Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
gehüllt, Bogen und Köcher über der Schulter, stark hinkend geradewegs auf sie zukam. Ohne ein Wort der Begrüßung band sie das überzählige Reitpferd los und schwang sich in den Sattel.
»Wir reden im Wald. Da ist es sicherer«, erklärte der Prinz und ritt Richtung Osten. Seinen Begleitern schenkte er keinerlei Beachtung.
»Freut mich, Euch wiederzusehen«, erwiderte Gideon und lenkte sein Pferd neben das des Prinzen. »Darf ich Euch meine Begleiterin, Prinzessin Caitlin, vorstellen? Mein Name ist Gideon Montastyre«, ergänzte er und erntete ein dunkles Gemurmel. »Ihr habt uns erwartet?«
»Euch nicht unbedingt, aber irgendwen.«
Höflich oder mitteilsam schien der Prinz nicht gerade zu sein, aber der Verianer versuchte es trotzdem. »Wisst Ihr, ich bin ohne Hoffnung aufgebrochen, tatsächlich einem da’Kandar-Prinzen zu begegnen. Wie war es Euch nur möglich, zu entkommen?«
Ihn traf ein derart eisiger Blick, dass er unwillkürlich schluckte. »Ihr kennt Euch im Wald aus?«, fragte er hastig und war nahe daran, vor sich hin zu pfeifen.
»Ja.«
Das war für die nächste Zeit der letzte menschliche Laut, den Gideon hörte, vom Räuspern Caitlins einmal abgesehen, die es unglaublich fand, einfach ignoriert zu werden. Das Klatschen der Hufe im Schneematsch war daneben lange das einzige Geräusch.
Vor ihnen lag der riesige Angus-Wald. Die hohen, dichtstehenden Nadelhölzer bedeckten ein Gebiet, das annähernd so groß war wie El’Maran. Den rötlichen Zapfen entströmte ein intensiver, herber Duft, der schon jetzt zu ihnen herüberwehte. Der Verianer konnte sich an viele Berichte über Menschen erinnern, die nie wieder aus diesem Wald zurückgekehrt waren, weil ... Jäh wurden seine Gedanken unterbrochen.
»Reitet!«, brüllte Rhonan, hatte schon sein Pferd herumgerissen und legte seinen Bogen an.
Verwirrt sah Gideon sich um. Sechs Reiter stürmten im gestreckten Galopp heran.
Caitlin wollte sich auch umsehen, aber ihr Kopf drehte sich nur in der Kapuze. »Was ...?« Weiter kam sie nicht, denn der Gelehrte versetzte ihrem Pferd einen Schlag, und das Tier machte einen Satz und preschte los. Die Prinzessin warf sich erschrocken auf den Pferdehals und kreischte. Gideon floh unmittelbar hinter ihr. Die ersten Bäume hatte er fast erreicht, als er einen Schrei hörte, der das Kreischen der Prinzessin übertönte. Wenn das jetzt der Prinz gewesen war? Er riss an den Zügeln und zerrte sein Pferd herum.
Rhonan spannte gerade erneut den Bogen und schien unverletzt, aber seine Pfeile hatten bereits Ziele gefunden. Reiterlos irrte ein Pferd umher, ein zweites zog seinen Reiter am Steigbügel mit sich. Ein dritter Reiter war zumindest verwundet. Ein Pfeil ragte aus seinem Arm.
Die Verfolger erreichten den Prinzen. Der warf den Bogen weg, riss sein Schwert aus der Scheide und fingerte mit der Zügelhand gleichzeitig am Gürtel. Sein Pferd tänzelte hin und her.
Gideon hörte einen Schrei, der unvermittelt abbrach, und der Verianer sah einen Dolchgriff aus dem Hals eines Kairaners ragen.
Die drei verbliebenen Verfolger versuchten erfolglos, ihr Opfer einzukreisen, da Rhonan sein Reittier mal nach links, mal nach rechts trieb und dann wieder nach vorn schießen ließ. Das überforderte Pferd machte wahre Bocksprünge und wieherte erbarmungswürdig. Aber die Taktik schien aufzugehen. Der Prinz drängte gerade einen Fremden weg von den anderen. Die beiden Pferde bewegten sich Seite an Seite im Kreis, während die Reiter mit Schwertern aufeinander einschlugen. Der Kairaner griff an, aber Rhonan wehrte die Attacke ab und warf gleichzeitig einen weiteren Dolch. Der schon durch einen Pfeil verwundete Verfolger sackte mit einem Aufschrei im Sattel zusammen. Der Prinz wurde bereits vom Nächsten bedrängt. Die Pferde warfen die Köpfe hin und her und schnaubten. Blutgeruch ließ sie immer unruhiger werden.
Gideons Hände bebten, als er sein kleines Messer aus dem Gürtel fingerte. Eigentlich hatte er es zum Gemüseputzen dabei und war dankbar, dass die Kämpfer so mit sich beschäftigt waren, dass sie ihn gar nicht wahrnahmen. Aber sein neuer Begleiter schien in arge Bedrängnis zu geraten, denn die Fremden drangen immer gleichzeitig auf ihn ein. Der Prinz wich weiter und weiter zurück, konnte nur noch abwehren, aber kaum noch eigene Attacken anbringen. Auch sein Pferd war offensichtlich kaum noch zu führen und stemmte sich gegen die Zügel.
War vorher vorwiegend das Klirren der Waffen zu hören gewesen, hörte
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