Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
Weggefährten und nickte. »Der Jäger müsste überleben, hatte nur eine übel entzündete Wunde. Die Maden werden ordentlich etwas zu knabbern haben.«
»Sagtet Ihr Maden?«, fragte Ramon mit angewiderter Miene.
Gideon nickte erneut. »Die reinigen die Wunde, sie mögen nämlich totes Fleisch. War nur schwierig, den Echsen zu erklären, was ich wollte. Für das Wort ›Maden‹ fehlte mir die Übersetzung. Außerdem benötigte ich eine besondere Art von Maden. Nicht alle ...« Er schüttelte den Kopf. »Die Erläuterungen würden jetzt zu weit führen. Aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten hat es jedenfalls so lang gedauert.«
Danid würgte leicht, und der Verianer zwinkerte ihm zu. »Maden sind sehr wirksam. Der Kalla sagt, die Würmchen kitzeln lediglich. Ist doch schön, wenn man in der unangenehmen Lage etwas zu lachen hat, oder?«
»Heißt das, wir werden weiterreisen können?«, fragte Marga.
»Zumindest stehen wir noch nicht auf dem Speiseplan. Aber der Dorfälteste ist noch nicht überzeugt, dass der Jäger wirklich gesund wird. Er wird uns seine Entscheidung wissen lassen, sobald er sie getroffen hat. Ihr müsst mich nun entschuldigen. Meister Cato wünscht meine Anwesenheit bei dem Gespräch. Seine Erschöpfung macht ihm immer mehr zu schaffen, und er bedarf meiner Unterstützung.«
Marga sah ihm missmutig hinterher. Sie konnte aus irgendeinem Grund das Gefühl nicht loswerden, dass die Verianer ihr etwas verschwiegen. Da sie für die Sicherheit der Gruppe verantwortlich war, war sie darüber mehr als ungehalten, aber leider auch nach wie vor machtlos.
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5. Kapitel
Nebelkönigin Ayala saß in ihrem Frühstückszimmer. Gestickte Seidenteppiche zierten die weißen Wände, die Fenster standen offen, und der Duft von Rosen wehte hinein. Sonnenstrahlen tauchten den Raum in anheimelndes Licht und ließen den rotpolierten Tisch glänzen. Um einen Strauß bunter Blumen herum waren Wein, Wasser, ofenwarmes Brot, Fleisch, Früchte und Käse aufgetragen worden und verbreiteten appetitanregenden Duft. Doch die Herrin der Nebelinsel fand weder an der Umgebung noch an den Speisen Gefallen.
Sie hockte einem Geier gleich auf ihrem Stuhl, trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum und bemerkte gerade: »Die Priesterinnen suchen jetzt seit Tagen nach diesem Prinzen. Dabei fing es so gut an. Kaum hatten sie mit ihrer Suche begonnen, da hatten sie ihn auch schon, aber die Verbindung riss sofort wieder ab. Nur Hylia ist sich sicher, dass der Prinz im Norden sein muss. Ihre Eingebung hat sich oft als richtig erwiesen. Wir sollten darauf vertrauen.« Sie schlug so zornig mit der Hand auf den Tisch, dass das Besteck klapperte und eine Feige über den Tisch rollte. »Was bleibt uns schließlich anderes übrig!«
Martha, die im Gegensatz zu ihrer Herrscherin mit Appetit aß und deren Eulenaugen unablässig über die Speisen glitten, als überlege sie pausenlos, was sie als Nächstes essen sollte, schnitt ihren Braten zurecht, spießte zusammen mit einem Stück Fleisch noch einen geschmorten Pilz auf und nickte. »Der Norden ist groß, und blonde Männer sind nicht gerade eine Seltenheit. Ich sollte vielleicht mit Ligurius sprechen. Er könnte uns bestimmt helfen, den verlorenen Sohn aufzuspüren.«
Das Braten-Pilz-Stück verschwand in ihrem Mund, und Messer und Gabel bereiteten den nächsten Happen vor, während Ayala nachdachte: Der Norden erkannte Camoras Ansprüche auf den Thron an. Der Schwarze Fürst hatte Kairan nicht einmal erobern müssen, denn Händler legten sich nicht mit Männern an, hinter denen ein Heer stand. Ob der Großkönig durch Geburt, Wahl oder Mord an die Macht gekommen war, war im Norden bedeutungslos. Dort lebte man nach eigenen Gesetzen, den Gesetzen des Überlebens. Die von der Politik stets vernachlässigten Nordmenschen dienten keinem weltlichen Herrscher, aber sie waren gottesfürchtig, denn nicht Krone oder Thron waren lebenswichtig, sondern ausreichend Zeit und Sonne für die spärliche Ernte zwischen Frost und Frost.
Der mächtige Priesterrat unter Vater Ligurius hatte daher höchstes Ansehen genossen, bis er von Camora aufgelöst worden war. Vater Ligurius war seinerzeit allerdings nur nach außen hin von seinem Amt zurückgetreten. Im Geheimen lebten sowohl der Rat als auch die Inquisition weiter. Ein Ketzerjäger gab seine göttliche Berufung nicht auf den bloßen Befehl eines weltlichen Fürsten hin auf. Der einzige Unterschied war, dass seine Opfer seit dieser Zeit
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