
Dorothee mischte sich ein. »Auf den Plakaten stand aber nur unsere Telefonnummer«, sagte sie. »Die Adresse war gar nicht drauf. Daher konnte er es gar nicht wissen, denn angerufen hat er nicht bei uns.«
»Opa war also gar nicht hier, um die Katze zurückzubringen«, stellte Max fest, der immer noch aussah, als würde er nur die Hälfte verstehen.
»Ganz genau.« Anna sah zu ihrer Tochter. »Verstehst du, Laura? Es war tatsächlich alles ein großer Zufall. Unser Nelson hat sich ausgerechnet den Stand von Opa ausgesucht, um sich auf dem Weihnachtsmarkt in Sicherheit zu bringen. Als hätte er einen Plan verfolgt.«
»Ein Weihnachtswunder«, flüsterte Marie ergriffen, die ganz still dasaß und Nelson an sich drückte.
Liselotte sagte: »Er wollte Nelson zu seiner Tochter Anna bringen, damit sie ihn kennenlernt. Das war der einzige Grund, weshalb er ihn hergebracht hat.«
»Opa und ein Kater?«, fragte Laura ungläubig. »Nie im Leben. Der hat immer nur auf Haustiere geschimpft.«
»Trotzdem war es so«, meinte Liselotte. »Dein Opa hat sich mit Nelson angefreundet. Der Kater ist ihm regelrecht ans Herz gewachsen. Er wollte, dass er ihm bei der Versöhnung mit deiner Mutter hilft.«
»Stell dir das nur einmal vor«, sagte Anna. »Und was habe ich gemacht? Ich habe ihm das Tier einfach abgenommen und laut gerufen: Nelson ist wieder da! Und im nächsten Moment kamen von überall Leute hergelaufen, die nicht glauben konnten, dass der Kater tatsächlich noch lebt. Es war ja ein regelrechtes Freudenfest.«
»Daran erinnere ich mich«, sagte Laura. »Aber Opa habe ich gar nicht gesehen.«
»Da war er schon wieder weg«, sagte Max.
»Als er gesehen hat, was geschieht«, fügte Anna hinzu, »hat er sich still und leise zurückgezogen. Es muss ihm das Herz gebrochen haben.« Anna war immer noch ganz erschüttert von der Vorstellung. »Ich dachte … ich dachte, er hätte es sich ganz einfach anders überlegt. Am darauffolgenden Tag war ich bei ihm, aber er hat mich nicht einmal hereingelassen. Da war er wieder ruppig wie eh und je. Und dachte ich, er will also doch keine Versöhnung.«
»Aber so war es nicht«, sagte Liselotte. »Denn danach war er beinahe eine Woche lang nicht auf dem Weihnachtsmarkt. Eine Studentin musste für ihn arbeiten. Er hat dort allen gesagt, er hätte eine Grippe. Aber tatsächlich saß er zu Hause und hat um Nelson getrauert.«
»Wenn ich das nur gewusst hätte«, sagte Anna.
Betroffene Stille legte sich über den Raum. Laura sah zu Nelson, der von Marie gestreichelt wurde und verständnislos in die Runde blickte. Dorothee war es, die als erste das Wort ergriff.
»Also wollte dein Vater sich zum Weihnachtsfest mit dir versöhnen«, sagte sie. »Und jetzt ist nichts mehr daraus geworden.«
»Ja, so in etwa«, sagte Anna.
»Ich hatte mir
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