Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
Freien Reiche würden mit nur zwei Kleidern ein Jahr überstehen können, hatte sie sich schütteln lassen, und auf ihrem Gesicht war ein angewiderter Ausdruck erschienen.
Cornelius hoffte, dass die magischen Fähigkeiten der Prinzessin genauso ausgeprägt waren wie deren Überheblichkeit und Wortgewalt, und er betete darum, dass die anderen Siegelerben nicht nur ausgesprochen fähig waren, sondern auch ausgesprochen umgänglich.
[home]
3. Kapitel
Wenige Tage später im Westen
Nur vereinzelt blitzten Sterne zwischen Wolken auf, der Sturm hatte nachgelassen, aber eisige Nachtluft legte sich weiß über Fels und dürres Geäst. In einer Senke in den Ausläufern des Kimmgebirges loderte ein Feuer in den Nachthimmel. Reste eines Bergbocks verbrannten zu Kohle, denn die sechs verlausten Kerle, die sich ums Lagerfeuer lümmelten, waren pappsatt, wischten fetttriefende Hände in Fellmänteln ab und rülpsten um die Wette. Einer hob gerade die rechte Pobacke, um es einem Furz leichter zu machen. Während er erleichtert seufzte, ranzte ein anderer: »Mann, mit dem Gestank kannste Krieg führen. Lässte noch einen los, war’s dein letzter. Wer schiebt die erste Wache?«
»Ich!«, rief ihm gegenüber ein junger Mann. »Bei Vollmond kann ich eh schlecht schlafen.«
»Weit verbreitet unter Weibervolk und Hosenscheißern!«
Gelächter hallte durch die Senke. Während sie noch lachten und weiter über den Jüngsten der Truppe spotteten, wurden schon Decken ausgerollt.
»Dene, weck mich und pass aufs Feuer auf! Ich will mir nich den Arsch abfriern!«
Der Jüngling, dessen Kinn ein noch spärlicher Bart zierte, grinste. »Wär auch schade drum, wo der so hübsche Geräusche rauslässt.«
Ins erneute Gelächter mischte sich Gähnen. Fünf Männer zogen so nah am Feuer, wie es gefahrlos möglich war, Kapuzen über, Mäntel enger und wickelten sich in abgenutzte Felldecken, denen der modrige Gestank zu lange feucht gewesener Wäsche anhaftete. Ihre Äxte legten sie griffbereit neben sich. Zunächst wurde noch gegähnt, zufrieden geschmatzt und gehustet, wenig später nur noch geschnarcht, hin und wieder durch Pfeiftöne angereichert.
Der Tag war lang gewesen, hatte ihnen aber auch Erfolg beschieden. Froh, das Gebirge morgen hinter sich lassen zu können, legte Dene Holz ins Feuer. Er überlegte, ob er noch ein paar Äste von den verkrüppelten Büschen am Hang brechen sollte, schüttelte aber den Kopf und grinste erneut. Für ihn würde das vorhandene Holz reichen. Musste sich der fette Jassir eben mal bewegen. Morgen würde er dafür sicher büßen müssen, aber das war ihm gleichgültig. Seine Kameraden ließen ohnehin keine Gelegenheit aus, ihn zu triezen. Er reckte und streckte sich, bedauerte das gleich, weil es ihn dabei noch mehr fröstelte, hängte sich die miefige Decke über die Schultern und blickte hoch zu den wenigen Sternen. Seine Eltern und Katta, seine kleine Schwester, schliefen sicher schon – unter denselben Sternen und doch so weit entfernt. Wie gern wäre er jetzt bei ihnen auf ihrem kleinen Hof mit all der Arbeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Dort wäre Erntezeit, und überall würde es duften, nach ... seine wehmütigen Gedanken wurden unterbrochen, denn die nahe dem Eingang zur Senke angepflockten Pferde wurden unruhig, drängten sich aneinander und schnaubten.
Ein Tier? Nie zuvor war er so weit im Westen gewesen. Er wusste nicht einmal, welche Tiere es hier überhaupt gab. Sollte er seine Kameraden wecken? Trine, ihr Ackergaul, hatte vor Igeln gescheut. Jassir würde ihn fressen, wenn er ihn wecken würde, weil ein Igel um die Beine der Pferde wieselte. Er zwang sich zur Ruhe, sah wieder in den Himmel, um so seinen Liebsten nahe zu sein, doch die blöden Gäule kamen nicht zur Ruhe, wieherten und trampelten immer weiter. Er rappelte sich hoch, schob einen Ast ins Feuer und machte sich auf den Weg, links den brennenden Ast, rechts seine Axt. Sein Herz klopfte zum Zerspringen, die Axt zitterte, das Astfeuer flackerte. Alle Sinne waren bis zum Äußersten gereizt, und ein Schrei – Angst- oder Warnschrei – lag auf seinen Lippen und wurde krampfhaft zurückgehalten.
Die Pferde schnaubten, als er sich näherte, und zerrten an den Seilen. Er bückte sich und beleuchtete den harten Boden. ... Nichts ... Vielleicht war ein Raubtier in der Nähe. Seine Blicke glitten über Fels und kahles Gestrüpp. Dort konnte sich nichts verstecken. Oder doch? Gab es hier vielleicht Schlangen? Besser
Weitere Kostenlose Bücher