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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Ende Dezember stand die erste Staffel. Danach ging ich auf die Suche nach Produzenten, denn dieses Ding kann ich nicht alleine stemmen, beim besten Willen nicht. Das wird eine der aufwändigsten Serien aller Zeiten werden. Ein Abnehmer war aber schnell gefunden. Ich hatte sogar eine ziemliche Auswahl, ehrlich gesagt. Dann nahm ich Kontakt zu Sarahs Managern auf, die erwartungsgemäß blockten. Ich ließ aber nicht locker, bis ich ihr das Manuskript für die ersten drei Folgen persönlich übergeben durfte. Das war vor drei Wochen. Ja, und dann standest du auf meiner To-do-Liste … warum so spät?« Er grinst, schmeißt den unterschriebenen Vertrag durch das offene Fenster auf den Beifahrersitz und klopft mir auf die Schulter. »Weil ich wusste, du würdest einen Rückzieher machen, wenn ich dir die Zeit dazu ließe. Ich meine,
Sarah Pace
! Allein die Möglichkeit, sie könne die Rolle doch annehmen, hätte dich abgeschreckt.«
    Bevor mir eine schlagfertige Antwort einfallen will, sitzt er schon am Steuer und blickt durch das offene Seitenfenster zu mir auf. »Sarah hat übrigens gesagt, sie würde dich gerne kennenlernen. Sie hat auch schon einen Termin und Treffpunkt festgehalten. Ich leite dir ihre Mail weiter, sobald ich zu Hause bin. Vermassele es nicht, hörst du? Von ihr habe ich noch keinen unterschriebenen Vertrag.«
    Damit fährt er die Scheibe des Fensters hoch und tritt das Gaspedal durch. Ich bleibe sprachlos zurück. Stehe nach wie vor mit eingesunkenen Schultern und leicht geneigtem Kopf auf dem Bürgersteig. Reglos.
    Jack ist es, der mich endlich aus meinem Gedankenknäuel befreit und im wahrsten Sinne des Wortes zurück ins Hier und Jetzt zieht. Er hat wohl eine Katze gesehen, denn plötzlich höre ich ein kurzes Knurren, gefolgt von einem extremen Ruck an meinem Arm. Und schon sehe ich meinem Hund nach, der mit wehenden Ohren und hinter sich her schleifender Leine die Straße herabprescht. Die Züchterin hatte mich gewarnt: »Ein Beagle, so knuffig er auch aussehen mag, ist und bleibt ein Jagdhund.«
    Wie wahr!
    Als ich ihn drei Blocks weiter endlich eingeholt habe, bin ich völlig außer Atem und spüre meine Beine kaum noch. Doch mein Verstand ist wieder voll da – und mit ihm die Erkenntnis:
Ich werde neben Sarah Pace spielen. Und sie will mich in einem persönlichen Gespräch vorab kennenlernen.
    Super, jetzt ist mir auch noch speiübel! 
    ***
    Zwei Monate später, an einem ungewöhnlich stürmischen Junitag, ist es so weit: Wir sitzen auf Barhockern am Tresen eines kleinen Cafés. Grüne und beige Fliesen säumen den Fußboden im Schachbrettmuster. An den wenigen Bistrotischen stehen Stühle, die fast zu grazil wirken, um ihrer Stabilität zu trauen. Der riesige Tresen, vor dem wir Platz genommen haben, bildet das Zentrum und den Blickfang des gemütlichen Raums. Es riecht nach frischem Gebäck und Kaffee.
Bemerkenswert …
    Ich bin nervös. Mehr als nur nervös. Meine Hände schwitzen, und ich habe das Gefühl, über jeden meiner Sätze zu stolpern, auch wenn Sarah mir das nicht anzumerken scheint.
    Mit einem Lachen beendet sie unser belangloses Geplänkel. Plötzlich sieht sie mir tief und sehr bedeutungsvoll in die Augen und lässt die – ohnehin nur mit viel Mühe vorgetäuschte – Leichtigkeit binnen eines Wimpernschlages verpuffen. Und dieser Moment, so kurz er auch sein mag, birgt beinahe etwas Magisches in sich. Wie von selbst senkt sich mein Kopf.
    »Ich hätte nie damit gerechnet, dass so etwas möglich ist«, gestehe ich vorsichtig. Ihre Hand berührt meine, federleicht.
    »Ich doch auch nicht«, flüstert sie.
    Warum sprechen wir so leise?
    Ich räuspere mich, und auch sie scheint um Fassung zu ringen. Sie zieht ihre Finger wieder zurück und spielt gedankenverloren an dem Griff ihrer Tasse. »Natürlich ist es toll, dich zu sehen. Ich wünschte bloß … du weißt schon.«
    Ja, ich weiß.
In diesem Moment weiß ich genau, was sie meint.
    »Es wäre nicht erst jetzt«, beende ich ihren Satz. Dann hole ich tief Luft, lege einen Finger unter ihr Kinn und hebe es sanft an. Ich muss schmunzeln, als sie ihren Blick nur sehr zögerlich zurück in meine Augen lenkt. Sie wirkt so schüchtern. »Ich mache dir einen Vorschlag – genießen wir einfach, was wir haben. Einverstanden?«
    Sie sieht mich lange an, bis sich ein schmerzliches Lächeln über ihr Gesicht zieht und ihre Finger erneut über meinen Handrücken gleiten.
    »Ja. Genießen wir es …«, sagt sie leise.
    »Uuund

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