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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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ignoriert. Ständig blickte er zu ihr auf. Sie hätte sich so sehr gewünscht, er könne sprechen, doch aus seinem Verhalten sprach nur das eine: dass er bei ihr bleiben wollte.
    In seinem kleinen Hundeherz wollte Nelson in der Tat nichts anderes, als bei Katey zu sein. Sie war seine große Liebe, und er wollte für immer bei ihr bleiben. Auch Oliver und Jake liebte er, doch seine Liebe zu Katey war so groß, dass sie alles überstrahlte.
    Katey ertappte Oliver dabei, dass er sie von dem Flur aus heimlich beobachtete. Sie bat darum, mit ihm reden zu dürfen. Jake seufzte und meinte, es sei wahrscheinlich besser, wenn sie das nicht tat, weil es die Dinge nur durcheinanderbringen würde. Sicher würden sie Nelson schrecklich vermissen, doch er wisse, das einzig Richtige sei, dass sie ihn mitnahm. Nelson war ihr Hund, und sie war seine rechtmäßige Besitzerin.
    Katey war sehr gerührt von dem Anstand dieses Mannes, denn sie wusste, wie schmerzlich die Entscheidung für ihn sein musste. Sie dankte ihm und versprach, mit ihm in Verbindung zu bleiben. Jake lächelte sie traurig an und fragte, ob er mit Nelson zu Oliver gehen dürfe, damit er sich von ihm verabschieden konnte. Natürlich, sagte sie.
    Er hob den Hund hoch und trug ihn zu Olivers Zimmer. Nelson blickte ängstlich zu Katey zurück, weil er befürchtete, dass sie wieder getrennt würden.
    In Olivers Zimmer sprach Jake ruhig mit seinem Sohn, der auf seinem Bett lag und so tat, als würde er schlafen. Nelson spürte, wie traurig er war, und kuschelte sich an ihn. Fast widerwillig streichelte ihm Oliver über das Fell, als Jake ihm bestätigte, dass der Hund heute mitgenommen würde. Oliver umarmte Nelson, und der kleine Hund leckte ihm das Gesicht, denn ihm war nicht klar, dass er Oliver gleich verlieren würde.
    Während Katey an diesem Tag zurück nach L. A. fuhr, saß Nelson neben ihr auf dem Sitz und ließ sie die ganze Fahrt über nicht aus den Augen, sog ihren Duft in sich ein.
    Oliver weinte an diesem Tag nicht mehr. Seine Traurigkeit wurde zu einem kalten, harten Gefühl in seinem Bauch, das einfach nicht mehr wegging. In dieser Nacht wünschte er sich sehnlichst, seine Mutter wäre noch da.
40
    Als Katey vor ihrem Haus in einer Vorstadt von Los Angeles vorfuhr, war es fast dunkel. Die Sonnenuntergänge in Los Angeles waren oft spektakulär. Nelson roch die Luftverschmutzung, die dazu beitrug, dass der Himmel sich am Abend so herrlich verfärbte. Als der Wagen anhielt, reckte er die Nase aus dem Fenster, um die Umgebung zu erkunden. Das Gras war ziemlich trocken, doch es gab jede Menge angenehmer Bäume und Blumen in der Nachbarschaft. Und überall waren Hunde. Er roch sie und hörte sie irgendwo bellen. Katey nahm Nelson auf den Arm und küsste ihn auf den Kopf. Dann legte sie ihm die Leine an und ging mit ihm die kurze Auffahrt zum Haus hoch. Es hatte in etwa dieselbe Größe wie das Haus, das sie in Albany bewohnt hatten. Nelson bemerkte sogleich, wie üppig der Garten war, genau wie der, den Katey damals in Albany gehegt und gepflegt hatte. Es machte ihn glücklich, zu sehen, dass Katey auch ein großes Beet mit Tuberosen gepflanzt hatte. Da es gerade Nacht wurde, lag bereits der betörende Duft der Blüten in der Luft. Nelson sog ihn tief ein, und Katey konnte deutlich erkennen, dass er sich wirklich daran erinnerte. Einen Moment lang schnupperten die beiden zum ersten Mal seit neun Jahren wieder gemeinsam an den Blumen.
    Als die Haustür aufging, stieg Nelson der Geruch eines Mannes in die Nase. Instinktiv bellte er. Irgendwo im Tresor seiner Geruchserinnerungen war da noch die Witterung von Don, die negativ auf seine Gefühle gewirkt hatte. Doch es war nicht Don, der da aus der Tür kam und den Katey mit einem Kuss begrüßte. Es war ihr Freund Evan. Nelson blickte zu dem Mann empor und schnupperte an ihm. Er war über vierzig, leicht übergewichtig und hatte ein freundliches Lächeln. Nelson spürte auf der Stelle, dass Katey sich bei ihm wohlfühlte, und so ließ er es zu, dass Evan ihn zur Begrüßung tätschelte, und leckte ihm die Finger. Evan ging sehr sanft mit ihm um, und Nelson mochte ihn.
    Katey und Evan ließen Nelson im ganzen Haus herumschnüffeln. Für den Hund war es ein seltsames Gefühl. Er war noch nie hier gewesen, doch überall roch er Kateys Duft. Viele Dinge aus dem früheren Haus waren immer noch da – eine Couch, Kissen und natürlich das Piano. Sein Duft war in den vergangenen acht Jahren intensiver und reicher geworden.

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