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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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würden.
    Hinter einem schlichten Holztisch, auf dem ein Dolch lag, saßen zwei ehemalige Heerführer der Horden zusammen mit Fürst Darius und Fürst Menides, um ihr Urteil zu sprechen.
    Juna, die ihre Haare zu einem Zopf geflochten hatte und mit einem schlichten und – ganz gegen ihre Gewohnheit – auch hochgeschlossenen Gewand bekleidet war, hielt den Kopf schüchtern gesenkt, während sie neben Marga vor ihre Richter trat.
    Zunächst brachten die Hordenreiter ihre Vorwürfe vor. Es gab genug Augenzeugen, die beschwören konnten, dass nur die Angeklagte die Mörderin des Hexenmeisters gewesen sein konnte.
    Fürst Darius, der den Vorsitz führte, hob irgendwann die Hand und sah seine Beisitzer an. »Ich denke, wir haben jetzt genug gehört, um sicher zu sein, dass die Beschuldigungen stimmen. Ich benötige keine weiteren Zeugen.«
    Die übrigen Mitglieder des Richterrates nickten zustimmend, und er rief nunmehr die Hexentochter näher an den Tisch. »Nun, Juna Malewi, du hast gehört, was gegen dich vorgebracht wurde. Es ist ein Vorwurf, der unweigerlich den Tod nach sich zöge, wenn er von uns bestätigt werden würde. Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen? Hast du die Waffenruhe gebrochen?«
    Sie blickte nicht einmal hoch, sondern schluckte offensichtlich tapfer ein Schluchzen hinunter und nickte nur stumm.
    »Du hast also deinen Ziehvater, Hexenmeister Maluch, erdolcht?«, fragte er weiter, und sie nickte erneut, diesmal mit bebenden Schultern.
    »Aus welchem Grund denn nur?«
    Auch jetzt erhielt er nur ein Schweigen und zuckte die Achseln.
    »Keinerlei Verteidigung? Nun, denn …«, hob er an, wurde nun aber von seiner Tochter unterbrochen.
    »Wartet! Sie tat es aus höherem Zwang.«
    Marga wandte sich Juna zu. »Erkläre dem Gericht die Umstände der Tat. Erzähle auch hier, was du mir erzählst hast.«
    Die Hexentochter sah auch jetzt nicht hoch, sondern schüttelte nur stumm den Kopf und schluchzte hörbar.
    Marga sah ihren Vater an. Sie hüstelte, schickte ein Gebet zu den Göttern, dass die ihr diese Lügen verzeihen mögen, und erklärte mit tonloser Stimme: »Als der von Juna gewählte Beistand werde ich dann für sie sprechen und berichten, was sie zuvor mir mitgeteilt hat.«
    Erneut holte sie tief Luft, dachte an Derea und Canon und ihr Versprechen und sprach weiter: »Der Hexenmeister hatte die eigene Niederlage vorhergesehen, und er hatte im Traum sich selbst am Galgen gesehen. Der Gedanke daran, so bar jeder Würde und qualvoll zu enden, war ihm unerträglich. Er vertraute sich dem einzigen Menschen an, der ihn wegen seiner Feigheit nicht verhöhnen würde, seiner geliebten Ziehtochter Juna, und bat sie darum, ihn schnell und schmerzlos zu töten. Juna, die zu diesem Zeitpunkt noch an einen Sieg Camoras glaubte, lehnte dieses Ansinnen entsetzt ab. Ohnehin hätte sie es niemals übers Herz gebracht, den einzigen Menschen zu töten, der ihr immer mit Liebe begegnet war. Aber der Hexenmeister war fest entschlossen, sein Ende in den Armen seiner Tochter zu finden. Er belegte sie mit einem Zauber, drückte ihr seinen Dolch in die Hand und führte ihre Hand. Erst mit seinem Tod verschwand der Zauber, und Juna war zu fassungslos und viel zu sehr in ihrer Trauer gefangen, um einen klaren Gedanken fassen zu können, und versuchte nur noch den Ort des Schreckens zu verlassen. Sie sagte mir, dass sie das Todesurteil, ohne zu zögern, annehmen werde, da sie mit dem Gedanken daran, ihren geliebten Ziehvater erstochen zu haben, ohnehin nicht weiterleben könne. Aus diesem Grund schweigt sie jetzt. Doch ich bin der Meinung, dass Hexenmeister Maluch sie nur als willenlose Waffe für seinen Freitod wählte und eine Verurteilung daher nicht gerechtfertigt wäre.«
    Darius musterte seine bleiche Tochter, die jetzt seinen Blick mied, mit unergründlicher Miene und blickte dann zu Juna. »Stimmt es, was dein Beistand uns gerade berichtete?«
    Zum ersten Mal sah die Hexentochter hoch, und ihre schönen Augen waren tränenverhangen. »So war es, Fürst. Ich allein habe meinen Ziehvater getötet, den ich über alles geliebt habe. Sein Blut klebt jetzt an meinen Händen. Ich habe den Tod verdient und nehme den Schuldspruch an.«
    Schluchzend senkte sie wieder den Kopf, und durch ihren Körper lief ein Beben.
    Marga wurde erneut übel, weil sie deutlich spürte, dass das Beben echt war, aber lediglich ein inneres Lachen zum Ausdruck brachte. Sie wusste auch, dass ihr Vater kein Wort von der Geschichte glaubte.

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