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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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doch auf mich!«, ruft Sarah. Es klingt fast empört – was mich lächeln lässt. Ihr obligatorisches »Bis morgen, ich freue mich!« schallt durch die Halle. Schon ist sie bei mir und hakt sich unter.
    »Komm zum Abendessen!«, fordert sie ohne Umschweife. »Dann können wir spontan entscheiden, wonach uns zumute ist. Vielleicht haben wir Lust auf einen gemütlichen Abend, vielleicht treffen wir uns mit den anderen und feiern mit ihnen. Was sagst du?«
    Ich sage erst einmal gar nichts, denn ich muss mir ein Lachen verkneifen, als ich in Sarahs große hellgrüne Augen herabblicke. »Ich komme sehr gern«, erwidere ich schließlich.
    Sarah drückt meinen Arm, bevor sie sich losmacht. »Super! Tu mir nur einen Gefallen, ja?«
    Jeden!
    »Bring Jack mit! Das wäre eine Riesenüberraschung für Josie.«
    Der Geruch von frischem Popcorn steigt mir in die Nase, sobald ich aus meinem Wagen steige. Der Abend ist lau, und der Wind streicht sanft über meine Haut. Ich schließe die Augen und atme tief durch.
    Was tust du hier eigentlich?
, frage ich mich – nicht zum ersten Mal – und schüttele den Kopf. Maggie hat recht. Natürlich hat sie recht. Ich sollte es nicht noch schlimmer machen, als es ohnehin schon ist. Mit jeder Begegnung, mit jedem Lächeln und jedem ihrer Augenaufschläge verliere ich mich tiefer in Sarah, das weiß ich wohl. Ich falle, tiefer und tiefer …
    Und doch – um nichts in der Welt möchte ich in diesem Moment irgendwo anders sein als genau hier, bei ihr.
    Weißt du nicht mehr, wohin dich dein Egoismus das letzte Mal geführt hat?,
ächzt die ketzerische Stimme in mir. Ich ignoriere sie – ebenfalls nicht zum ersten Mal.
    Als ich die Beifahrertür öffne, springt Jack heraus und schüttelt sich. Vermutlich folgt er seiner Nase, denn er steuert zielstrebig auf den riesigen Eingang zu und schnuppert am unteren Rand der Haustür. Ich betrachte das Haus. Oder besser, die Villa – denn zum ersten Mal realisiere ich die vollen Ausmaße des schneeweißen Gebäudes vor mir. Nein, dieses Haus passt definitiv nicht zu Sarah. Es ist zwar wunderschön, aber es wirkt zu protzig und zu geradlinig. So ist sie nicht.
    Jack bellt einmal, schon fliegt die Tür auf.
    »Signore Todde, punkteliche, wie immer. Josie hate schon gefragte nack Ihne. Komme ’erein! Macke die ’Und Wasser in Schale, ja?«
    Ich stutze kurz, bis ich begreife, dass Alberta mit
›die ’Und‹
Jack, meinen
Hund,
meint. Die temperamentvolle Italienerin wartet sowieso nicht auf mein Nicken. In ihren ausgelatschten Sandalen schlurft sie bereits über den Korridor, verschwindet in der Küche und kommt nur wenig später mit einer riesigen Schüssel voll Wasser zurück. Ich pfeife nach Jack, der mittlerweile ins Wohnzimmer gelaufen ist und gar nicht daran denkt, zurückzukommen.
    Entschuldigend zucke ich mit den Schultern und erinnere mich dabei an die Blumen in meiner Hand. Ziehe eine langstielige weiße Rose aus dem schmalen Bündel und strecke sie in einer schrecklich steifen Geste Alberta entgegen.
    »Fure Sarah, ja? Wunderschone!« Die mollige Frau versenkt ihre Nase in der Blüte und schließt die Augen.
    »Nein, die ist für Sie, Alberta«, erwidere ich mit einem Schmunzeln.
    Ihre Augen weiten sich. »Danke schon. Sie ’abene keine Ahnunge, wann ische die letzte Male gekriegt ’abe eine Blume.«
    Sie schenkt mir ein dankbares Lächeln, bevor ihr Blick leicht an mir vorbeigleitet und sich wandelt. Ehe ich begreife, legen sich von hinten zwei Arme um meine Taille. Sarah sagt kein Wort, sie drückt mich nur fest an sich. Die Geste verwirrt mich. Manchmal spüre ich etwas, das ich nicht verstehe. Es ist wie eine Reflektion meiner eigenen Gefühle – wie etwas, das von ihr abstrahlt und an das ich doch nicht zu glauben wage, vielleicht nicht einmal glauben will. Genau in diesem Moment ist es wieder so weit.
    Dennoch genieße ich Sarahs Umarmung einen kurzen Moment. Mit flatternden Lidern kämpfe ich gegen das Bedürfnis an, meine Augen zu schließen. Dann löse ich ihren Griff, drehe mich um und blicke auf sie herab. »Hi!«
    Ihr Blick ist offen, sie lächelt. Doch irgendetwas an diesem Lächeln stimmt nicht, wirkt sehnsüchtig.
    »Hi!«, erwidert sie und löst sich dann vollständig von mir. Im selben Moment fällt die seltsame Melancholie von ihr ab. Aufgeregt reibt sie nun ihre Hände und rümpft die Nase ein wenig.
    »Und, schon nervös? Ich bin vor der ersten Ausstrahlung immer so hibbelig. Dumm eigentlich, oder? Jetzt ist es doch eh

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