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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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noch vereinzelt kleine Handwerksstuben, aus denen Hämmern und Klopfen drangen, Stände gab es gar keine mehr. Er ging durch ein Wohngebiet der ärmeren Kairaner. Die Holzhäuser waren klein und zum größten Teil baufällig. Morsche Bretter waren oft nur durch Leder ersetzt worden, und Schimmelpilze wucherten aus Wänden und Dächern. Katzen und Hunde wühlten in halbgefrorenen Abfällen.
    Erneut bog er ab und sah endlich zur Linken das Gasthaus Zur kalten Sonne vor sich. Er spürte, wie sein Herz plötzlich schneller klopfte, öffnete die niedrige Tür und betrat einen schummrigen und verräucherten Schankraum. Obwohl es noch Vormittag war, waren schon einige Tische besetzt, und es stank nach billigen Talgkerzen und Gebrautem. Gideon drehte sich der Magen um bei dem Gedanken daran, das bittere Getränk schon zum Frühstück zu sich nehmen zu sollen.
    Endlich hatten sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt, und er ging zum Tresen und bestellte Ziegenmilch, Brot und Käse. Den Krug in der Hand drehte er sich um und betrachtete die Gäste. Drei Handwerker saßen an einem Tisch und fluchten über schon wieder gestiegene Standgebühren. Ein zerlumpter Hausierer ordnete mit trübsinniger Miene seine Kämme und Knöpfe aus Horn. In einer Ecke schliefen zwei leichtbekleidete Talermädchen zusammengerollt auf kleinen Bänken. An einem Tisch am einzigen kleinen Fenster der Gaststube saß ein Mann mit langen blonden Haaren vor den Resten eines kaum angerührten Frühstücks. Die Augen halb geschlossen schien er in seinen Umhang gehüllt vor sich hin zu dösen. Ein großer Wandersack und ein knorriger Ast lehnten am Tisch. Gideon hatte das von einem wenig begnadeten Künstler gemalte Bild der Königsfamilie im Kopf. Wenn überhaupt, konnte dies nur der jüngste Prinz sein. Völlig unbewusst war er bereits einige Schritte auf den einsamen Gast zugegangen.
    Der hob träge die Augenlider und sah den Verianer fragend an. »Kann ich Euch irgendwie behilflich sein?«
    Gideons Herz machte einen Sprung. Der Künstler war sicher nicht begnadet gewesen, aber die dunkelgrünen Augen des Prinzen hatte er hervorragend getroffen. Er trat an den Tisch heran. »Darf ich mich setzen? Ich glaube, wir haben ein gemeinsames Anliegen.«
    Rhonan sah kurz aus dem Fenster. »Um die Mittagszeit vor dem Osttor! Wir bekommen Besuch!«
    Der Gelehrte bückte sich und schaute ebenfalls aus dem Fenster. Vier Männer kamen zielstrebig auf das Gasthaus zu. Sie wirkten auf ihn wie einfache Handwerker, bis ihm dämmerte, dass die Ausbuchtungen an ihren Umhängen von Schwertgriffen herrühren konnten. Er wandte sich wieder um und sah nur einen leeren Stuhl, blickte sich weiter um, aber sein Gesprächspartner war nirgends mehr zu sehen. Verblüfft kehrte er zum Tresen zurück und aß sein Brot.
    Die vier Bewaffneten betraten den Raum und sahen sich um. Einer kam und fragte den Wirt nach einem blonden Fremden. Der schüttelte nur bedauernd den Kopf. Auch die Gäste konnten sich nicht erinnern und zuckten die Achseln. Auskünfte gab man hier anscheinend nicht so ohne weiteres.
     
    Gideon und Caitlin warteten seit geraumer Zeit auf der Ebene jenseits des Osttores. Ein weiteres Reit- und ein Packpferd führte der Verianer an Laufleinen mit sich. Ihm schmerzten noch die Ohren von Caitlins Gezeter, als er ihr den Hosenrock gezeigt hatte. Erst seine Ankündigung, dem Prinzen zu sagen, dass sie ihre Aufgabe nicht erfüllen konnten, weil seine Begleiterin eine dumme Gans sei, hatte sie zum Einlenken bewogen. Jetzt kauerte sie auf ihrem Pferd, hatte ihre Kapuze weit ins Gesicht gezogen und grummelte vor sich hin. Undeutlich hörte er etwas von männlichem Unvermögen, irgendetwas vernünftig regeln zu können. Sie musste jetzt in bitterer Kälte ausharren, nur weil zwei Männer keinen geeigneteren Treffpunkt hatten vereinbaren können.
    Gideon konnte sich ihren gemurmelten Vorwürfen nicht ganz verschließen. Auch ihm setzten Nässe und Kälte immer mehr zu. Schneeregen wurde ihm immer wieder ins Gesicht getrieben, und schon jetzt dankte er Bard für die wirklich warme Kleidung. Es ärgerte ihn nur, dass er auf Handschuhe verzichtet hatte, weil er geglaubt hatte, mit ihnen die Zügel nicht halten zu können. Bald würde er sie wirklich nicht mehr halten können, denn seine Finger wurden langsam klamm und steif.
    Er überlegte gerade, ob er sich die Fäustlinge aus der Satteltasche holen sollte, als eine große Gestalt, in einen schwarzen Umhang

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