Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
schleuse mich nur widerwillig hinter Alberta durch die Stuhlreihe und lasse mich ergeben im Strom der Masse über den breiten Korridor des Theaters, in Richtung der Treppe, treiben. Wir steigen gerade die ersten Stufen hinab, als eine altbekannte Stimme hinter mir erklingt.
»Sarah? Was machst du denn hier? Bist du etwa wegen Ben da?«
Ich drehe mich herum. Tatsächlich, es ist …
»Randy! Das gibt es doch nicht!«
Wir fallen uns um den Hals, dann trete ich einen Schritt zurück und betrachte meinen ehemaligen Regisseur genauer. Gut sieht er aus,
Gott sei Dank!
Seit dem jähen Ende der Serie habe ich ihn nicht mehr gesehen. Damals war er wirklich ein Häufchen Elend. Das übereilte Ende seines Projekts war Randy fühlbar schwergefallen, und ich habe noch oft mit einem schlechten Gewissen an die letzten Wochen am Set zurückgedacht. Ben und ich hatten die Dreharbeiten am Schluss ungemein erschwert, dessen war ich mir durchaus bewusst.
Doch Randys strahlendes Lachen lässt mich mein schlechtes Gewissen schnell verdrängen. Es beweist damit, dass er ein echtes Stehaufmännchen ist. »Nein, ehrlich gesagt wusste ich überhaupt nicht, dass Ben hier spielt. Das war wohl eher
ein Zufall
«, erkläre ich mit einem finsteren Seitenblick auf Alberta, die wie ein Unschuldslamm neben mir steht.
Randy versteht offenbar sofort. Er nickt. »Ah, das muss die berühmte Signora sein, richtig? Ich bin der verhasste Regisseur, hallo!« Freundlich schüttelt er Albertas Hand. Die erwidert sein Lächeln und sagt …
nichts?
»Und, was führt dich hierher? Bist
du
wegen Ben hier?«, frage ich und versuche, dabei so gleichgültig wie nur möglich zu klingen.
»Auch, ja. Aber in erster Linie natürlich wegen Marc.«
Wegen Marc?
, frage ich mich stumm und schaue dabei wohl entsprechend verdutzt drein.
»Na, er hat doch die Musik für das Stück geschrieben, wusstest du das nicht? Großartig, oder?«
Ich komme nicht dazu, meine Anerkennung in Worte zu fassen, denn Randy selbst verfällt vor lauter Begeisterung in einen seiner unaufhaltsamen Redeflüsse. »Ich bin so stolz auf Marc, er schreibt wirklich brillante Stücke. Gott, ich liebe diesen Mann! … Und Ben war, wie immer, einfach nur fantastisch. Hätte ich ihn nicht schon vor Jahren entdeckt, heute Abend hätte ich ihn von der Stelle weg engagiert. Er wird sich vor Angeboten wahrscheinlich nicht mehr retten können. Wird wohl verdammt schwer für ihn werden, den Kameras dauerhaft den Rücken zuzukehren.«
Ich traue meinen Ohren kaum.
Er will wirklich nur noch Theater spielen? Keine Filme mehr, keine Serien?
In diesem Moment beginnt ein zunächst zögerlicher, sich aber schnell steigernder Applaus im Foyer unter uns.
Was …?
[home]
Ben erzählt.
I ch erschrecke beinahe, als mir jemand um den Hals fliegt, bis ich erkenne, dass es meine Schwester ist. Caro drückt mich fest an sich. Keine Ahnung, wie sie hergefunden hat, aber sie erwartet mich unmittelbar hinter der Bühne. Sie ist so begeistert, dass ihr Gesicht zu glühen scheint.
»Du warst umwerfend, Ben. Absolut umwerfend! Ich wünschte, Mom und Dad wären hier. Sie wären so stolz auf dich.«
»Kommt schon, kommt schon, wir müssen raus! Der Sekt wird warm. Ab mit euch ins Foyer«, drängelt Marc ungeduldig.
»Hey, der klingt schon wie Randy«, flüstert Maggie, die mich ebenfalls beglückwünscht und mir einen dicken Kuss auf die Wange drückt. Ich nicke und hebe Jack, den Mag mit nach oben gebracht hat und der nun schwanzwedelnd zu meinen Füßen steht, auf meine Arme. Gemeinsam laufen wir über den langen hellen Gang, der uns aus dem Backstage-Bereich zu der riesigen Eingangshalle führt.
Es war Marcs Vorschlag, dem Publikum direkt nach der Uraufführung des Stückes noch einmal die Ehre zu erweisen und zusammen mit den Besuchern auf den Erfolg anzustoßen. Alle waren einverstanden gewesen, auch wenn ich dem bevorstehenden Trubel mit gemischten Gefühlen entgegensehe. Doch nun ist es zu spät für Bedenken dieser Art.
»Ehe du dich's versiehst, wird es schon vorbei sein!«,
höre ich Sarahs Flüstern in meinem Kopf. Damals, als wir vor unserer ersten Pressekonferenz standen, hatte sie mich mit diesen Worten ermutigt.
Ich atme tief durch. Die große Flügeltür zum Foyer öffnet sich und schleust uns mitten in die Masse der Zuschauer. Als die Ersten erkennen, dass es die Darsteller und Akteure des Stückes sind, die sich auf diesem Weg zu ihnen gesellen, bricht zunächst verhaltener Applaus aus, der sich
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