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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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sich die Bewohner der Kuppel etwas zurückzogen. Zumindest das Gezupfe und Gezerre hatte ein Ende, und sie konnte wieder etwas sehen außer gelbgrüne Körper.
    Auf dem runden Platz standen vielleicht zwanzig sorgsam geflochtene Rohrstühle mit hohen Rückenlehnen im Halbkreis um einen schwarz glänzenden, eiförmigen Stein herum, der mannshoch war. Fremdartige Schriftzeichen oder auch nur Verzierungen waren darauf in einer einzigen Spirale eingeritzt und rot eingefärbt worden. Um ihn herum befanden sich Vertiefungen im Boden. In einer von ihnen lag ein blutroter Stein.
    Die Verianer versuchten gerade unwillkürlich, die Schriftzeichen zu entziffern, als das Geplapper um sie herum plötzlich abriss und eine gewaltige Echse und ein runder Gnom, dessen menschliches Gesicht und kahler Schädel mit unzähligen Warzen übersät waren, auf die Gruppe zuschritten. Der Gnom, der in einen bodenlangen Umhang aus buntgefärbten Vogelfedern gehüllt war, fing sofort an, wie ein Irrwisch herumzutanzen, kreischte, fuchtelte mit den Armen herum und wies dabei immer wieder auf die Gefangenen. Die Echsen verharrten derweil stumm und reglos.
    Irgendwann fand Meister Cato es an der Zeit, den Redeschwall des Kleinen zu unterbrechen. Ohne diesem auch nur einen Blick zu schenken und ohne die Stimme zu heben, wandte er sich an den großen Echsenmann und gab seine Zischlaute von sich. Je mehr der Gelehrte sagte, desto schriller wurde die Stimme des Kleinen. So wild, wie er herumsprang, und dabei wie ein aufgedrehtes Kind wirkte, hätte Marga zu jeder anderen Zeit gelacht. Jetzt war ihr allerdings nicht danach. Hilfesuchend sah sie Gideon an, und der übersetzte das Wortgefecht: »Der Visar – das ist ein nahezu ausgestorbener Volksstamm aus dem Sumpfrandgebiet im Süden – ist der Medizinmann hier. So, wie ich es verstanden habe, sind ihm in der letzten Zeit einige Kalla unter den Händen weggestorben, was man ihm übelgenommen hat. Er versucht jetzt, dem Ältesten zu erklären, dass wir daran schuld gewesen seien. Meister Cato hat uns gerade vorgestellt und erklärt, dass wir erst seit zwei Tagen in den Sümpfen sind und uns die Unglücksfälle daher in keinem Fall angelastet werden könnten. Außerdem versucht er, dem Ältesten klarzumachen, dass der Visar ein boshafter Lügner ist, der versucht, seine eigene Unfähigkeit anderen anzulasten. Dem Medizinmann hat er empfohlen, den Ältesten nicht zu beleidigen, indem er ihm unterstellt, derart unsinnige Behauptungen zu glauben.«
    Marga lächelte verkrampft. »Euer Meister ist nicht ungeschickt. Ich kann nur hoffen, dass der Älteste Vernunftgründen zugänglich ist.«
    Der Verianer nickte und verfolgte weiter gespannt die Unterhaltung. Der Gnom wurde noch wilder und lauter, tobte jetzt nahezu, und erst die Stimme des großen Kalla ließ ihn abrupt verstummen.
    »Was hat er gesagt?«, fragte die Hauptmännin nervös.
    »Der Älteste hat entschieden, dass er ihrem Gott Javor die Entscheidung überlassen wird. Dem Medizinmann hätte der die Hilfe verweigert. Wir sollen jetzt den verletzten Jäger heilen. Wenn es uns gelingt, dürfen wir mit dem göttlichen Wind reisen, wenn nicht ...« Er zuckte die Achseln und sah Marga an. »Das muss ich nicht näher ausführen, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf und schluckte schwer. »Haidar steh uns bei! Ich bete darum, dass Euer Meister diesen Jäger heilen kann.«
    »Das würde nicht viel nutzen, denn ich werde mein Glück versuchen.«
    Marga verlor fast die Fassung, und hätte sie nicht notgedrungen mit gedämpfter Stimme gesprochen, hätte diese ähnlich schrill geklungen wie die des glücklosen Medizinmanns. »Er schickt Euch? In solch einer Lage? Das erlaube ich nicht. Ich werde sofort mit ihm reden.« Sie wollte schon gehen, aber Gideon hielt sie am Arm fest.
    »Lasst gut sein! Er wird kommen, wenn es seiner Hilfe bedarf, aber er ist ein alter Mann und benötigt dringend Ruhe. Der Meister klagt nicht, aber seht ihn Euch an: Er kann sich kaum noch auf den Füßen halten. Seid unbesorgt, was getan werden kann, wird getan werden.«
    »Kennt Ihr Euch aus in der Heilkunst?« Die Hauptmännin wirkte in keiner Hinsicht beruhigt.
    »Ich habe viel darüber gelesen.« Bei diesen Worten wandte er sich schon ab und folgte einem Echsenkrieger über eine Brücke in eine Hütte.
    Marga sah ihm mit gemischten Gefühlen hinterher, und Vorreiter Ramon stieß sie leicht an. »Vergiss nicht, dass der Schüler auch nicht mehr so jung ist, wie er aussieht. Hat

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