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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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kurz meine Hand. »Siehst du, ging doch schnell«, flüstert sie.
    Ich nicke nur.
    Mit starrem Gesicht und ausdruckslosen Augen stellt
Ron
seine Blumen zusammen. Manchmal frage ich mich, wie sehr ich wirklich wie er bin. Dann würde ich gerne in Randys Kopf schauen, um zu erfahren, wie sehr ich als Inspiration für diesen verstockten Charakter gedient habe.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Antwort mögen würde.
    Hinter uns unterhalten sich zwei Reporter. »Tolles Bild!«, oder »Die Farben sind echt irre!«, sind nur einige der Wortfetzen, die ich aufschnappe. Dann wird es mucksmäuschenstill, als
Ron
von einem Auto erfasst wird und stirbt. Die Ruhe währt nicht lange. Nur Sekunden später kommt
Ron
im Himmel an und wird von ›seinem‹ Hauptengel empfangen.
Clark
erobert das Bild. Bringt den ersten Joke und erntet das erste schallende Gelächter.
    Der Bann ist gebrochen.
    Erleichtert blicke ich auf Sarah herab, die ihren Arm – wie so oft – unter meinen gehakt hat. Doch dieses Mal scheint sie nicht zu spüren, dass ich sie ansehe. Ich frage mich, ob sie Daniel vermisst. Wie sehr sie sich wünscht,
er
möge neben ihr sitzen, anstelle meiner Wenigkeit.
    Aber Daniel ist noch immer in Paris.
    An Josies Geburtstag war er da. Ein Überraschungsbesuch, bei dem auch ich ihn kurz kennengelernt habe. 
    »Hallo Mommy!«, hallte es durch das Studio, und Sarah, die gerade mitten in einer unserer gemeinsamen Szenen steckte, erschrak so sehr, dass ihr die Tasse aus der Hand rutschte und auf den Fliesen des Cafés zerschellte.
    Dessen ungeachtet wandte sie sich um. Ein dunkelblonder Lockenkopf, kaum größer als Jack, wenn er auf seinen Hinterbeinen steht, stürmte auf Sarah zu. Als die ihren Verlobten hinter der heranbrausenden Josie entdeckte, schrie sie auf, rannte los und flog Daniel regelrecht um den Hals. Jeder in der großen Halle konnte spüren, wie groß Sarahs Freude war.
    Sofort dachte ich an den Tag zurück, als ich ahnungslos meine Tür geöffnet hatte und Shirley plötzlich vor mir stand. Nie hätte ich damit gerechnet, dass sie alles aufgibt und ihr Leben neu ausrichtet. Nach mir. Ich hätte sie auf meine Arme heben und herumwirbeln sollen, so wie Daniel es in diesem Moment mit Sarah tat. Doch ich hatte sie nur angestarrt – mit offenem Mund, wie ein Vollidiot. Sie blieb trotzdem. Immer wieder war sie nachsichtig mit mir gewesen. Und ich hatte es trotzdem geschafft, alles zu vermasseln.
    Daniels Stimme holte mich zurück. Höflich entschuldigte er sich bei Randy für die Unterbrechung. Dann kam er auf mich zu, schüttelte mir strahlend die Hand und betonte nicht nur einmal, wie gut ihm mein letzter Film gefallen habe. Ich bedankte mich für das Kompliment und beteiligte mich mit abgedroschenen Floskeln an dem folgenden Gespräch. Doch als sich Daniel nur wenige Minuten später wieder verabschiedete, hatte sich meine gute Laune von zuvor vollkommen gelegt.
    Mit großer Mühe versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen, aber zumindest Maggie bekam meinen Stimmungswandel dennoch mit, was mir einen ersten tadelnden Blick einbrachte.
    Später, als ich allein in meiner Wohnung saß und gedankenverloren Jacks Kopf kraulte, gestand ich mir ein, Daniel während der vergangenen Wochen erfolgreich ausgeblendet zu haben. Immer wieder sah ich das Bild des glücklichen Paares vor mir, wie sie sich mitten im Filmstudio küssten und Sarah dabei ihre Arme um Daniels Hals schlang. Warum mich dieses Bild so sehr störte, verstehe ich bis jetzt nicht so recht.
    Daniel kam, um mit seiner Tochter ihren vierten Geburtstag zu feiern, und flog nur drei Tage nach seiner Ankunft schon wieder zurück nach Europa. 
    Zwei Wochen danach feierte Sarah ihren Geburtstag. Ohne Daniel.
    Gemeinsam mit der kompletten Crew erwartete ich sie bei ihrer Ankunft am Set und begrüßte sie mit einem etwas anderen Sektempfang. Sie hatte genug Klasse und Größe, die prickelnde Dusche mit Humor zu nehmen. Und genug Elan, sich derart zu wehren, dass Randy, John und ich nach ihrer Rache ebenfalls neue Klamotten benötigten.
    Mit einer Verspätung von fast einer Stunde starteten wir schließlich in einen völlig normalen Drehtag, der keine weiteren nennenswerten Zwischenfälle mit sich brachte.
    Nach Drehschluss, Sarah saß gerade vor dem großen Schminktisch in ihrer Garderobe und rieb über die schmerzenden Ballen ihrer Füße, klopfte ich an ihre offen stehende Tür. In der einen Hand hielt ich einen Teller mit einem Stück Kuchen, auf dem eine

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