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Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Titel: Nemesis 04 - In dunkelster Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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das Schlimmste bereits überstanden, und ich konnte meinen Weg den Flur hinab zwar längst noch nicht aus eigener Kraft zurücklegen, hatte jedoch die Anfälligkeit für erneut drohende Bewusstlosigkeit hinter mir gelassen. Außerdem setzte sich der Wirrwarr aus winzigen bunten Pünktchen, zu dem der Schmerz in meinem Kopf meine Umgebung ständig hatte explodieren lassen, wieder zu zwar noch nicht wirklich scharfen, aber doch gut erkennbaren Bildern zusammen. Ich konnte unverhoffterweise meine Beine spüren, und sie erwiesen sich sogar als relativ gehorsam und halbwegs stabil, sodass Judith mir als Hilfe ausreichte, als wir die Treppe erreichten und ich mich langsam und mit Schwindel ringend die Stufen hinunterschleppen konnte.
    Carls Strahler schnitt wie eine Klinge aus Licht durch die Dunkelheit der Empfangshalle am unteren Ende der Treppe; unstet zuckte der Lichtkegel über die Bodenplatten, tauchte die feinen Staubpartikelchen in der abgestandenen Luft in einen gespenstischen, irreal hellen Schein und verharrte einen Augenblick auf einem dunklen Fleck auf den uralten Steinplatten. Blut, fuhr es mir erschrocken durch den Kopf. Mein Atem stockte. Das war der Platz, an dem Stefan gelegen hatte, aber statt auf seine Leiche starrte ich nun auf eine hässliche, halb eingetrocknete Blutlache hinab.
    »Es gibt also doch noch jemanden auf der Burg«, stellte Judith sachlich fest, ehe meine Gedanken diese nur zu konsequente Schlussfolgerung konstruieren konnten.
    Ich hatte eine Gestalt in einem weißen Kittel gesehen, fiel mir plötzlich wieder ein. Er hatte ausgesehen wie ein Arzt.
    »Ein Arzt«, höhnte der Wirt. Anscheinend hatte ich ziemlich laut gedacht. »Mich würde nicht wundern, wenn du uns gleich auch noch von weißen Elefanten erzählen würdest! Hat jemand anderes auch noch einen Arzt hier gesehen?«
    Judith und Ellen schwiegen. Sie verneinten nicht, bemerkte ich in einer Mischung aus Schrecken über den Gedanken, dass wir vielleicht tatsächlich nicht so allein in diesem verwunschenen Gemäuer waren, wie wir bislang geglaubt hatten, und Erleichterung über den Umstand, dass ich vielleicht nicht ganz so verrückt war, wie es mir selbst immer öfter vorkam.
    »Na also«, schnaubte Carl verächtlich. »Wenn du mich fragst, dann war diese Maria nicht mehr ganz richtig im Kopf. Die hat sich doch aufgeführt, wie eine Irre – hat mit sich selbst gesprochen, auf Phantome geschossen und ist wie eine verrückte Ballerina herumgetanzt.
    Wahrscheinlich hat sie die Leiche von Stefan fortgeschafft, während wir oben duschen waren.«
    »Aber das macht doch keinen Sinn«, wandte Ellen halbherzig ein. Ihre Erschöpfung schien langsam die Oberhand zu gewinnen. Ich hoffte, dass sie nicht in absehbarer Zeit einfach zusammenbrechen würde, wie das mir schon mehrfach zuvor widerfahren war.
    »Das gehört doch zu dem Wesen von Irren«, antwortete Carl schulterzuckend. »Sie tun Dinge, die in den Augen der übrigen Menschen keinen Sinn ergeben.«
    Sie graben beispielsweise nach Nazi-Schätzen, die es niemals gegeben hat, dachte ich bei mir, achtete aber in Anbetracht der Waffe in Carls Hand und dem Umstand, dass er streng genommen noch eine Revanche für mein boshaftes Spielchen in der Küche mit mir offen hatte, dieses Mal bewusst darauf, meinen Gedanken nicht versehentlich auszusprechen. Im Übrigen war ich fest davon überzeugt, dass Maria überhaupt nicht stark genug dazu gewesen wäre, die Leiche des Sportlers zu tragen – schließlich hatte es zweier kräftiger Männer und einer zumindest willensstarken Frau bedurft, um ihn aus der Küche hierher zu verfrachten. Muskelmasse wog schwerer als Fett, und ich wusste, wie unglaublich schwer Stefan gewesen war. Dass die kleine, zierliche Maria diesen mächtigen Kerl auch nur am Boden fortgeschleift haben könnte, war vollkommen ausgeschlossen.
    »Vielleicht sollten wir auch einmal kurz in der Küche nachsehen, ob die Leiche von Ed auch verschwunden ist?«, schlug ich fröstelnd vor.
    »Ganz ein Schlauer, was?« Carl schüttelte fast mitleidig den Kopf. Wenn abgrundtiefer Hass sich noch steigern ließ, dann tat er das in diesem Augenblick. »Du hoffst wohl darauf, dass du dir heimlich ein Messer aus der Schublade holen kannst. Nicht mit mir, mein Junge.« Er deutete mit der Pistole in Richtung Kellertreppe. »Dort spielt die Musik. Vorwärts jetzt!«
    Einen kurzen Moment, in dem mein Blick durch die offen stehende Eingangstür auf den Burghof hinaus streifte, verharrte ich noch auf

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