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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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eine Menge Zeit mit dir verbringen. Bestimmt mehr, als mit meinem Verlobten und meiner kleinen Tochter. Abgesehen von all den romantischen Szenen, die Randy für uns ausgebrütet hat. Meinst du nicht, wir sollten uns – angesichts all dieser Tatsachen – duzen, Mr Todd?«
    Verschämt senke ich meinen Blick. »Ja, natürlich hast du recht! Es ist nur so … eigenartig.«
    »Hm?«
    Als ich wieder aufblicke, sehe ich nichts als Verständnislosigkeit in ihren Augen. Ich atme tief durch, denn die nun folgenden Worte fühlen sich an wie das unbeholfene Geständnis eines Teenagers – warum auch immer. »Nun, Sarah, ich habe dich schon auf der Leinwand gesehen, als ich noch zur Schauspielschule ging. Und jetzt spiele ich hier, zusammen mit dir. Neben dir.«
    Ich schaffe es nicht, ihrem Blick standzuhalten. Das Gefühl, noch immer der Schauspielschüler von damals zu sein, dem seine Lehrer stets vorhersagten, aus ihm würde – trotz Begabung – wohl nie etwas werden, wenn es ihm nicht gelänge, diese verdammte Schüchternheit abzulegen, ist mir zuwider. Trotzdem schleicht es sich in diesen Sekunden wieder ein.
    Ich höre die Stimme meines Rhetoriklehrers, als stünde der alte Hopkins leibhaftig neben mir: »In diesem Business musst du kämpfen und dich durchsetzen können, Junge. Mit roten Ohren und geflüsterten Sätzen wirst du es nicht weit bringen.«
    Gott sei Dank haben sich seine Prophezeiungen bislang nicht bewahrheitet, aber natürlich ist mir bewusst, dass ich ohne Randys Freundschaft und Loyalität nach wie vor auf schäbigen Bühnen spielen würde. Und, bei Gott, ich kann der Vorstellung nichts Negatives abgewinnen. Schauspiel, egal in welcher Form, ist mein Leben.
    Neben Sarah Pace spielen zu dürfen, das ist eine fast schon surreale Chance.
    Unmittelbar vor der Kamera, in den recht intimen Szenen, war es mir vorhin problemlos gelungen, ihre Person auszublenden und sie tatsächlich nur als
Lea
wahrzunehmen. Und als
die
war sie wirklich hinreißend und sehr authentisch. Mit Sarah zu spielen fühlte sich ohnehin so natürlich an, dass ich mich nun, im Nachhinein, nicht daran erinnern kann, auch nur für eine Sekunde über meinen Text nachgedacht zu haben. 
    Sarah lässt derweil meine Worte durchsickern. Schließlich zucken ihre Mundwinkel und verziehen die vollen Lippen zu einem Lächeln, das fast schelmisch wirkt.
    »Was?«, frage ich. Ihr Schweigen bringt mich in noch größere Verlegenheit. »Ich habe Respekt vor dir, das ist alles.« Warum nur habe ich überhaupt das Gefühl, mich verteidigen zu müssen? Fast schon trotzig sehe ich sie an.
    Ihr Lächeln dehnt sich zu einem Grinsen, das meinen Blick automatisch auf die tiefen Grübchen in ihren Wangen lenkt. »Ich hoffe, du respektierst mich auch jetzt noch, wo wir uns aufs
Du
geeinigt haben und ich dir etwas beichten werde.«
    Mit bedeutsamer Miene beugt sie sich vor und reckt sich auf die Zehenspitzen zu mir hoch. Haltsuchend stützt sie sich auf meiner Schulter ab. Ihre Stimme ist nun kaum mehr als ein Flüstern. »Weißt du, mein Vater war nämlich nicht unerheblich daran beteiligt, dass ich bereits mit vier Jahren meine erste kleine Filmrolle spielen durfte. Du weißt ja, ein großer Name öffnet tausend Tore.« Sie blinzelt mir zu, weicht wieder zurück und spricht dann in normaler Lautstärke weiter. »Du hingegen hast die Schlüssel für all diese Tore allein gefunden, nicht wahr?« Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht sie mich an. Noch bevor ich etwas erwidern kann, tippt sie mit ihrem Zeigefinger gegen meinen Brustkorb. »Ich habe mich im Vorfeld übrigens genau über dich informiert, Ben Todd. Man muss ja schließlich wissen, mit wem man es zu tun bekommt.«
    Ich erwidere Sarahs Grinsen und beschließe im selben Moment, mich auf ihr Spiel einzulassen. »So? Und, hast du schmutzige Storys gefunden?« In Wahrheit hoffe ich nur, dass sie nicht auf die
eine
, wirklich wichtige Story gestoßen ist.
    Zu meiner Erleichterung winkt sie jedoch schon ab. »Nein, privat bist du genauso langweilig wie ich. Aber Mr Google hat mir erzählt, dass du schon in unglaublich interessanten Stücken gespielt hast. Und deine Kritiken sprechen für sich. Aber ich muss zugeben, ich war erstaunt. Ein Vergewaltiger, ein Transsexueller, ein hochbegabter Autist, ein nackter Maler. Du schreckst wirklich vor keiner Rolle zurück, oder?«
    Ich erwidere nichts. Wie sollte ich ihr das auch erklären? Dass alle diese extremen Charaktere nur dem einen Zweck dienten, mich möglichst

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