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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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kürzer als vor fünf Jahren. Das war eindeutig Jan.
    Auf leisen Sohlen schlich sich Lukas an ihn heran und klatschte hinter seinem Kopf in die Hände. Jan fuhr zusammen, als wäre er gegen einen elektrisch geladenen Zaun gelaufen und wirbelte herum. Dabei stieß er gegen den Diaprojektor, der bis an den Rand des Regalbretts rutschte.
    »Verdammt noch mal. Was soll denn das, du Blödmann?«
    »Hallo, Jan.« Lukas setzte das breiteste Grinsen auf, zu dem er fähig war.
    Jans grimmiger Gesichtsausdruck klärte sich, als er ihn erkannte. »Mensch, Lukas, du hier? Wir haben uns ja eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Übertreib nicht. Es sind nur fünf Jahre.«
    »Du hast dich kaum verändert, bist allerdings dicker geworden.«
    »Falsch, nicht dicker, muskulöser.«
    Jan fixierte ihn amüsiert von oben bis unten. »Und noch genauso schlagfertig wie früher.« Er hob die Hand und Lukas klatschte ab. »Was machst du hier?«
    »Ich wollte dich treffen und etwas für meine Weiterbildung tun.«
    »Woher weißt du, dass ich hier bin?«
    »Von einem Faltblatt. Es hing bei uns am Schwarzen Brett.«
    »Okay, wenn das so ist, bist du bei mir in den besten Händen.« Jan blickte auf seine Armbanduhr und zog die Nase kraus. »Aber erst muss ich den dämlichen Projektor in Gang bringen. Ein Dia hat sich verklemmt und der Transporthebel lässt sich nicht bewegen. Sobald das Gerät funktioniert, gehen wir einen Kaffee trinken. Einverstanden?«
    »Gern.«
    Jan zerrte und schüttelte das Gerät, bis es mit einem deutlichen Knacken das Dia freigab. Er schaltete den Projektor ein und testete alle Funktionen aus.
    Lukas empfand die Geräusche als angenehm, den tieffrequenten Dauerton und das typische Ratschen, als ein Dia in den Strahlengang transportiert wurde. Darauf folgte ein klagend-quietschendes Summen, der Versuch der Mechanik, das Dia scharf zu stellen. Der eingebaute Ventilator pustete warme Luft heraus. Augenblicklich intensivierte sich der Geruch nach Maschinenöl.
    »Was willst du eigentlich?«, neckte Lukas. »Er läuft doch tadellos.«
    »Scheiß Technik.« Jan blickte ihn mit einem jungenhaften Lachen an. »Gestern wollte er partout nicht funktionieren. Komm, lass uns gehen.«
    »Okay.«
    In der Cafeteria hielt sich ein älteres Ehepaar auf, das sich leise unterhielt. Während Jan zum Tresen ging und die Bestellung aufgab, suchte Lukas in der Nähe der Fensterfront einen Tisch. Auf den Fensterbänken lagen, drapiert um Brocken rotbraunen Lavagesteins, künstliche Zweige des sogenannten Eifelgoldes, dem Besenginster.
    »Ich halte gleich einen Diavortrag, Lukas. Kannst gern dazukommen und etwas lernen. Anschließend findet eine Führung statt.«
    »Ist bestimmt eine interessante Sache. Wann geht’s los?«
    Bevor Jan antworten konnte, klingelte sein Mobiltelefon. »Manchmal hasse ich das Ding.« Mit verdrießlicher Miene nahm er das Gespräch entgegen.
    Währenddessen ließ Lukas den Blick durch den Raum wandern. Über der Eingangstür entdeckte er ein laminiertes Blatt mit dem in Blau gehaltenen Emblem des Observatoriums.
    »Tut mir leid«, meinte Jan enttäuscht, »aber ich muss weg. Die Arbeit ruft. Trink in Ruhe den Kaffee aus. Wir sehen uns später und quatschen von früher. Du kannst dich gleich in den Vorführraum setzen. In einer halben Stunde geht es los.«
    »Ich werde dort sein«, versicherte Lukas und beglückwünschte sich zu dem Entschluss, hierher gefahren zu sein. Er hatte seinen alten Schulkameraden wiedergetroffen und bekam die Möglichkeit geboten, an einem Vortrag und einer Führung durch das Observatorium teilzunehmen. Es versprach, ein interessanter Tag zu werden. Losgelöst vom Lernstress, wollte er ihn genießen. Er streckte die Beine unter dem Tisch aus und trank genüsslich einen Schluck Kaffee.
    Die Schatten von Bäumen vollführten auf der Wand, die dem Fenster gegenüberlag, einen wogenden Tanz. Dort stand eine Glasvitrine mit Nachbauten von alten astronomischen Instrumenten.
    Er nahm einen Keks von der Untertasse und schob ihn in den Mund. Zufrieden kauend betrachtete er die Sonnenstrahlen, die in ein Dreikantprisma fielen und in ihre Spektralfarben aufgespalten wurden. Die Regenbogenfarben wanderten langsam über die weiße Raufaser, erreichten ein Foto der Mondoberfläche und vergingen.
    Wenige Minuten später verließ er zufrieden die Cafeteria.
     
    Lukas betrat den Vorführraum. Er war der erste Besucher. Die Einrichtung bestand aus vier Reihen einfacher Freischwingerstühle. Er

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