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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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auf meiner Markierung ein und verharre in dieser Position.
    Stille!
    Der Vorhang öffnet sich, ein einzelner Lichtkegel scheint auf mich herab.
    »Sehnsucht hat mich tief erfasst, zu spielen auf Tasten geliebte Sonaten. Doch ist es eine bittere Last, ewig und einsam auf mein Leben zu warten …«

[home]
    Sarah erzählt.
    I ch traue meinen Augen nicht.
Ben!
    Ruckartig wende ich mich Alberta zu. Die sitzt direkt neben mir und schaut starr geradeaus. Als stünde ein wildfremder Mann dort unten auf der Bühne.
    »Alberta«, raune ich ihr zu. Ich öffne meinen Mund und schließe ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Es erfordert all meine Konzentration, nicht in Schnappatmung zu verfallen. »Das war mit Sicherheit
kein
Zufall, dass du ausgerechnet Karten zu
diesem
Stück besorgt hast«, zische ich endlich.
    Alberta dreht sich mit aufgesetzter Unschuldsmiene zu mir um. Ein langgezogenes
›Pssst!‹
, ist das Einzige, was sie hinter vorgehaltenem Zeigefinger erwidert.
    Alberta äußerte bereits einige Wochen zuvor den Wunsch, ein Theaterstück anzusehen. Ich wunderte mich ein wenig, willigte jedoch sofort ein. Alberta ist bekennende Opernliebhaberin, für Theater hat sie sich eigentlich noch nie begeistert. Aufgrund ihrer Sprachschwierigkeiten fand ich das nie weiter verwunderlich. Umso mehr erstaunte mich ihre plötzliche Bitte.
    »Isch ’abe die Karte«, hatte die Nanny meiner Tochter nur einen Abend zuvor erwähnt. Beiläufig, während sie mit einem Stahlschwamm den Boden des großen Nudeltopfes bearbeitete.
    »Karten?«, fragte ich und sah für einen Moment von meiner Zeitung auf. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wovon Alberta sprach.
    »Fure die Theatro. Morgen isse Premiere.«
    »Oh! In Ordnung«, erwiderte ich schnell und blätterte die Seite um, ohne auf das Papier in meinen Händen zu sehen. Schlechtes Gewissen packte mich, weil ich mein Versprechen, Alberta zu begleiten, über die ersten Drehtage völlig vergessen hatte. Ihre Bitte hatte so vage geklungen, und nach meiner Zusage war kein Wort mehr über den anstehenden Theaterbesuch gefallen.
    »Morgen ist Premiere und du hast heute noch Karten bekommen?«, hakte ich nach einer Weile skeptisch nach. Alberta zuckte nur mit den Schultern, trocknete flüchtig ihre Hände ab und verließ dann, laut nach Josie rufend, den Raum. Den Topf ließ sie im Spülbecken stehen. Jetzt wird mir natürlich so einiges klar, aber ich hätte in diesem Moment schon stutzig werden müssen. Alberta lässt
niemals
einen schmutzigen Topf im Spülbecken stehen und geht dann einfach so aus der Küche!
    Naiv wie ich manchmal bin, deutete ich die Tatsache, dass Alberta so spät noch Premieren-Karten ergattert hatte, schlichtweg als schlechtes Zeichen. Es musste ein grottenlangweiliges Stück sein.
    Und wieder ein Irrtum, denn jeder Platz des großen Theaters ist besetzt.
    Fassungslos blicke ich die Nanny meiner Tochter an, die weiterhin stur geradeaus schaut und mein böses Zischen ignoriert. Für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, einfach aufzustehen und den Saal zu verlassen. Allerdings sitzen wir im Rang, mitten in der ersten Reihe. Ich müsste mindestens zwanzig Besucher von ihren Stühlen aufscheuchen, um hier wieder herauszukommen.
    Als die ersten, sanften Klänge eines wunderschönen Klavierstücks den hohen Raum erfüllen, drehe ich den Kopf wie von selbst zurück zur Bühne. Mein Entschluss zu bleiben fällt in diesem Moment.
    Ben sitzt am Piano und spielt mit geschlossenen Augen. So sanft, so feinfühlig. Von einer auf die andere Sekunde schmelze ich dahin.
    Wie er spielt …
    Ein Leben lang könnte ich so dasitzen und ihm nur zuhören.
    Ich lasse mich ein wenig tiefer in meinen Stuhl sinken und atme tief durch. Beschließe, Alberta später weiterzuhassen.
    Meine Gefühle für Ben tauchen binnen weniger Sekunden wieder zurück an die Oberfläche. Laut, drängend, intensiv. Sie lassen mein Herz so schnell und stark schlagen, dass ich mich endlich wieder lebendig fühle.
    Es gibt kein Entkommen vor der lange verdrängten Erkenntnis: Ich liebe Ben noch immer. So sehr!
    Ich beobachte, wie er sich in seinem Spiel bewegt, verfolge seine Hände mit meinem Blick. Denke unwillkürlich an unsere gemeinsame Nacht und schüttele schnell den Kopf, um den Gedanken wieder loszuwerden.
    Die Rolle des Pianisten ist großartig. Wie für Ben geschrieben. Aber habe ich nicht auch dasselbe immer von
Ron
gedacht?
    Ben ist ein verdammt guter Schauspieler
, wird mir sehr bald erneut

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