Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
der Kuss eher ein Symbol. Also auch die Arme lediglich aufeinanderlegen. Behutsam, sachte!«
Er dirigiert seine letzten Worte und zieht sich im Rückwärtsgang zurück, als würde er sich am liebsten in Luft auflösen. Sarah und ich stehen einander starr gegenüber und lassen Randy nicht aus den Augen.
»Ruhe, bitte! Position … und Action!«, ruft der.
Ich wende mich Sarah zu und sehe sie direkt und tief an – so wie es das Drehbuch von
Ron
verlangt. Unwillkürlich muss ich schlucken. Sie erwidert meinen Blick, aus diesen großen grünen Augen, die in dem grellen Licht der Scheinwerfer noch viel heller schimmern als sonst und mich innerlich dahinschmelzen lassen.
Oh, diese Frau …
Sarah blinzelt auffällig oft. Auch ihr fällt es offensichtlich nicht leicht, mich so direkt anzusehen.
Warum will sie mich nicht, warum nur? Ich liebe sie so sehr. Und Josie.
Sogar Alberta habe ich bereits in mein Herz geschlossen.
Wieder keimt die Hoffnung in mir auf, dass Sarah einfach überfordert ist – dass ihr nur die Zeit fehlt, um zu erkennen, wie sehr sie sich geirrt hat. Dass es einfach zu früh für eine neue Beziehung ist.
Nein!,
sage ich mir dann in aller Bestimmtheit.
Nein, davon hat sie nichts gesagt.
Es gab kein
›erst einmal‹
oder
›vielleicht später‹
in ihrem Beschluss. Nur eine Bestimmtheit, die sich nach
endgültig
anfühlte.
»Schnitt!«, ruft Randy und kommt wieder auf uns zu. »Hallo, Erde an Ben und Sarah. Ihr solltet euch jetzt schon irgendwie langsam mal …« Mit einer Handbewegung deutet er an, uns im Nacken zu packen und gegeneinanderzupressen.
»… küssen! Ihr wisst doch, wie das geht, oder? Also los, noch einmal. Position … und … Action!«
Sarah besinnt sich nun offenbar ihrer Professionalität. Sie strafft ihre Schultern und schaut mich – beziehungsweise
Ron
– lächelnd an. Dann hält sie die Luft an, stellt sich auf die Zehenspitzen, schließt ihre Augen und küsst mich.
So sachte.
Meine Augen schließen sich unter ihrem Kuss ebenfalls wie von selbst. Ein Gewicht löst sich von meiner Brust und gibt mein Herz wieder frei.
Diese Lippen!
Meine Arme gleiten an ihren entlang – mit aller Behutsamkeit, die ich aufbringen kann …
»Schnitt! Perfekt, sofort kopieren! Und direkt noch einmal aus der andereee… «
Nur am Rande meines Bewusstseins wird mir klar, was hier gerade geschieht. Aber ehrlich: Es ist mir vollkommen egal.
Josh mag ungläubig hinter seiner Kamera hervorschauen … und ich meine zu spüren, dass der warme Lichtkegel des Spots abwandert. Auch das plüschüberzogene Mikrofon, das während der Aufnahmen über uns schwebt, sinkt so tief, dass ich es für einen kurzen Moment an meinen Haarspitzen fühle.
Maggie traut vermutlich ihren Augen nicht, und Randys unvollendeter Satz deutet darauf hin, dass seine Kinnlade herabgeklappt ist.
Aber all das ist absolut zweitrangig. Genau genommen spielt es überhaupt keine Rolle!
In dem Moment, als Randy
›Schnitt‹
gerufen hatte und sich Sarah aus unserem Kuss zurückziehen wollte, durchfuhr mich ein tiefer Impuls.
Nein, noch nicht!
Es hatte bei unserem ersten Kuss funktioniert und ich wollte nichts unversucht lassen. Also reckte ich mein Kinn vor und setzte nach. Mit leicht geteilten Lippen fing ich Sarahs Mund wieder ein und zog sie dabei dichter an mich heran. Und Sarah … sie schmiegte sich in meine Arme, bog sich mir entgegen und erwidert meinen Kuss auch jetzt noch mit einer unsagbaren Zärtlichkeit.
Meine Welt versinkt unter ihren Lippen. Die Crew-Mitglieder, die grellen Lichter, der eigenartige Geruch dieser Halle – alles verschwindet binnen weniger Sekunden. Übrig bleibt nur Sarah … und dieser Kuss.
Ich weiß nicht, wie lange wir uns so vor der versammelten Mannschaft liebkosen, aber ich werde mich ewig an Sarahs Gesicht unmittelbar nach diesem Kuss erinnern können.
Ich selbst beende ihn, stupse mit meiner Stirn gegen ihre und lasse meine Nasenspitze sanft über ihre hinweggleiten. Dabei lösen sich unsere Lippen voneinander.
Zunächst sind Sarahs Lider noch geschlossen. Sie wirkt benommen und wankt sogar ein wenig, als ich ihre Taille freigebe. Schnell umfasse ich ihre Ellbogen und halte sie erneut. Nach einem Augenaufschlag, der sich in Zeitlupe vor mir abzuspielen scheint, sieht sie schließlich zu mir auf.
»Und, fühlt sich das wirklich so
falsch
für dich an?«, flüstere ich.
***
In den folgenden Sekunden beobachte ich mit aufkochender Angst, wie sich Sarahs Blick wandelt.
Ich
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